Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
schließlich waren genügend Münzen mit genügend Silbergehalt gefunden, und wir
     Ruderleute wurden angewiesen, die Fässer und Bottiche zum Schiff zu tragen.
    Sverri schlug mich auf den Rücken, während wir gingen. «Was hast du gemacht?»
    «Gemacht, Herr?»
    «Gezittert wie ein Blöder. Gesabbert.»
    «Ich glaube, ich werde krank, Herr.»
    «Kennst du diesen Mann?»
    «Nein, Herr.»
    Sverri blieb misstrauisch, doch er erfuhr nichts, und als wir die Fässer auf den
Trader
hievten, der immer noch halb gestrandet am Ufer lag, ließ er mich in Ruhe. Aber als wir die Verpflegung verstauten, zitterte
     ich weder noch sabberte ich, und Sverri wusste, dass ich ihm etwas verheimlichte, und als er eine Weile darüber nachgedacht
     hatte, schlug er mich, weil ihm die Lösung eingefallen war. «Du bist von hier gekommen, oder?»
    «Bin ich das, Herr?»
    |248| Er schlug mich erneut, dieses Mal noch fester, und die anderen Sklaven sahen dabei zu. Sie erkannten ein verwundetes Tier,
     wenn sie eines vor sich hatten, und nur Finan bemitleidete mich, aber auch er konnte nichts tun. «Du bist von hier gekommen»,
     sagte Sverri. «Wie konnte ich das bloß vergessen? Hier haben sie dich zu mir gebracht.» Er deutete auf Sven, der auf der anderen
     Seite der Marsch bei den Ruinen auf dem Hügel war. «Was hast du mit Sven dem Einäugigen zu tun?»
    «Nichts», sagte ich, «ich habe ihn noch nie vorher gesehen.»
    «Du lügst, Scheißkerl», sagte er. Er besaß das Gespür des Händlers für eine Verdienstmöglichkeit, und deshalb ließ er mich
     von den anderen Ruderern losketten. Meine Fußfesseln und die Kette am Hals musste ich weitertragen. Sverri nahm das Ende der
     Kette und wollte mich zurück zum Kloster führen, doch wir kamen nicht weiter als bis zur ersten Kiesbank, denn auch Sven hatte
     ein zweites Mal nachgedacht. Mein Gesicht verfolgte ihn in seinen schlimmsten Träumen, und in der zuckenden Idiotengrimasse
     Osberts hatte er seine Albträume wiedergesehen, und jetzt galoppierte er, gefolgt von sechs Reitern, auf uns zu.
    «Hinknien», befahl Sverri.
    Ich kniete nieder.
    Schlitternd kam Svens Pferd auf dem Kies zum Stehen. «Sieh mich an», hieß er mich erneut, und ich sah hoch und Spucke lief
     von meinem Mund in meinen Bart. Ich zuckte mit dem Gesicht, und Sverri zog mir eins über. «Wer ist er?», fragte Sven.
    «Er hat mir erzählt, sein Name sei Osbert, Herr», sagte Sverri.
    «Das hat er Euch erzählt?»
    |249| «Ich habe ihn hier bekommen, Herr, genau hier an dieser Stelle», sagte Sverri, «und er hat mir erzählt, sein Name sei Osbert.»
    Darauf lächelte Sven. Er stieg ab, kam zu mir und zog mir das Kinn hoch, sodass er mich genau ansehen konnte. «Hier habt Ihr
     ihn bekommen?», fragte er Sverri.
    «König Guthred hat ihn mir gegeben, Herr.»
    Da wusste Sven, wer ich war, und sein einäugiges Gesicht verzerrte sich in einer seltsamen Mischung aus Triumph und Hass.
     Er schlug mich auf den Kopf, so fest, dass ich einen Moment lang die Besinnung verlor und auf die Seite fiel. «Uhtred!», erklärte
     er siegesgewiss. «Du bist Uhtred!»
    «Herr!» Sverri stand neben mir, um mich zu beschützen. Nicht weil er mich mochte, sondern weil er sich einen unverhofften
     Verdienst von mir versprach.
    «Er gehört mir», sagte Sven, und sein langes Schwert glitt leise wie ein Flüstern aus der fellgefütterten Scheide.
    «Er gehört mir, bis ich ihn verkaufe, und Euch, wenn Ihr ihn kauft», sagte Sverri demütig, aber entschieden.
    «Um ihn mir zu nehmen», sagte Sven, «würde ich dich töten, Sverri, und genauso alle deine Männer. Also ist mein Preis für
     diesen Mann dein Leben.»
    Da wusste Sverri, dass er verloren hatte. Er verbeugte sich, ließ die Kette an meinem Hals los und trat einen Schritt zurück,
     und ich wog die Kette in meiner Hand und schleuderte ihr loses Ende nach Sven, und es fuhr zischend an seinem Gesicht vorbei
     und drängte ihn zurück. Und dann rannte ich. Die Fußketten behinderten mich und mir blieb nichts anderes übrig, als in den
     Fluss zu laufen. Ich stolperte durch die niedrigen Wellen und wandte mich um, bereit, die Kette als Waffe einzusetzen, und
     ich wusste, dass ich tot war, denn Svens Reiter setzten mir nach, und |250| ich watete noch weiter ins Wasser hinaus. Es war besser zu ertrinken, dachte ich, als Svens Folter zu erleiden.
    Da zügelten die Reiter ihre Pferde. Sven rannte zwischen ihnen hindurch, und dann blieb auch er stehen, und ich stand bis
     zur Brust im

Weitere Kostenlose Bücher