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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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erwarteten ein Lob wie junge Hunde, die ihren ersten Fuchs zur Strecke gebracht hatten. «Das habt
     ihr gut gemacht», erklärte ich ihnen, und das stimmte auch, denn nun waren Tekil und drei seiner Männer unsere Gefangenen.
     Sihtric, der Jüngling, war einer von ihnen, und er hielt immer noch die Ketten in den Händen, und in meinem Zorn entriss ich
     sie ihm und schlug ihm damit auf den Kopf. «Ich will auch die beiden anderen», sagte ich zu Rypere.
    «Welche anderen, Herr?»
    «Er hat zwei Leute losgeschickt, um ihre Pferde zu holen», sagte ich, «finde sie.» Ich schlug noch einmal heftig auf Sihtric
     ein, weil ich wollte, dass er vor Schmerzen schrie, aber er blieb still, obwohl ihm Blut von der Schläfe lief.
    Guthred saß immer noch auf der Kiesinsel, und auf seinem gutaussehenden Gesicht malte sich Verwunderung. «Ich habe meine Stiefel
     verloren», sagte er. Das schien ihm weit besorgniserregender als sein knappes Entkommen.
    «Ihr habt sie weiter flussabwärts am Ufer gelassen», erklärte ich ihm.
    «Meine Stiefel?»
    «Sie sind flussabwärts», sagte ich und versetzte Tekil einen Tritt, der meinen Fuß mehr schmerzte als seine Rippen unter dem
     Kettenhemd, aber ich war wütend. Ich war ein Narr gewesen und fühlte mich erniedrigt. Ich gürtete mich mit meinen Schwertern,
     dann kniete ich mich hin und nahm Tekils vier Armringe. Er sah zu mir auf, und er musste sein Schicksal gekannt haben, doch
     seine Miene war ausdruckslos.
    |120| Die Gefangenen wurden in die Stadt zurückgebracht, und dabei entdeckten wir, dass die zwei Männer, die Tekils Pferde hatten
     holen sollen, das Geschehen mitbekommen haben mussten, denn sie hatten sich Richtung Osten davongemacht. Es kostete uns viel
     zu viel Zeit, unsere eigenen Pferde zu satteln und die Verfolgung aufzunehmen, und ich fluchte, denn ich wollte nicht, dass
     die beiden Kjartan von mir berichteten. Es wäre für die beiden vernünftig gewesen, den Fluss zu überqueren und am Römerwall
     entlang zu flüchten, aber sie mussten vermutet haben, dass es zu gefährlich war, Cair Ligualid zu durchqueren, und sicherer,
     zuerst Richtung Süden und dann nach Osten zu reiten. Sie hätten auch ihre reiterlosen Pferde zurücklassen sollen, aber sie
     waren zu habgierig und nahmen sie alle mit, und das bedeutete, dass ihre Spuren leicht zu verfolgen waren, obwohl die Erde
     trocken war. Die beiden Männer kannten die Gegend nicht, und so ritten sie zu weit nach Süden und gaben uns damit Gelegenheit,
     ihnen den Weg Richtung Osten abzuschneiden. Bis zum Abend verfolgten wir sie mit sechzig Männern, und als sie in der Dämmerung
     in einem Weißbuchenhain rasteten, entdeckten wir sie.
    Der Ältere stellte sich dem Kampf. Er wusste, dass er nicht mehr lange zu leben hatte, und war entschlossen, in die Ruhmeshalle
     Odins einzugehen und seine Ewigkeit nicht mit den Schrecknissen von Niflheim zu verbringen. Also kam er unter den Bäumen hervor,
     brüllte eine Herausforderung, und ich drückte Witnere die Fersen in die Flanken, aber Guthred schnitt mir den Weg ab. «Er
     gehört mir», sagte er, zog sein Schwert, und sein Pferd galoppierte los, und zwar vor allem, weil Witnere, der es immer übel
     nahm, wenn sich ihm etwas in den Weg stellte, seinen kleineren Hengst ins Hinterteil gebissen hatte.
    |121| Guthred verhielt sich wie ein wahrer König. Er genoss das Kämpfen nicht und besaß viel weniger Erfahrung als ich, aber er
     wollte diesen Mann selbst töten, damit seine Leute nicht sagten, er verstecke sich hinter meinem Schwert. Er meisterte die
     Sache gut genug. Sein Pferd geriet aus dem Tritt, kurz bevor es Kjartans Mann erreichte, aber das erwies sich als Vorteil,
     denn das Stolpern brachte Guthred außer Reichweite des Feindes, dessen wild geschwungenes Schwert harmlos an seiner Hüfte
     vorbeifuhr, während Guthreds eigener verzweifelter Schlag das Handgelenk des Mannes traf und es brach, und danach war es leicht,
     den Feind niederzureiten und ihn tot zu hacken. Das alles gefiel Guthred nicht, doch er wusste, dass er es tun musste, und
     mit der Zeit wurde dieser Kampf zum Teil seiner Legende. Das Volk sang Lieder auf Guthred von Northumbrien, der im Kampf sechs
     Übeltäter erschlug, aber es war nur ein Mann gewesen, und Guthred hatte Glück gehabt, dass sich sein Pferd vertreten hatte.
     Aber das ist gut für einen König. Könige brauchen Glück. Später, als wir nach Cair Ligualid zurückgekehrt waren, gab ich ihm
     den alten Helm meines Vaters

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