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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Schwert auf Kjartan, und Kjartan nickte und trat aus seinem Schildwall. Die
     Eingeweide seines Sohnes wurden von den Hunden verschlungen, und Thyra tanzte durch die Lachen aus Svens Blut und summte ein
     Lied auf ihren Sieg.
    «Ich habe deinen Vater getötet», sagte Kjartan höhnisch zu Ragnar, «und dich werde ich auch töten.»
    Ragnar sagte nichts. Die beiden Männer standen sechs Schritte voneinander entfernt und maßen sich mit Blicken.
    |431| «Deine Schwester war eine gute Hure», sagte Kjartan, «bevor sie verrückt geworden ist.» Dann stürzte er unvermittelt mit erhobenem
     Schild vor, und Ragnar machte einen Schritt nach rechts und ließ Kjartan an sich vorbeilaufen, und Kjartan, der damit gerechnet
     hatte, ließ sein Schwert herumschwingen, um Ragnars Knöchel zu treffen, doch Ragnar war schon wieder ausgewichen. Die beiden
     Männer beobachteten sich erneut abwägend.
    «Sie war sogar noch eine ganz brauchbare Hure, nachdem sie verrückt geworden war», sagte Kjartan, «außer, dass wir sie festbinden
     mussten, damit sie sich nicht mehr wehren konnte. So hatten wir es leichter mit ihr, verstehst du?»
    Da griff Ragnar an. Den Schild erhoben und das Schwert zu einem niedrigen Vorstoß bereit. Die beiden Schilde krachten gegeneinander,
     und Kjartan fing Ragnars Schwerthieb ab, und beide Männer legten sich mit ihrem ganzen Gewicht in ihre Schilde, um den anderen
     zu Fall zu bringen, und dann trat Ragnar wieder zurück. Er wusste, wie schnell und erfahren Kjartan war.
    «Aber ich habe schon bessere Huren gehabt als deine Schwester», sagte Kjartan. «Sie ist inzwischen zu verbraucht. Und zu verdreckt.
     Nicht mal ein Bettler hat noch Lust, sie zu nehmen. Das weiß ich. Ich habe sie nämlich letzte Woche einem angeboten, und er
     wollte sie nicht haben. Fand sie zu schmutzig.» Und dann machte er unvermittelt einen Vorstoß und hieb mit seinem Schwert
     nach Ragnar. Sein Angriff war nicht kunstvoll, bloß reine Kraft und Geschwindigkeit, und Ragnar wich mit einem Schritt seitwärts
     aus und fing den wilden Ausfall mit seinem Schild ab, und ich bekam Angst um ihn und wollte ihn unterstützen, doch Steapa
     hielt mich zurück.
    «Das ist sein Kampf», sagte er.
    |432| «Ich habe deinen Vater umgebracht», sagte Kjartan, und sein Schwert schlug eine Kerbe in Ragnars Schild. «Ich habe deine Mutter
     verbrannt», brüstete er sich, und ein weiterer Hieb traf den Schildbuckel, «und ich habe deine Schwester zur Hure gemacht»,
     sagte er und trieb Ragnar mit seinem nächsten Schwertstreich noch weiter zurück. «Und als Nächstes werde ich auf deine ausgeweidete
     Leiche pissen», brüllte Kjartan, holte aus und schwang seine Klinge wieder niedrig gegen Ragnars Knöchel. Dieses Mal traf
     er, und Ragnar stolperte. Mit seiner Hand, die seit der Schlacht von Ethandun verkrüppelt war, hatte er seinen Schild unwillkürlich
     gesenkt, und Kjartan riss seinen Schild hoch, um den Gegner zu Boden zu werfen, und Ragnar, der während des ganzen Kampfes
     noch kein Wort gesagt hatte, begann mit einem Mal laut zu schreien. Einen Wimpernschlag lang hielt ich es für den Schrei eines
     todgeweihten Mannes, doch in Wahrheit war es Zorn. Er rammte seinen Körper unter Kjartans Schild hindurch gegen seinen Feind
     und schob den größeren Mann mit schierer Kraft zurück, um dann mit einem flinken Seitenschritt aus seiner Reichweite zu treten.
     Ich hatte geglaubt, er sei durch den Hieb gegen seinen Knöchel lahm geworden, doch er hatte seine Stiefel mit Eisenbändern
     verstärkt, und wenn auch eines der Bänder nahezu zerschlagen war und wenn er auch eine Schramme abbekommen hatte, so war er
     doch nicht ernstlich verletzt, und jählings verwandelte er sich in ein Bündel aus Wut und Bewegung. Es war, als sei er mit
     einem Mal aufgewacht. Er fing an, um Kjartan herumzutanzen, und das war das Geheimnis des Zweikampfes. In Bewegung zu bleiben.
     Ragnar blieb in Bewegung, und er schäumte vor Zorn, und seine Schnelligkeit konnte es fast mit Finans Flinkheit aufnehmen,
     und Kjartan, der geglaubt hatte, seinem Gegner überlegen zu sein, fand sich mit einem Mal in |433| einem verzweifelten Kampf wieder. Sein Atem reichte ihm nicht mehr zu weiteren Beleidigungen, nur noch, um sich zu verteidigen,
     und Ragnar bestand nur noch aus Grimm und Gewandtheit. Er stieß gegen Kjartan vor, griff ihn an, stieß erneut vor, zielte,
     drehte sich weg, täuschte niedrige Angriffe vor, wehrte mit seinem Schild einen Gegenangriff ab und

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