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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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als Anerkennung für seine Tapferkeit, und er war darüber sehr erfreut.
    Ich befahl Rypere, den zweiten Mann zu töten, was er mit ermutigendem Genuss tat. Es war keine schwere Aufgabe, denn der zweite
     Mann war ein Feigling und wollte sich ergeben. Er warf sein Schwert weg, kniete sich zitternd hin und rief, dass er sich geschlagen
     gebe, aber ich hatte anderes mit ihm vor. «Töte ihn!», sagte ich zu Rypere, und er ließ sein Schwert mit einem wölfischen
     Grinsen auf den Mann niederfahren.
    Dann sammelten wir die zwölf Pferde ein, nahmen den beiden Männern ihre Rüstung und ihre Waffen und überließen ihre Leichen
     den Tieren, doch zuvor befahl ich |122| Clapa, ihnen die Köpfe abzuschlagen. Clapa starrte mich an wie ein Ochse. «Ihre Köpfe, Herr?», fragte er.
    «Schlag sie ab, Clapa», sagte ich, «und die hier sind für dich.» Ich gab ihm zwei von Tekils Armringen.
    Er staunte die beiden Silberreifen an, als hätte er noch nie zuvor so etwas Wunderbares gesehen. «Für mich, Herr?»
    «Du hast uns das Leben gerettet, Clapa.»
    «Es war Rypere, der uns hingeführt hat», gab er zu. «Er sagte, wir dürften nicht von der Seite des Königs weichen, und Ihr
     wart weggegangen, also mussten wir Euch folgen.»
    Und so gab ich Rypere die beiden anderen Armringe, und dann schlug Clapa den toten Männern die Köpfe ab und erfuhr dabei,
     wie schwer es ist, einen Nacken zu durchtrennen. Nachdem er es geschafft hatte, nahmen wir die blutigen Köpfe mit zurück nach
     Cair Ligualid, und als wir die zerstörte Siedlung erreicht hatten, ließ ich die beiden anderen Leichen aus dem Flüsschen ziehen
     und ebenfalls enthaupten.
    Abt Eadred wollte die vier übrigen Gefangenen aufhängen, aber ich überzeugte ihn davon, Tekil mir zu überlassen, wenigstens
     für eine Nacht. Ich ließ ihn zu mir in die Ruine eines alten Gebäudes bringen, von dem ich glaube, dass es aus der Römerzeit
     stammte. Die hohen Wände bestanden aus Quadersteinen und waren von drei großen Fenstern durchbrochen. Ein Dach gab es nicht
     mehr. Der Boden bestand aus winzigen schwarzen und weißen Steinziegeln, die früher ein Muster gebildet hatten, aber dieses
     Muster war schon seit langem zerstört. Ich entzündete ein Feuer auf dem größten Fleck mit Ziegeln, der auf dem Boden noch
     übrig geblieben war, und die Flammen warfen ihren grellen Schein auf die alten Mauern, und dazu drang |123| etwas schwaches Licht durch die Fensteröffnungen herein, wenn die Wolken den Mond freigaben. Tekil wurde von Rypere und Clapa
     zu mir gebracht, und sie wollten bleiben und zusehen, was ich ihm antun würde, doch ich schickte sie weg.
    Tekil war statt in seine Rüstung nun in ein schmuddeliges Wams gekleidet. Sein Gesicht war zerschrammt, und seine Handgelenke
     mit den Ketten zusammengeschlossen, die er für mich bestimmt hatte. Er setzte sich an einem Ende des alten Raumes auf den
     Boden, und ich ließ mich auf der anderen Seite des Feuers ihm gegenüber nieder. Er starrte mich einfach nur an. Er hatte ein
     gutes Gesicht, ein starkes Gesicht, und ich dachte, dass ich Tekil hätte mögen können, wären wir Gefährten und nicht Feinde
     gewesen. Mein prüfender Blick schien ihn zu belustigen. «Du warst der Totenkrieger mit dem Schwert», sagte er nach einer Weile.
    «War ich das?»
    «Ich weiß, dass der Totenkrieger einen Helm mit einem Wolfsrachen auf dem Kamm getragen hat, und diesen Helm habe ich an dir
     gesehen», er zuckte mit den Schultern, «oder leiht er dir den Helm vielleicht manchmal aus?»
    «Vielleicht tut er das», sagte ich.
    Fast musste er lächeln. «Der Totenkrieger mit dem Schwert hat Kjartan und seinen Sohn beinahe zu Tode erschreckt, aber genau
     das wolltest du ja, oder?»
    «Das wollte der Totenkrieger mit dem Schwert», sagte ich.
    «Und jetzt», sagte er, «hast du vier von meinen Männern die Köpfe abschlagen lassen, und diese Köpfe wirst du Kjartan überbringen
     lassen, ist es nicht so?»
    «Ja.»
    «Weil du ihnen noch größere Schrecken einjagen willst?»
    |124| «Ja», sagte ich.
    «Aber es müssen acht Köpfe sein», sagte er, «oder etwa nicht?»
    «Ja», sagte ich wieder.
    Darauf verzog er sein Gesicht zu einer Grimasse, lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und sah hinauf zu den Wolken, die
     vor dem Halbmond entlangzogen. Hunde jaulten in den Ruinen, und Tekil neigte den Kopf, um auf dieses Geräusch zu lauschen.
     «Kjartan mag Hunde», sagte er. «Er hat ein ganzes Rudel von ihnen. Bösartige Kreaturen.

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