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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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können, aber dann drängten sich Ivarr und sein Sohn heran.
     Beide hatten das Schwert gezogen, und Ivarrs Hengst stellte sich Witnere in den Weg, der gereizt zu beißen versuchte. «Was
     habt Ihr getan, Herr?», fragte ich Guthred.
    Einen Herzschlag lang konnte er nicht sprechen. Er war sogar unfähig mich anzusehen, doch dann zwang er sich zu einer Antwort.
     «Ihr habt mir erklärt», sagte er, «dass Alfred tun würde, was auch immer notwendig ist, um sein Königreich zu erhalten. Und
     eben das tue ich auch.»
    «Und was ist das genau?»
    Er hatte den Anstand, beschämt dreinzublicken. «Ælfric von Bebbanburg bringt Truppen, um die Besetzung Dunholms zu unterstützen»,
     sagte er. Ich starrte ihn nur an. «Er kommt», fuhr Guthred fort, «um mir den Treueid zu leisten.»
    «Diesen Eid habe ich Euch geleistet», sagte ich bitter.
    «Und ich habe Euch versprochen, Euch davon zu entbinden», sagte er, «und das tue ich hiermit.»
    «Also liefert Ihr mich meinem Onkel aus?», fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. «Euer Onkel hat Euer Leben als Preis gefordert, doch das habe ich abgelehnt. Ihr werdet weggehen,
     Uhtred. Das ist alles. Ihr werdet sehr weit weggehen. Und im Tausch für Eure Verbannung gewinne ich einen Verbündeten mit
     vielen Kriegern. Ihr hattet recht. Ich brauche Krieger. Ælfric von Bebbanburg kann sie mir bieten.»
    «Und warum muss ich unbewaffnet in die Verbannung gehen?», fragte ich.
    «Gebt mir Euer Schwert», sagte Guthred. Zwei von Ivarrs Leuten waren, das Schwert ebenfalls gezogen, hinter mir.
    |202| «Warum muss ich unbewaffnet gehen?», fragte ich erneut.
    Guthred warf einen Blick auf das Schiff und sah dann wieder mich an. Er zwang sich zu sagen, was noch gesagt werden musste.
     «Ihr werdet unbewaffnet gehen», erklärte er mir, «weil Ihr werdet, was ich war. Das ist der Preis von Dunholm.»
    Einen Augenblick lang konnte ich weder atmen noch sprechen, und ich konnte nicht sofort fassen, dass er es tatsächlich so
     meinte. «Ihr verkauft mich in die Sklaverei?», fragte ich.
    «Im Gegenteil», sagte er. «Ich habe dafür bezahlt, dass Ihr versklavt werdet. Also geht mit Gott, Uhtred.»
    Damals hasste ich Guthred, obwohl ein kleiner Teil von mir eingestand, dass er einfach nur skrupellos war, und das gehört
     zum Königtum. Ich konnte ihm zwei Schwerter bringen, mehr nicht, aber mein Onkel Ælfric konnte ihm dreihundert Schwerter und
     Speere bringen, und Guthred hatte seine Wahl getroffen. Es war, so vermute ich, die richtige Wahl, und ich war dumm gewesen,
     es nicht kommen gesehen zu haben.
    «Geht», sagte Guthred nun schroff, und ich schwor Rache und stieß die Fersen in Witneres Flanken, und er schoss vorwärts,
     doch er wurde augenblicklich von Ivarrs Pferd aufgehalten, brach taumelnd in die Knie, und ich wurde auf seinen Hals geschleudert.
     «Tötet ihn nicht!», rief Guthred, und Ivarrs Sohn schmetterte mir die flache Seite seiner Schwertklinge an den Kopf, sodass
     ich vom Pferd fiel, und bis ich wieder auf die Füße gekommen war, hielt Ivarr Witnere in sicherem Griff, und Ivarrs Männer
     richteten von ihren Pferden aus die Schwertspitzen auf meinen Hals.
    Guthred hatte sich nicht gerührt. Er beobachtete mich |203| einfach nur, aber hinter ihm, mit einem Lächeln auf dem ungestalten Gesicht, war Jænberht, und da verstand ich. «Hat dieser
     Bastard die Sache geplant?», fragte ich Guthred.
    «Bruder Jænberht und Bruder Ida kommen aus dem Hausstand Eures Onkels», räumte Guthred ein.
    Da wusste ich, was für ein Narr ich gewesen war. Seit die beiden Mönche nach Cair Ligualid gekommen waren, hatten sie über
     mein Schicksal verhandelt, und ich war blind dafür gewesen.
    Ich klopfte mein Lederwams ab. «Gewährt Ihr mir eine Bitte, Herr?», sagte ich.
    «Wenn ich kann.»
    «Gebt Hild mein Schwert und mein Pferd. Gebt ihr alles, was mir gehört, und sagt ihr, sie soll es für mich aufbewahren.»
    Er antwortete nicht gleich. «Ihr werdet nicht zurückkommen, Uhtred», sagte er dann mit sanfter Stimme.
    «Gewährt mir diese Bitte, Herr», beharrte ich.
    «Ich werde es tun», versprach Guthred, «aber zuerst gebt mir Euer Schwert.»
    Ich legte Schlangenhauch ab. Ich dachte daran, das Schwert zu ziehen und mit seiner guten Klinge einfach dreinzuschlagen,
     doch dann wäre ich in einem Augenblick tot gewesen. Also küsste ich nur sein Heft und reichte es Guthred hoch. Dann streifte
     ich meine Armringe ab, diese Ehrenzeichen des Kriegers, und streckte sie ihm

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