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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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hingibt.«
    »Immerhin hat er eine Tochter. Ich habe sie selber …«
    »Schweig!«
    Wendelgard zuckte mit den Schultern und verstummte. Die Gebäude und Stallungen, die sie ein paar Tage zuvor kaum wahrgenommen hatte, kamen ihr jetzt unfassbar und voller Leben vor. Die kleine Siedlung, die sich im Schutz des Klosters gebildet hatte, schien trotz des trüben Wetters farbenfroh und berauschend. Auch der Klostergarten außerhalb der Mauern wirkte im Vergleich zu ihrem eigenen kärglichen Gärtchen groß und üppig wie der Garten Eden.
    »Schau nur, wie viel Sorge die Mönche auf ihren Garten verwenden. Hast du hier all die Jahre die Heilkräuter herbekommen, die du uns gegeben hast?«
    Agnes nickte knapp.
    »Wegen Mechthild …«, begann Wendelgard erneut, ohne auf das finstere Gesicht ihrer Begleiterin zu achten. »Woran ist sie nun eigentlich genau gestorben?«
    »Sie ist ihren Verletzungen erlegen. Gott hat es so gewollt.«
    »Aber der fromme Bruder hat gesagt, dass sie hätte genesen können.«
    Agnes’ Blick flammte dunkel auf. »Willst du Gottes Ratschluss in Zweifel ziehen?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Dann schweig!«
    Inzwischen hatten sie den Klostergarten erreicht, in dem ein ältlicher Mönch sorgfältig die Knospen der Obstbäume inspizierte. Erst auf den zweiten Blick erkannte Wendelgard Bruder Matthias. Sie riss den Arm hoch.
    Agnes zischte: »Nennst du das sittsames Verhalten?«
    Beschämt ließ Wendelgard die erhobene Hand sinken, doch Bruder Matthias hatte ihre Stimmen gehört und winkte ihnen zu.
    »Schwester Agnes, Schwester Wendelgard! Wartet auf mich.« So schnell der saugende Matsch, in den der Regen die fruchtbare Erde verwandelt hatte, es erlaubte, humpelte er auf die beiden Frauen zu. »Der Abt erwartet euch bereits. Ich bringe euch zu ihm.«
    Er ging ihnen voraus zum Gästehaus, als von der Siedlung her das schmatzende Geräusch von Pferdehufen in tiefem Morast zu ihnen drang. Die schemenhaften Umrisse von fünf Reitern kamen langsam näher. Die Gesichter und Körper der Männer waren unter den langen Kapuzenmänteln kaum zu erkennen, sodass sie Wendelgard sekundenlang wie eine gesichtslose Geisterarmee vorkamen.
    Als die Reiter den Mönch und die beiden Frauen sahen, schwang sich der vorderste aus dem Sattel und schaute ihnen entgegen.
    Mit einem nervösen Blick auf die Klausnerinnen rief Bruder Matthias: »Wartet, Ihr Herren. Was führt Euch in unsere Mauern?«
    »Der Abt dieses Klosters, Bischof Salomo, hat mich einbestellt.« Der Anführer schlug seine Kapuze zurück und fuhr sich mit den gespreizten Fingern durch die feuchten Haarsträhnen, die sich um ein jugendliches Gesicht ringelten.
    Wendelgards Augen wurden groß, und mit einer unbeherrschten Geste fasste sie nach Agnes’ Ärmel. »Heilige Muttergottes, das ist Ludowig«, flüsterte sie. Ihr Blick durchforschte das Gesicht des Reiters. Vier Jahre hatte sie es nicht gesehen, vier lange Jahre, die seinen klaren Zügen nichts angehabt hatten. Wendelgard riss den Schleier vor ihr blasses Gesicht. Doch kein Erkennen zeigte sich in Ludowigs Zügen, als er die beiden Frauen mit einem flüchtigen Blick streifte. Er richtete seine Aufmerksamkeit erneut auf Bruder Matthias. »Ich bin Junker Ludowig von Bregenz. Ich verwalte die Grafschaften Bregenz, Linzgau, Argengau, Thurgau und Buchhorn, solange die Erbfolge nicht geklärt ist.«
    »Aber nicht Sankt Gallus«, sagte Matthias trocken. »Aber als Gast des Abtes seid Ihr herzlich willkommen. Gebt mir Euer Pferd, damit ich es versorgen kann. Fragt nach Bruder Matthias, wenn Ihr etwas zu wissen wünscht!«
    Er streckte die Hand nach dem Zügel aus, doch plötzlich zögerte er und drehte sich zu den Klausnerinnen um, die stumm hinter ihm standen. Ein Ausdruck von Ratlosigkeit huschte über sein Gesicht, als er zwischen ihnen und dem Pferd hin- und herblickte.
    In diesem Augenblick machte Wendelgard einen Schritt nach vorne. Sie achtete nicht auf Agnes’ wütendes Zischen, sondern ging mit zu Boden geschlagenen Augen auf Ludowig zu. Als sie nur noch wenige Schritte vor ihm stand, hob sie ganz langsam den Kopf und starrte ihm ins Gesicht. »Soweit ich weiß, wurde Werinher aus dem Geschlecht der Hundridinger damit betraut, diese Grafschaften zu verwalten, bis Udalrich, der älteste Sohn des Grafen Udalrich, sein Erbe antreten kann.«
    Seine klaren braunen Augen verengten sich zu Schlitzen, in denen eine Mischung aus Ärger und Ungeduld aufblitzte. »Der Hundridinger hat die Kinder des Grafen

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