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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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zu essen gegeben.»
    Ich richtete meinen Zeigefinger auf ihn. «Schweig», sagte ich, und er schwieg.
    «Stell die Füße auseinander», sagte Steapa erneut, «spann die Kette für mich.»
    Ich tat, was er verlangte. «Sei vorsichtig», sagte ich.
    «Sei vorsichtig!», machte er sich lustig, und dann holte er mit der Axt aus, und die breite Klinge zischte an meinem Schritt
     vorbei und fuhr krachend in die Kette, sodass meine Knöchel durch den heftigen Zug inwärts zuckten und ich taumelte. «Steh
     still», befahl Steapa und dann holte er erneut aus, und dieses Mal gab die Kette nach. «Du kannst jetzt laufen», sagte Steapa,
     und so war es, obwohl ich die Glieder der durchgehauenen Kette hinter mir herschleppte.
    Ich ging zu den Toten und suchte mir zwei Schwerter. «Befreie diesen Mann», sagte ich zu Steapa und deutete auf Finan, und
     Steapa schlug noch mehr Ketten durch, und Finan kam übers ganze Gesicht grinsend zu mir, und wir starrten uns an, Freudentränen
     in den Augen, und |254| dann reichte ich ihm eines der Schwerter. Einen Moment lang sah er die Klinge so ungläubig an, als könne er seinen Augen nicht
     trauen, dann nahm er sie am Heft und jaulte wie ein Wolf in der Dämmerung. Und dann fiel er mir um den Hals. Er weinte. «Du
     bist frei», sagte ich zu ihm.
    «Ich bin wieder ein Krieger», sagte er. «Ich bin Finan der Flinke!»
    «Und ich bin Uhtred», sagte ich und sprach meinen Namen zum ersten Mal aus, seit ich zuletzt an diesem Ufer gestanden hatte.
     «Ich heiße Uhtred», sagte ich noch einmal lauter, «und ich bin der Herr von Bebbanburg.» Dann drehte ich mich zu Sverri um.
     Wut kochte in mir hoch. «Ich bin Herr Uhtred», erklärte ich ihm, «der Mann, der Ubba Lothbrokson am Meeresstrand getötet und
     Svein vom Weißen Pferd in Odins Totenhalle geschickt hat. Ich bin Uhtred.» Ich raste inzwischen vor Zorn, ging steifbeinig
     zu Sverri hin und hob sein Kinn mit der Schwertklinge an. «Ich bin Uhtred», sagte ich, «und du sagst Herr zu mir.»
    «Ja, Herr», sagte er.
    «Und das ist Finan von Irland», sagte ich, «und zu ihm sagst du auch Herr.»
    Sverri sah Finan an, konnte seinen Blick nicht ertragen und senkte den Kopf. «Herr», sagte er zu Finan.
    Ich wollte ihn umbringen, aber ich hatte so eine Ahnung, als könne mir Sverri auf Erden noch zu etwas nütze sein, und deshalb
     begnügte ich mich damit, Sverri das Messer abzunehmen und ihm damit den Hemdsärmel aufzuschlitzen. Er zitterte, weil er dachte,
     ich würde ihm gleich die Kehle durchschneiden, doch stattdessen grub ich das Messer in seinen Arm und schnitt ein S in sein
     Fleisch. Dann rieb ich Sand in die Wunde. «Also, Sklave», sagte ich, «wie |255| öffnet man diese Nieten?», ich tippte mit dem Messer auf meine Fußfesseln.
    «Dazu braucht man Schmiedewerkzeuge, Herr», sagte Sverri.
    «Wenn du noch ein bisschen am Leben bleiben willst, Sverri, dann bete, dass wir hier einen Schmied finden.»
    Bei der Klosterruine musste es Werkzeuge geben, denn dort hatten Kjartans Leute ihre Sklaven in Ketten gelegt. Also schickte
     Steapa zwei Männer los, die danach suchen sollten. Finan vergnügte sich in der Zwischenzeit damit, Hakka abzuschlachten, weil
     ich ihn nicht Sverri niedermetzeln lassen wollte. Die schottischen Sklaven beobachteten entsetzt, wie das Blut neben dem am
     Ufer liegenden
Trader
ins Wasser strömte. Danach tanzte Finan vor Freude und sang eines seiner wilden Lieder, und dann brachte er die übrigen Männer
     von Sverris Mannschaft um.
    «Wieso bist du hier?», fragte ich Steapa.
    «Ich wurde gesandt, Herr», sagte er stolz.
    «Gesandt? Wer hat dich gesandt?»
    «Der König natürlich», sagte er.
    «Guthred hat dich hierher gesandt?»
    «Guthred?», fragte Steapa, der mit diesem Namen offenbar nichts anfangen konnte. Dann schüttelte er den Kopf. «Nein, König
     Alfred natürlich.»
    «Alfred hat euch gesandt?», fragte ich und riss die Augen auf. «Alfred?»
    «Alfred hat uns gesandt», bestätigte er.
    «Aber das sind Dänen», ich deutete auf die Männer, die mit Steapa am Ufer zurückgeblieben waren.
    «Manche sind Dänen», sagte er, «aber die meisten von uns sind Westsachsen. Alfred hat uns ausgesandt.»
    «Alfred hat euch ausgesandt?», fragte ich erneut und wusste, dass ich mich anhörte wie ein schwachsinniger |256| Tölpel, aber ich konnte kaum glauben, was ich da hörte. «Alfred hat Dänen ausgesandt?»
    «Ein Dutzend von ihnen», sagte Steapa, «und sie sind nur hier, weil sie ihm

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