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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Ratschlägen, die er seinem Sohn zur Jagd mit dem
     Habicht erteilte, nur wenig. Guthred hatte mir seinen Falken gegeben, damit ich ihn fliegen ließ, doch zunächst ritten wir
     durch bewaldetes Gebiet, in dem ein Falke nicht jagen kann, also war sein Habicht im Vorteil und holte denn auch zwei Krähen
     aus dem Geäst. Bei jedem erlegten Tier jubelte Guthred. Erst als wir das freie Flusstal erreicht hatten, konnte mein Falke
     ungehindert fliegen und sich herabstürzen, um eine Ente zu schlagen. Doch er verfehlte die Ente, und sie flatterte in die
     Sicherheit eines Erlenhains. «Nicht Euer Glückstag heute», sagte Guthred zu mir.
    |196| «Vielleicht ist es bald für uns alle kein Glückstag mehr», sagte ich und deutete nach Westen, wo sich die Wolken am Himmel
     türmten. «Es wird Sturm geben.»
    «Aber erst heute Abend», sagte er wegwerfend, «und nicht bevor es dunkel ist.» Er hatte einem Bediensteten seinen Habicht
     gegeben, und ich überließ meinen Falken einem anderen. Wir hatten den Fluss jetzt zu unserer Rechten, und vor uns lagen die
     verkohlten Steingebäude des Klosters von Gyruum, das an einer Stelle des Ufers erbaut worden war, die sich leicht über die
     weitgestreckten salzigen Sümpfe erhob. Es herrschte Ebbe, und Korbreusen hingen in dem Fluss, der ein kurzes Stück weiter
     östlich in die See mündete.
    «Gisela hat Fieber», sagte Guthred zu mir.
    «Das habe ich gehört.»
    «Eadred hat gesagt, er wird sie mit dem Tuch berühren, das über Cuthberts Gesicht liegt. Er sagt, das wird sie heilen.»
    «Hoffentlich», sagte ich zweiflerisch. Vor uns ritten Ivarr und eine Gruppe von rund zwanzig seiner Leute. Wenn sie sich jetzt
     gegen uns wandten, könnten sie Guthred und mich ganz leicht niedermachen, also beugte ich mich zur Seite und hielt Guthreds
     Pferd an, sodass Ulf und seine Leute zu uns aufschließen konnten.
    Guthred ließ mich gewähren, doch mein Handeln belustigte ihn. «Er ist kein Feind, Uhtred.»
    «Eines Tages», sagte ich, «werdet Ihr ihn töten müssen. Und an diesem Tag, Herr, werdet Ihr sicher sein.»
    «Bin ich jetzt nicht sicher?»
    «Eure Streitmacht ist klein und unerfahren», sagte ich, «und Ivarr wird sich neue Männer suchen. Er wird so lange Schwert-Dänen,
     Schild-Dänen und Speer-Dänen in seine Dienste nehmen, bis er wieder Herr von Northumbrien ist. |197| Jetzt ist er schwach, aber er wird nicht für immer schwach bleiben. Deshalb will er Dunholm, weil es ihn wieder stark machen
     wird.»
    «Ich weiß», sagte Guthred geduldig, «ich weiß das alles.»
    «Und wenn Ihr Gisela mit seinem Sohn verheiratet», sagte ich, «wie viele Männer bringt Euch das?»
    Er sah mich mit scharfem Blick an. «Wie viele Männer könnt Ihr mir denn bringen?», fragte er, aber auf meine Antwort wartete
     er nicht. Stattdessen trieb er sein Pferd an, um auf die Erhöhung mit den Überresten des Klosters zu kommen, das Kjartans
     Männer als Palas benutzt hatten. Sie hatten ein Strohdach über die Steinwände gelegt, und darunter befanden sich eine Feuerstelle
     und ein Dutzend Holzpodeste zum Schlafen. Die Männer, die hier gelebt hatten, mussten nach Dunholm zurückgekehrt sein, noch
     bevor wir den Fluss auf unserem Weg nach Norden überquert hatten, denn der Palas war verlassen und die Feuerstelle kalt. Unter
     dem Hügel, in dem breiten Tal zwischen dem Kloster und der alten Römerfestung auf der Landzunge, lagen Sklavenpferche, die
     kaum mehr waren als mit Flechtzäunen umgebene Koppeln. Alle waren leer. In der alten Festung lebten ein paar Leute, die einen
     hohen Holzstapel bewachten, den sie zur Warnung anzünden sollten, falls Reiter am Fluss auftauchten. Ich bezweifelte, dass
     dieses Feuer jemals gebrannt hatte, denn kein Däne würde in Kjartans Land auf Raub gehen. Doch unterhalb des Hügels mit dem
     Warnfeuer ankerte ein einzelnes Schiff an der Stelle auf dem Tine, an der sich der Fluss endgültig nach dem Meer ausrichtet.
     «Wir stellen fest, was er hier zu tun hat», sagte Guthred grimmig, als ob er dem Schiff sein Dasein verüble. Dann befahl er
     seiner Haustruppe, die Flechtzäune einzureißen und zusammen mit dem Strohdach |198| zu verbrennen. Er beobachtete, wie seine Männer mit der Arbeit begannen, und dann grinste er mich an. «Sollen wir nachsehen,
     was es mit diesem Schiff auf sich hat?»
    «Das ist ein Händler», sagte ich. Es war ein dänisches Schiff, denn andere fuhren nicht an dieser Küste, aber es war offenbar
     kein Kampfschiff, denn sein

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