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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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lassen?«
    »Aber nein! Aber als er damals um meine Hand anhielt, habe ich mit den Worten abgelehnt, dass ich meinem Mann so dienen will, wie ich es immer getan habe, treu. Ich wollte sehen, ob er sich daran erinnert.«
    »Ich nenne das auflaufen lassen«, schmunzelte der Bischof. Dann wurde er ernst. »Vertraust du diesem Hundridinger?«
    »Werinher? Ja, natürlich, ich bin froh, dass meine Kinder bei ihm sind. Er war ein Freund meines Mannes. Die Hundridinger sind schon seit Ewigkeiten mit den Buchhorns befreundet.«
    Der Bischof wollte etwas erwidern, doch seine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt, als in diesem Moment aus der Richtung des Hospitale Pauperum zwei von Ludowigs Reisigen auftauchten, die leise fluchend eine Kiste schleppten. Die beiden anderen folgten in wenigen Metern Entfernung. Der Bischof warf Wendelgard einen raschen Blick zu.
    Die junge Frau war blass geworden. »Die Särge«, wisperte sie und faltete die Hände. »Wo bringen sie sie hin?«
    »Der Sohn wird sie wohl auf seinem Wagen transportieren. Aber das soll vorerst nicht deine Sorge sein. Ich habe veranlasst, dass Agnes und du, dass ihr baden könnt.« Er klatschte in die Hände, und im nächsten Augenblick erschien Agnes in der Tür. Wendelgard warf einen letzten Blick in das Grau, in dem die Männer mit den Särgen verschwunden waren, doch der Ausdruck in den Augen des Bischofs belehrte sie, dass es besser war, zu gehorchen. Plötzlich konnte sie es kaum glauben, dass sie bald in warmem Wasser liegen würde. Mit einer Verbeugung schlüpfte sie an Salomo vorbei hinter Agnes her.
     
    Der Himmel schien noch tiefer zu hängen, als die beiden Frauen nach dem Bad wieder ins Freie traten. Sofort wurden sie von lauten Stimmen gegrüßt.
    »Sie sind da! Holt jetzt eure Pferde. Wir brechen auf.« Ludowigs Stimme klang selbstsicher und befehlsgewohnt. »Wo ist der junge Bursche?«
    Wendelgard fühlte, wie sie am Arm gezogen wurde. Agnes’ Gesicht war seltsam starr, als sie zu der kleinen Kutsche hinübernickte, neben deren offenem Schlag der Bischof stand. Gehorsam setzte Wendelgard sich in Bewegung und nahm neben Salomo auf dem schmalen Sitz Platz. Augenblicklich streckte Agnes die Hand aus, um das Fenster mit dem dafür vorgesehenen Tuch zu verhüllen.
    »Halt!«
    Agnes erstarrte.
    »Da ist Gerald«, rief Wendelgard. Tatsächlich führte Gerald in diesem Augenblick Wildfang, der wieder vor den altersschwachen Karren gespannt war, am Zügel heran. Auf der kleinen Ladefläche lagen stumm und traurig die beiden Holzkisten, die Mechthilds und Geralds sterbliche Überreste bargen. »Darf ich …«
    »Nein!«
    Wendelgard warf dem Bischof einen flehenden Blick zu, doch dieser schüttelte nur unmerklich den Kopf.
    Ihre Unterlippe bebte.
    Ohne die Augen von dem jungen Mann zu nehmen, der sich mit verschlossenem Gesicht auf den Sitz schwang, sagte er: »Ich werde dafür sorgen, dass die Mörder ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.«
    »Und wie wollt Ihr die finden?«
    Er blickte noch immer auf die Ladefläche. »Vertrau auf Gott, Wendelgard. Und vielleicht kannst du ja auch ein wenig auf mich vertrauen.«
    »Sicher, nur …«
    Agnes machte ein unwilliges Geräusch, und die junge Klausnerin verstummte. Sie protestierte auch nicht, als ihre Gefährtin nun endgültig das Tuch vor das Fenster zog.
    Wenige Augenblicke später ertönte erneut Ludowigs helle Stimme. Der Wagen schaukelte, dann setzte er sich mit einem harten Ruck in Bewegung. Das leiser werdende Läuten der Gallusglocke begleitete sie noch eine Weile, ehe auch dieser vertraute Ton sich verlor.
     
    »Rorscahun?« Wendelgard blinzelte fragend in die Sonne, die ihr unerwartet in die Augen stach, als die Wagentür geöffnet wurde. »Was machen wir in Rorscahun?«
    »Rast. Meine alten Knochen wollen nicht mehr so richtig«, bemerkte der Bischof mit einem selbstironischen Lächeln. »Außerdem trennen sich hier unsere Wege.«
    »Wie?«
    Sein Lächeln wurde wärmer. »Schau nicht so erschrocken, Wendelgard. Du bist bei Ludowig und Agnes in besten Händen. Sie begleiten dich nach Bregenz, und morgen brecht ihr dann nach Buchhorn auf.«
    Er kletterte aus dem kleinen Gefährt, und mit einem Anflug von Erschrecken sah Wendelgard, wie mühsam der Bischof sich bewegte. Doch das Lächeln, mit dem er ihr und Agnes auf den sicheren Boden half, war das des Mannes, der sie vor mehr als drei Jahren nach St. Mangen gebracht hatte.
    »Rorscahun«, wiederholte sie langsam, während sie die Hände in das eigene

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