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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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der Morgendämmerung
     greifen wir an.»
    «Wenn wir vor dem Dunkelwerden hinkommen», gab Ragnar zu bedenken, «dann sehen sie uns und können sich auf unseren Angriff
     vorbereiten.»
    «Wir können nicht erst im Dunkeln dort sein», sagte ich, «weil wir den Weg dann niemals finden werden. Übrigens will ich,
     dass sie sich auf unseren Angriff vorbereiten.»
    «Das willst du?» Guthred klang überrascht.
    «Wenn sie Männer auf der Nordseite sehen, werden sie ihren Festungswall besetzen. Sämtliche Männer werden das große Tor bewachen.
     Aber dort werden wir nicht angreifen.» Ich sah Steapa über das Feuer hinweg an. «Du fürchtest die Dunkelheit, ist es nicht
     so?»
    Steapa erwiderte meinen Blick. Er gab nicht gerne zu, dass er sich vor irgendetwas auf der Welt fürchtete, doch dann siegte
     seine Ehrlichkeit. «Ja.»
    «Aber morgen Nacht», sagte ich, «vertraust du mir da genug, dass ich dich durch die Dunkelheit führen kann?»
    «Ich vertraue dir.»
    «Dich und zehn weitere Männer», sagte ich und glaubte, ich wüsste, wie wir das uneinnehmbare Dunholm würden besetzen können.
     Das Schicksal musste dazu auf unserer |386| Seite sein, doch ich glaubte, als wir in dieser Regennacht ums Feuer saßen, dass die drei Spinnerinnen wieder einen neuen,
     goldenen Faden in mein Geschick woben. Und ich hatte immer geglaubt, dass Guthred ein goldglänzendes Schicksal bestimmt sei.
    «Nur ein Dutzend Männer?», fragte Ragnar.
    «Ein Dutzend Sceadugengan», sagte ich, denn es würden die Schattenwandler sein, die Dunholm einnahmen. Es war Zeit für die
     seltsamen Wesen, die in der Nacht umgehen, Zeit für die Wechselgestalten und die Schrecken der Dunkelheit, uns zu Hilfe zu
     kommen.
    Und wenn Dunholm erst einmal in unserer Hand war, mussten wir immer noch Ivarr töten.
     
    Wir wussten, dass Kjartan flussaufwärts die Übergänge über den Wiire bewachen ließ. Es musste ihm bewusst sein, dass wir umso
     leichter über den Fluss kämen, je weiter wir uns Richtung Westen bewegten, und ich baute darauf, dass ihn dieser Gedanke dazu
     bringen würde, viele seiner Krieger weit flussaufwärts zu schicken. Wenn er vorhatte, zu kämpfen und uns aufzuhalten, mussten
     seine Männer da sein, bevor wir an den Wiire kamen. Damit es noch mehr danach aussah, als wollten wir tief in die Hügel ziehen,
     wandten wir uns am nächsten Morgen nicht in Richtung des Flusses, sondern ritten nordwestlich übers Moorland. Als Ragnar und
     ich auf einem windgepeitschten Hügelkamm Rast machten, sahen wir, wie sich sechs von Kjartans Spähern aus der Verfolgergruppe
     lösten und Richtung Osten galoppierten. «Sie sind unterwegs, um ihm zu berichten, wohin wir ziehen», sagte Ragnar.
    «Also ist es an der Zeit, woandershin zu reiten», meinte ich.
    «Bald», sagte Ragnar, «aber noch nicht gleich.»
    |387| Sihtrics Pferd hatte ein Hufeisen verloren, und wir warteten, bis er eines der Ersatzpferde gesattelt hatte. Dann setzten
     wir unseren Weg noch eine Stunde in nordwestlicher Richtung fort. Wir beeilten uns nicht und folgten einem Schafspfad in ein
     Tal, in dem ein dichtes Wäldchen stand. Von dort aus zogen Guthred und die meisten anderen Reiter weiter nach Westen, während
     etwa zwanzig von uns unter den Bäumen warteten. Kjartans Späher, die sahen, wie Guthred und die anderen weiter ins Moor ritten,
     folgten ihnen, ohne sich weitere Gedanken zu machen. Die Beobachtergruppe bestand inzwischen nur noch aus neun Männern, die
     anderen waren mit Botschaften nach Dunholm geschickt worden, und die übrigen neun ritten auf kleinen, wendigen Pferden, mit
     denen sie leicht vor uns fliehen konnten, falls wir sie angriffen. Doch sie ritten ohne jede Besorgnis in das Wäldchen. Als
     sie es zur Hälfte durchquert hatten, sahen sie Ragnar vor sich und wandten sich zur Flucht, wir aber hatten unsere Männer
     in vier Gruppen aufgeteilt, damit Kjartans Leute in der Falle saßen. Ragnar war vor ihnen, ich schnitt ihnen den Rückweg ab,
     Steapa hatte zu ihrer Linken und Rollo zu ihrer Rechten Stellung bezogen, und mit einem Mal wurde den neun Männern klar, dass
     wir sie eingekreist hatten. Sie griffen meine Gruppe an, um aus dem Dickicht des Waldes zu entkommen, doch wir versperrten
     ihnen zu fünft den Rückzug, und unsere Pferde waren kräftiger, und zwei der Späher starben rasch, einen von ihnen hatte ich
     mit Schlangenhauch aufgeschlitzt. Die anderen sieben versuchten sich zu zerstreuen, doch Sträucher und Bäume behinderten

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