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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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den Gebäuden.
    Kjartan war tatsächlich der Mann mit dem schmutzigweißen Umhang. Er war groß, fast so groß wie Steapa, und er war stark, doch
     er spürte, dass seine Festung fallen würde, und befahl seinen Männern, einen neuen Schildwall zu bilden, doch einige seiner
     Krieger waren schon dabei, aufzugeben. Dänen geben sich nicht leicht geschlagen, doch Kjartans Männer hatten festgestellt,
     dass sie gegen dänische Landsleute kämpften, und es war keine Schande, sich einem solchen Feind zu ergeben. Andere flüchteten
     durch das Brunnentor, und mich packte die Angst, dass Gisela entdeckt und entführt werden könnte. Doch die Frauen, die zum
     Wasserholen gegangen waren, schützten sie. Sie kauerten alle zusammen hinter der Palisade des Brunnens, und die angsterfüllten
     Männer flüchteten an ihnen vorbei zum Fluss hinunter.
    Doch nicht alle flohen oder gaben auf. Einige wenige Männer scharten sich um Kjartan, hoben ihre Schilde und erwarteten den
     Tod. Kjartan mochte grausam gewesen sein, aber er war auch tapfer. Sein Sohn Sven dagegen war nicht tapfer. Er hatte die Männer
     auf dem Festungswall am Torhaus befehligt, und diese Männer machten sich fast alle nordwärts davon und ließen Sven mit nur
     noch zwei anderen Kämpfern zurück. Guthred, Finan und Rollo erkletterten den Wall, um mit ihnen zu verhandeln, doch nur |429| Finan wurde gebraucht. Der Ire hasste es, im Schildwall zu kämpfen. Er war zu feingliedrig, so meinte er, um Teil einer solch
     kraftbestimmten Tötungswalze zu sein, doch im offenen Kampf wurde er für seine Feinde zu einem bösen Geist. Finan der Flinke
     war er früher genannt worden, und ich beobachtete erstaunt, wie er Guthred und Rollo überholte, es mit den drei Männern allein
     aufnahm und seine beiden Schwerter so rasch vorschnellen ließ wie zuschlagende Vipern. Er trug keinen Schild. Er verwirrte
     Svens Verteidiger mit Finten, drehte sich an ihren Angriffen vorbei und tötete sie beide mit einem Grinsen. Dann wandte er
     sich Sven zu, doch Sven war feige. Er drückte sich in eine Ecke des Festungswalls und hielt seinen Schild und sein Schwert
     weit auseinander, als wolle er zeigen, dass er nichts Böses im Sinn habe. Immer noch grinsend ging Finan in die Hocke und
     machte sich bereit, sein langes Schwert in Svens ungeschützten Bauch zu stoßen.
    «Er gehört mir!», schrie Thyra in diesem Moment. «Er gehört mir!»
    Finan warf ihr einen Blick zu, und Sven zuckte mit dem Schwertarm, als wolle er zustoßen, doch da schnellte schon Finans Schwert
     in seine Richtung, und Sven erstarrte. Er winselte um Gnade.
    «Er gehört mir!», kreischte Thyra erneut. Sie streckte ihre mageren Hände mit den grässlichen Fingernägeln nach Sven aus und
     schluchzte vor Hass. «Er gehört mir!»
    «Du gehörst zu ihr», sagte Finan. «So sei es», und er täuschte einen Stoß gegen Svens Bauch vor, und als Sven zum Schutz seinen
     Schild senkte, rammte Finan einfach seinen Körper dagegen, sodass Sven rückwärts vom Festungswall stürzte. Sven schrie beim
     Fallen. Es war kein tiefer Sturz, nur etwa so tief wie zwei Männer groß sind, doch er schlug dumpf wie ein Sack Korn auf den
     schlammigen |430| Boden. Zappelnd lag er auf dem Rücken und versuchte sich aufzurichten, doch da stand schon Thyra über ihm, und sie hatte einen
     langen, jammernden Schrei ausgestoßen, und die restlichen Hunde waren zu ihr gekommen. Sogar verstümmelte Hunde schleppten
     sich durch Unrat und Blut bis an ihre Seite.
    «Nein», sagte Sven. Er starrte mit seinem einen Auge zu ihr hoch. «Nein!»
    «Ja», zischte sie und dann bückte sie sich und nahm ihm das Schwert aus der widerstandslosen Hand, und dann machte sie ein
     kläffendes Geräusch, und die Hunde stürzten sich auf ihn. Er zuckte und schrie, als sie ihre Fänge in seinen Körper schlugen.
     Einige der Hunde, die darauf abgerichtet waren, schnell zu töten, wollten ihm an die Kehle gehen, doch Thyra wehrte sie mit
     dem Schwert ab, und so töteten die Hunde Sven, indem sie ihn vom Schritt aufwärts zerfleischten. Seine Schreie durchschnitten
     den Regen wie scharfe Klingen. Sein Vater hörte alles, und Thyra sah zu und lachte einfach nur.
    Und Kjartan lebte immer noch. Vierunddreißig Männer waren ihm geblieben, und sie wussten, dass sie dem Tod geweiht waren,
     und wollten als stolze Dänen sterben. Doch da ging Ragnar zu ihnen, die Adlerschwingen an seinem Helm waren gebrochen und
     durchnässt, und wortlos deutete er mit seinem

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