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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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bewachten, erwähnte
     ich nicht. «Kjartan ist reicher, als man es sich erträumen kann.»
    «Dann wird es Zeit, die Schwerter zu wetzen», sagte Ulf.
    «Und Ælfrics Hort ist sogar noch größer», fügte ich hinzu, obwohl ich keine Ahnung hatte, ob das stimmte.
    Aber ich war wirklich davon überzeugt, dass wir Bebbanburg einnehmen konnten. Die Festung war noch nie in die Hände eines
     Feindes gefallen, aber das bedeutete nicht, dass es unmöglich war, sie einzunehmen. Alles hing von Ivarr ab. Wenn wir ihn
     schlagen konnten, dann wäre Guthred der mächtigste Mann Northumbriens, und Guthred war mein Freund, und er, so glaubte ich,
     würde mir nicht nur helfen, Kjartan zu töten und damit Ragnar den Älteren zu rächen, sondern mich danach wieder auf meinem
     Besitz und meiner Festung am Meer einsetzen. Davon träumte ich in jenem Sommer. Ich sah eine goldene Zukunft vor mir, wenn
     ich erst einmal das Königreich für Guthred gesichert hätte. Aber ich hatte die Boshaftigkeit der drei Spinnerinnen vergessen,
     die am Fuße der Weltenesche unser Schicksal weben.
    |154| Pater Willibald wollte nach Wessex zurückkehren, und das konnte ich ihm nicht verübeln. Er war Westsachse, und Northumbrien
     gefiel ihm nicht. Ich erinnere mich an einen Abend, an dem wir Elder aßen. Das ist gepresster und gekochter Kuheuter. Und
     während ich das Gericht verschlang und sagte, dass ich seit meiner Kindheit nicht so gut gegessen hatte, brachte der arme
     Willibald keinen Bissen hinunter. Er sah aus, als müsse er sich gleich übergeben, und ich verspottete ihn, ein Schwächling
     aus dem Süden zu sein. Sihtric, der inzwischen mein Diener geworden war, brachte Willibald Brot und Käse, und Hild teilte
     seinen Elder zwischen uns auf. Sie stammte zwar auch aus dem Süden, war aber nicht so wählerisch wie Willibald. Es war an
     diesem Abend, an dem er über dem Essen angewidert sein Gesicht verzog, als er uns sagte, er wolle zurück zu Alfred.
    Wir hörten aus Wessex kaum etwas, doch schien Frieden zu herrschen. Aber Guthrum war ja auch besiegt, und es war Teil seines
     Friedensabkommens mit Alfred gewesen, dass er sich hatte taufen lassen. Sein Taufname lautete Æthelstan, was so viel wie ‹wertvoller
     Stein› bedeutet, und Alfred war sein Pate, und den Berichten aus dem Süden zufolge hielt Guthrum, oder wie immer er jetzt
     hieß, das Friedensabkommen ein. Alfred lebte, und viel mehr wussten wir von Wessex nicht.
    Guthred beschloss, eine Gesandtschaft zu Alfred zu schicken. Er wählte vier Dänen und vier Sachsen aus, weil er glaubte, solch
     eine Gruppe käme auf ihrem Ritt unbeschadet durch dänisches und sächsisches Gebiet. Willibald sollte seine Botschaft überbringen.
     Willibald schrieb sie auch nieder, und seine Feder kratzte über das Stück frischgeschabtes Pergament. «Mit Gottes Hilfe»,
     sprach ihm Guthred vor, «habe ich das Königreich Northumbrien   …»
    |155| «Das Haliwerfolkland heißt», unterbrach Eadred.
    Guthred wedelte höflich mit der Hand, als ob er es Willibald überließe, ob er diese Ergänzung aufnehmen wollte. «Und ich bin
     entschlossen», fuhr Guthred fort, «dieses Land durch Gottes Gnade in Frieden und Gerechtigkeit zu regieren   …»
    «Nicht so schnell, Herr», sagte Willibald.
    «Und die Leute das richtige Bierbrauen zu lehren», machte Guthred weiter.
    «Und die Leute   …», murmelte Willibald.
    Guthred lachte. «Nein, nein, Pater! Schreibt das nicht!»
    Der arme Willibald. Dieser Brief war so lang, dass die Haut eines weiteren Lammes gespannt, abgeschabt und zugeschnitten werden
     musste. Lang und länger berichtete der Brief über den heiligen Sankt Cuthbert und wie er das Heer des heiligen Volkes nach
     Eoferwic gebracht hatte und dass Guthred ihm einen Schrein errichten würde. Zwar erwähnte er, dass es immer noch Feinde gab,
     die diese Absicht zunichte machen konnten, aber er ließ sie unbedeutend erscheinen, als wären Ivarr, Kjartan und Ælfric nur
     mindere Hindernisse auf seinem weiten Weg. Er bat auch darum, dass Alfred für ihn beten sollte, und versicherte dem König
     von Wessex, die Christen von Haliwerfolkland schlössen ihn jeden Tag in ihre Gebete ein. «Ich sollte Alfred auch ein Geschenk
     bringen lassen», sagte Guthred. «Was würde ihm wohl gefallen?»
    «Eine Reliquie», schlug ich säuerlich vor.
    Und der Vorschlag war gut, denn Alfred liebte nichts mehr als heilige Reliquien. Doch davon gab es in Eoferwic nicht viele
     zu holen. Zwar besaß die

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