Die Herren von Buchhorn
örtlichen Gegebenheiten stützt.
Historische Personen
Die wichtigste Quelle für die dem Roman zugrunde liegende älteste Heimkehrsage auf schwäbischem Boden ist die Chronik Ekkehards IV. von St. Gallen aus dem 11. Jahrhundert, und auch wenn seine Angaben nicht unumstritten sind, sind die von ihm genannten Personen doch historisch verbürgt.
Erstaunlicherweise ist eine der bedeutendsten dieser Figuren ausgerechnet eine Frau. Die Heilige Wiborada ist die Begründerin des Inklusentums (von lat. inclusio, die Einschließung ), das mit ihrem Tod 926 auch wieder erlosch. Ihre Vita erlaubt interessante Einblicke in das Inklusentum als Ausdruck der Frömmigkeit und der asketischen Hingabe an Gott. Um ihre Gestalt ranken sich zahlreiche Legenden und Erzählungen, von denen sich eine direkt mit der Gräfin Wendelgard befasst. Der Legende nach veranschaulichte Wiborada der jüngeren Klausnerin das Klosterleben durch das Bild eines sauren Apfels, dessen Verzehr gottgefälliger sei als der der süßeren Frucht als Symbol für Weltlichkeit.
Wendelgard ist die Nichte Heinrich des Voglers, der im Mai 919 als Heinrich I. König des ostfränkischen Reiches wurde. Sein Beiname ›der Vogler‹ begründet sich aus der Überlieferung, derzufolge er die Nachricht von seiner Wahl während der Vogeljagd erhielt. Wendelgard schloss sich Wiborada im Jahre 916 im Alter von 26 Jahren an, nachdem sie vergeblich auf die Heimkehr ihres Gemahls Udalrich V. von Buchhorn gewartet hatte. In ihrer Person verschmelzen Sage und Historie, sodass wir ein Bild von einer lebenslustigen jungen Frau gewinnen, deren Gottesfürchtigkeit von einem sehr menschlichen Gefühl überlagert wurde, der Liebe zu ihrem Mann. Drei Jahre lebte Wendelgard als Klausnerin und verbrachte ihre Tage mit Gebeten, bis das Unglaubliche Wirklichkeit wurde und ihr verschollener Mann aus der ungarischen Gefangenschaft heimkehrte.
Ob diese Gefangenschaft historisch ist, ist nicht mit Sicherheit nachzuweisen, doch deutet die Lücke in Udalrichs Vita auf eine tatsächliche Abwesenheit hin, die sich kaum anders als durch Gefangenschaft begründen lässt. Seine heimliche Rückkehr lässt vermuten, dass er auch zu Hause Feinde zu fürchten hatte. Es ist nicht auszuschließen, dass die Welfen den verwaisten Grafensitz für ihre Ziele nutzen wollten, nachdem sie ihr Territorium schon in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts bis zum nördlichen Bodenseeufer ausgedehnt hatten, es aber um 855 aufgrund der neuen Alemannenpolitik Ludwigs des Deutschen wieder an die Udalrichinger zurückgeben mussten. Politisches Machtkalkül und ihre Verwandtschaft zu Karls des Großen zweiter Frau halfen den Udalrichen, sich auch in den Wirren der Rebellion gegen Kaiser Arnulf im Jahr 890 zu behaupten, obwohl sie vorübergehend den Aufstand unterstützten.
Eine bedeutende Rolle kommt auch Bischof Salomo III. zu. Er wurde um 860 als Graf von Ramschwag im heutigen Fürstentum Liechtenstein geboren und entschied sich früh für das Leben als Mönch. Doch trotz seines Eintritts in das Kloster St. Gallen blieb er dem Weltlichen zugeneigt, wie seine uneheliche Tochter ebenso wie seine überlieferte Abneigung gegen das Tragen der Mönchskutte bezeugen. Als er 890 Bischof der Reichskirche von Konstanz und Abt von Sankt Gallen wurde, gewann er rasch Einfluss auf die Politik jener Jahre und stieg 909 zum Kanzler von König Ludowig dem Kind und dessen Nachfolger Konrad I. auf. Seine Politik war auf Ausgleich ausgerichtet, damit kein Herzogtum ein Übergewicht an Macht erlangte. 914 geriet er in die Gefangenschaft von Rebellen, die ihn jedoch wenige Tage später wieder freiließen. Seiner Politik verdankten die Udalriche ihre gestärkte Position, die die im Norden ansässigen Welfen auf Abstand hielt. Er tritt auch als väterlicher Freund und geistlicher Berater der heiligen Wiborada in Erscheinung, deren Bewegung er von Beginn an unterstützte. Er befürwortete auch den Eintritt Wendelgards in die Inklusengemeinschaft. Als ihr Gemahl wider Erwarten heimkehrte, bewirkte er bei der Synode, dass Wendelgard ihren Schleier wieder ablegen und mit Udalrich eine zweite Ehe eingehen durfte. Ihr viertes und letztes Kind, Burkhard, das im Jahr 920 geboren wurde, wurde später Abt von Sankt Gallen.
Der geschilderte Kriminalfall sowie die übrigen im Roman auftretenden Figuren sind fiktiv, fügen sich aber in die historischen Abläufe ein. So steht Ludowig etwa für die Rivalität zwischen Buchhorn und Bregenz, und
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