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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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und Brücken weggespült hatten. Es bereitete ihm keine Schwierigkeit, das Bild des Sturms herbeizurufen, der die Ernten flachgewalzt, der Insektenplage, die Samen und junge Pflanzen vernichtet hatte. Mit seinem geistigen Auge konnte er dies alles jetzt sehen – und er sah es im Zusammenhang, integriert und in Beziehung gesetzt, während er zur selben Zeit physisch mit Augen, Ohren und Haut die Berglandschaft in sich hineintrank, durch die er in Mikeys Spuren mühsam und vorsichtig dahinwanderte.
    Jef war immer noch ganz in das Wunder, das ihm geschah, versunken und staunte über die Tatsache, daß er sich dieses Wunders voll bewußt war, als sie endlich an einen Bergeinschnitt kamen, der ringsum bis auf den Eingang von mehrere hundert Fuß senkrecht aufragenden, nicht zu ersteigenden Wänden begrenzt wurde. Ein kleiner Bach entsprang unter einem großen Stein vor dem glatten Fels am Ende des Einschnitts. Sein Anblick rief Jefs Durst wieder wach.
    Der Gedanke an Wasser beherrschte ihn so stark, daß er kaum zur Kenntnis nahm, was es am hinteren Ende des Tals sonst noch zu sehen gab. Vor der massiven Felswand, die ein Weitergehen unmöglich machte, saßen oder lagen ein halbes Dutzend erwachsene Maolots als warteten sie auf ihn und Mikey.
    Jef hielt an, als er den Bach erreicht hatte, ließ sich an seinem Rand flach zu Boden fallen und trank in großen Zügen. Das Wasser war wie das des Sees eiskalt, und ihm, dessen Sinne immer noch übermäßig geschärft waren, schien es das herrlichste Getränk zu sein, das er je probiert hatte. Als sein Durst gestillt war, setzte er sich auf die Fersen und hielt Umschau.
    Die Maolots am Ende des Tals warteten geduldig. Jef wußte nicht, ob Mikey ihm half oder nicht, aber er stellte fest, daß er jeden einzelnen Maolot mit etwas Anstrengung von einem Punkt aus betrachten konnte, der nur wenige Meter oder Zentimeter von ihm entfernt lag. Folglich betrachtete er sie – und wieder machte er die Erfahrung, daß sie ihm nicht gestatteten, ihnen in die Augen zu sehen. Diese Augen waren immer entweder geschlossen oder von ihm abgewandt.
    Aber Mikey kommunizierte mit den Maolots.
    Jef spürte, daß die anderen Mikey antworteten, doch konnte er sie nicht einmal in dem beschränkten Maß verstehen, wie er Mikey verstand. Jeder einzelne, so wurde ihm klar, unterschied sich in seiner Kommunikation auf subtile Weise von den anderen. Die individuelle Art jedes Maolots beeinträchtigte Mikeys Verstehen nicht, verwirrte aber Jefs menschlichen Verstand. Ihm ging es wie jemandem, der von einer bestimmten Person eine Fremdsprache gelernt hat und nun glaubt, er beherrsche sie mühelos, worauf er zu seiner Enttäuschung feststellen muß, daß es bei anderen Personen, mit denen er sich in dieser Sprache zu unterhalten versucht, individuelle Abweichungen gibt.
    Ob sie jetzt weitergehen sollten, fragte Mikey die anderen.
    Die Antwort, so bekam Jef mit, war zustimmend. Er stellte sich auf die Füße und schloß sich Mikey an. Zusammen gingen sie das Tal hinauf zu den Maolots. Bei den großen, wartenden Geschöpfen angekommen, die ihre Augen immer noch geschlossen oder abgewandt hielten, ging Mikey nach rechts zu einem vier Meter hohen Felsblock direkt hinter den Schildwachen.
    Jef folgte Mikey um diesen Block herum und entdeckte, daß sich zwischen seiner Basis und der Felswand dahinter ein Zwischenraum befand. Der Stein verbarg eine dreieckige Öffnung in der Klippe, etwas wie einen natürlichen Tunnel, an dessen anderem Ende Tageslicht schimmerte. Über den Boden dieses Tunnels rann der Bach, aus dem Jef vorhin getrunken hatte.
    Die Öffnung war gut zwei Meter hoch, der Tunnel nicht mehr als zehn Meter lang.
    Mikey forderte Jef auf, ihm zu folgen. Jef, der am Eingang des Stollens gezögert hatte, setzte sich wieder in Bewegung. Im dunklen Inneren trat er in das fließende Wasser, und es schloß eiskalte Finger um seine Knöchel. Mikey war dicht vor ihm. Jef watete bachaufwärts weiter. Er spürte, wie die Strömung leicht an den durchtränkten Säumen seiner Hose zupfte. In der Mitte senkte sich die Decke, und er mußte den Kopf einziehen. Aber ein paar Schritte weiter hob sie sich wieder, und gleich darauf trat er hinaus auf eine offene Flanke, die zu einer Masse verwitterter Felsnadeln abfiel. Sie versperrten Jef den Ausblick auf das, was hinter und unter ihnen lag.
    „Geh weiter“, drängte Mikey ihn.
    Jef ging voraus, und Mikey kam hinter ihm her. Sie begannen mit dem Abstieg. Hier lagen wieder

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