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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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«Er hat seine Sachsen die Dänen in der Stadt abschlachten lassen! Er ist nicht so mitleiderregend,
     wie Ihr glaubt.»
    Guthred sah mich vorwurfsvoll an. «Ich kenne Euch, Uhtred», sagte er sanft. «Ihr wollt damit prahlen, dass Ihr der Mann seid,
     der Ubba am Meeresstrand getötet, Svein vom Weißen Pferd zu Fall gebracht und König Egbert von Eoferwic in sein kaltes Grab
     geschickt hat.»
    «Und Kjartan den Grausamen umgebracht hat», sagte ich, «und Ælfric niedergemacht hat, den Besatzer von Bebbanburg.»
    «Ich bin froh, dass Ihr nicht mein Feind seid», sagte |151| er leichthin. Dann zog er ein Gesicht. «Das Bier ist hier ziemlich sauer.»
    «Sie stellen es anders her», erklärte ich. «Was rät Euch Abt Eadred zu tun?»
    «Das Gleiche wie Ihr und Ulf natürlich. Egbert zu töten.»
    «Wenigstens einmal hat Eadred recht.»
    «Aber Alfred würde ihn nicht töten», sagte er fest.
    «Alfred ist König von Wessex», sagte ich. «Er hat keinen Gegner wie Ivarr und keinen Rivalen wie Egbert.»
    «Aber Alfred ist ein guter König», beharrte Guthred.
    Ich trat vor hilfloser Enttäuschung an einen Schanzpfahl. «Warum wollt Ihr Egbert am Leben lassen?», fragte ich. «Weil Euch
     das Volk lieben soll?»
    «Ich will, dass mich die Leute mögen», sagte er.
    «Sie sollten Euch fürchten», sagte ich leidenschaftlich. «Ihr seid ein König! Ihr müsst mitleidlos sein. Man muss Euch fürchten.»
    «Wird Alfred gefürchtet?»
    «Ja», sagte ich, und es überraschte mich, dass dies die Wahrheit war.
    «Weil er mitleidlos ist?»
    Ich schüttelte den Kopf. «Die Männer fürchten sein Missfallen.» Ich hatte nie zuvor darüber nachgedacht, doch mit einem Mal
     war es mir klar. Alfred war nicht mitleidlos. Sein Wesen war gnädig, aber er wurde dennoch gefürchtet. Ich glaube, die Leute
     verstanden, dass Alfred unter einer Ordnung stand, genau wie sie unter seinem Gesetz standen. Alfreds Ordnung war seine Gottesfurcht.
     Und dieser Gottesfurcht würde er niemals entkommen. Er würde nie so gut sein können, wie er es erstrebte, aber er würde trotzdem
     nicht aufhören, es zu versuchen. Ich dagegen hatte schon vor langer Zeit hingenommen, dass ich |152| fehlbar war, doch Alfred würde dies für sich selbst niemals hinnehmen.
    «Ich hätte auch gerne, dass die Leute mein Missfallen fürchten», sagte Guthred sanft.
    «Dann lasst mich Egbert töten», sagte ich, aber den Atem hätte ich mir sparen können. Guthred, angetrieben von seiner Verehrung
     für Alfred, verschonte Egbert, und später erwies sich, dass er damit das Richtige getan hatte. Er schickte den alten König
     in ein Kloster auf der Südseite des Flusses und hieß die Mönche darauf zu achten, dass Egbert das Klostergelände nicht verließ,
     und das taten sie auch. Innerhalb eines Jahres starb Egbert an einer Krankheit, die ihn als schmerzgeplagtes Bündel aus Haut
     und Knochen dahinsiechen ließ. Er wurde in der großen Kirche von Eoferwic beerdigt, wenn ich das alles auch nicht selbst miterlebt
     habe.
    Es war inzwischen Hochsommer geworden, und ich fürchtete jeden Tag, Ivarrs Männer würden südwärts in unsere Richtung ziehen.
     Doch stattdessen verbreiteten sich Gerüchte über eine große Schlacht zwischen Ivarr und den Schotten. Solche Gerüchte gibt
     es immer, und die meisten sind falsch, also glaubte ich sie nicht. Guthred jedoch beschloss, die Geschichte zu glauben, und
     erlaubte den meisten Männern seiner Streitmacht, nach Cumbrien zurückzukehren und ihre Ernte einzubringen. Dadurch hatten
     wir zur Sicherung Eoferwics nur noch wenige Männer. Guthreds Haustruppe war geblieben, und jeden Morgen ließ ich sie mit Schwert,
     Schild und Speer üben, und jeden Nachmittag ließ ich sie den Befestigungswall Eoferwics ausbessern, der an zu vielen Stellen
     eingefallen war. Ich hielt Guthred für einen Tölpel, weil er die meisten seiner Leute hatte gehen lassen, aber er sagte, dass
     sein Volk ohne die Ernte verhungern würde und dass er sicher |153| sei, die Männer würden zurückkehren. Und erneut hatte er recht. Sie kamen wieder. Ulf führte sie von Cumbrien zurück und wollte
     wissen, welche Aufgaben der Streitmacht bevorstanden.
    «Wir ziehen nach Norden und entmachten Kjartan», sagte Guthred.
    «Und Ælfric», drängte ich.
    «Natürlich», sagte Guthred.
    «Wie viel Beute gibt es bei Kjartan zu holen?», wollte Ulf wissen.
    «Berge», sagte ich und erinnerte mich an Tekils Bericht. Die wilden Hunde, die das Silber und das Gold

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