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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Kirche des Erzbischofs große Schätze, sogar den Schwamm, mit dem Jesus in seiner Todesstunde Essig
     zu trinken gegeben worden war, und auch |156| das Halfter von Bileams Esel, obwohl ich nicht wusste, wer Bileam war, und warum sein Esel heilig sein sollte, fand ich noch
     unverständlicher. Die Kirche also besaß ein Dutzend solcher Dinge, aber der Erzbischof hatte sie mitgenommen, und niemand
     wusste genau, wohin Wulfhere gegangen war. Ich glaubte, er hätte sich Ivarr angeschlossen. Hrothweard sagte, er habe einen
     Samen von einem Maulbeerbaum, der in der Bibel erwähnt wird, aber als wir die Silberdose öffneten, in der dieser Samen aufbewahrt
     wurde, fanden wir nichts als Staub. Schließlich machte ich den Vorschlag, dem Heiligen Oswald zwei von seinen drei Zähnen
     zu ziehen. Eadred wollte das zuerst nicht, aber dann fand er den Vorschlag doch nicht schlecht. Also wurden Zangen geholt,
     die kleine Truhe geöffnet, einer der Mönche zog dem toten König zwei seiner gelben Hauer, und dann wurden sie in einen wunderschönen
     Silbertopf gelegt, in dem Egbert früher geräucherte Austern aufbewahrt hatte.
    Die Gesandtschaft brach an einem Morgen im späten August auf. Guthred nahm Willibald zur Seite und gab ihm eine letzte Botschaft
     für Alfred, in der er Alfred versicherte, dass er, Guthred, zwar Däne sei, aber auch Christ, und deshalb solle Alfred, falls
     Northumbrien bedroht würde, Krieger schicken, um für dieses Gottesland zu kämpfen. Das war in den Wind geschissen, dachte
     ich, denn Wessex hatte schon genug Feinde, auch ohne sich um das Schicksal Northumbriens zu bekümmern.
    Auch ich nahm Willibald zur Seite. Es tat mir leid, dass er ging, denn ich mochte ihn, und er war ein guter Mann, aber es
     war nicht zu übersehen, wie sehr er sich nach Wessex zurücksehnte. «Ihr werdet etwas für mich tun, Pater», sagte ich.
    «Wenn es möglich ist», erwiderte er vorsichtig.
    «Richtet dem König meinen Gruß aus», sagte ich.
    |157| Auf Willibalds Gesicht zeigte sich Erleichterung, so als hätte er erwartet, dass ich ihn um einen viel größeren Gefallen bitten
     würde, und damit hatte er recht gehabt, wie er sogleich feststellen konnte. «Der König wird wissen wollen, wann Ihr zurückkehrt,
     Herr», sagte er.
    «Früh genug», sagte ich, obwohl ich nur noch einen Grund hatte, nach Wessex zurückzukehren, und der war, meinen Hort zu holen,
     den ich in Fifhaden vergraben hatte. Jetzt bedauerte ich es, den Schatz dort versteckt zu haben, denn in Wahrheit wollte ich
     Wessex niemals wiedersehen. «Ich will, dass Ihr Graf Ragnar findet», erklärte ich Willibald.
    Er riss die Augen auf. «Die Geisel?», fragte er.
    «Findet ihn», sagte ich, «und richtet ihm eine Botschaft von mir aus.»
    «Wenn ich es kann», sagte er, immer noch auf der Hut.
    Ich packte ihn an den Schultern, damit er genau zuhörte, und er verzog unter der Kraft meiner Hände das Gesicht. «Ihr werdet
     ihn finden», sagte ich drohend, «und Ihr werdet ihm meine Botschaft ausrichten. Sagt ihm, dass ich in den Norden gehe, um
     Kjartan zu töten. Und sagt ihm, dass seine Schwester lebt. Sagt ihm, dass ich alles tun werde, um sie zu finden und in Sicherheit
     zu bringen. Sagt ihm, das schwöre ich bei meinem Leben. Und sagt ihm, er soll hierherkommen, sobald er frei ist.» Ich ließ
     ihn alles wiederholen und auf sein Kruzifix schwören, dass er die Botschaft überbringen würde. Er zauderte, solch einen Schwur
     abzulegen, aber er fürchtete sich so sehr vor meiner Wut, dass er schließlich sein kleines Kreuz umklammerte und das feierliche
     Versprechen ablegte.
    Und dann machte er sich auf den Weg.
    Und wir hatten wieder eine Streitmacht, denn die Ernte war eingebracht. Es war Zeit, nordwärts zu ziehen.
     
    |158| Guthred ging aus drei Gründen in den Norden. Der wichtigste war Ivarr, den er schlagen musste, und der zweite war Kjartan,
     dessen Anwesenheit in Northumbrien wie eine entzündete Wunde schwärte, und der dritte war Ælfric, der sich Guthreds Führung
     unterordnen musste. Ivarr war der Gefährlichste, und er würde uns mit Sicherheit besiegen, wenn er sein Heer in den Süden
     führte, aber er musste dennoch niedergeworfen werden, weil es in Northumbrien keinen Frieden geben würde, solange er am Leben
     war. Von Ælfric ging die geringste Gefahr aus. «Euer Onkel ist König von Bebbanburg», sagte Guthred auf dem Zug nach Norden
     zu mir.
    «Nennt er sich selbst so?», fragte ich erbost.
    «Nein, nein! Dazu ist er

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