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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Schwert zu erscheinen, aber er hatte seinen Zauber
     durchgeführt, und nun würden wir sehen, ob er wirkte.
    Wir erreichten die Stelle, an der ich gestanden und beobachtet hatte, wie die beiden Männer die sieben Köpfe vom Pfad getreten
     hatten, und hielten an. Clapa wedelte |188| auffällig mit dem Zweig, und Guthred rutschte unruhig im Sattel herum, während er das Tor beobachtete. «Wie lange werden wir
     morgen brauchen, um nach Gyruum zu kommen?», fragte er.
    «Gyruum?», fragte ich zurück.
    «Ich wollte morgen dort hinreiten», sagte er, «und die Sklavenpferche niederbrennen. Wir können die Falken mitnehmen. Jagen.»
    «Wenn wir mit der Dämmerung aufbrechen», sagte Ivarr, «sind wir mittags dort.»
    Weit im Westen ballten sich unheilvoll schwarze Wolken. «Dort zieht ein Unwetter auf», sagte ich.
    Ivarr erschlug eine Bremse auf dem Nacken seines Hengstes und schaute dann mit gefurchten Brauen zum Haupttor. «Der Bastard
     will nicht mit uns reden.»
    «Ich möchte morgen reiten», sagte Guthred sanft.
    «Dort gibt es doch nichts», sagte ich.
    «Dort sind Kjartans Sklavenpferche», sagte Guthred, «und Ihr habt mir gesagt, dass wir sie zerstören müssen. Außerdem will
     ich auch das alte Kloster sehen. Wie ich höre, war es ein sehr großes Gebäude.»
    «Dann geht, wenn das Unwetter durchgezogen ist», schlug ich vor.
    Guthred erwiderte nichts, denn als Antwort auf Clapas Wedeln mit dem Zweig war hinter dem Haupttor in ein Horn geblasen worden.
     Schweigend betrachteten wir, wie die Flügel des Tores aufgeschoben wurden und eine Gruppe Reiter auf uns zukam.
    Sie wurde von Kjartan angeführt, der auf einem großen Schecken saß. Kjartan war von massiger Gestalt, mit breitem Gesicht,
     gewaltigem Bart und kleinen, misstrauischen Augen. Er trug seine Kriegsaxt, als habe sie kein Gewicht. An seinem Helm war
     ein Paar Rabenflügel befestigt, und |189| von seinen breiten Schultern hing ein schmutzigweißer Umhang herab. Ein paar Schritte vor uns zügelte er sein Pferd, und eine
     Zeit lang sagte er nichts, sondern starrte uns einfach nur an. Ich suchte nach Furcht in seinen Augen, doch er wirkte einfach
     nur streitlustig, wenn auch seine Stimme gedämpft klang, als er das Schweigen brach. «Herr Ivarr», sagte er, «ich bedaure,
     dass Ihr Aed nicht töten konntet.»
    «Ich habe überlebt», sagte Ivarr trocken.
    «Das erfreut mich», sagte Kjartan. Dann ließ er seinen Blick lange auf mir ruhen. Ich stand ein kleines Stück von den anderen
     entfernt etwas erhöht neben dem Pfad, wo der Weg leicht zu den Bäumen anstieg, bevor er wieder Richtung Landenge abfiel. Kjartan
     musste mich wiedererkannt, musste gewusst haben, dass ich Ragnars angenommener Sohn war, der seinen eigenen Sohn ein Auge
     gekostet hatte, aber er entschied, mich nicht zu beachten, und wandte sich wieder an Ivarr. «Was Ihr brauchtet, um Aed zu
     besiegen», sagte er, «ist ein Zauberer.»
    «Ein Zauberer?», Ivarr klang belustigt.
    «Aed fürchtet die alten, magischen Kräfte», sagte Kjartan. «Er würde niemals gegen jemanden kämpfen, der durch Zauberei Köpfe
     abschlagen kann.»
    Ivarr sagte nichts. Doch er drehte sich um und starrte mich an, und so verriet er den Totenkrieger mit dem Schwert und beruhigte
     Kjartan darüber, dass er es nicht mit Zauberei, sondern nur mit einem alten Feind zu tun hatte. Erleichterung überzog Kjartans
     Gesicht. Dann lachte er auf, es war ein kurzes, höhnisches Bellen, doch immer noch wandte er sich nicht an mich. Stattdessen
     sprach er Guthred an: «Wer bist du?»
    «Ich bin Euer König», sagte Guthred.
    Kjartan lachte erneut. Er war nun guter Dinge, sicher, |190| dass er es nicht mit schwarzer Magie zu tun hatte. «Das hier ist Dunholm, Grünschnabel», sagte er, «und wir haben keinen König.»
    «Und doch bin ich hier», sagte Guthred, ungerührt von der Beleidigung, «und hier bleibe ich, bis Eure Knochen unter Dunholms
     Sonne bleichen.»
    Kjartan lachte bloß. «Glaubst du wirklich, du kannst mich aushungern? Du und deine Priester? Glaubst du, ich verhungere, weil
     du aufgetaucht bist? Hör mir gut zu, Grünschnabel: In jedem Fluss leben Fische, und Vögel fliegen überall, und Dunholm kann
     nicht ausgehungert werden. Du kannst hier warten, bis das Weltenende mit seinen Wirren über uns hereinbricht, und immer noch
     werde ich besser zu essen haben als du. Warum habt Ihr ihm das nicht gesagt, Herr Ivarr?» Ivarr zuckte bloß mit den Schultern,
     als gingen ihn Guthreds Pläne

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