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Die Herren von Hermiston

Titel: Die Herren von Hermiston Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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ansehnliches Frauenzimmer, obwohl mir's nicht zukommt, Euch das zu sagen – gebaut fürs Kindertragen – und schöne Kinder wären es geworden, und großartig hätte es mir gefallen! Aber ich war jung, Lieber, mit dem hellen Jugendlicht in den Augen, und ließ mir's wahrhaftig nicht träumen, daß ich dereinst als einsames, runzeliges altes Weib Euch all dies erzählen würde. Und dann, Mr. Archie, ist da ein Bursch' um mich freien gekommen, wie's ganz natürlich war. Viele hatten sich vor ihm gemeldet, aber ich mochte sie alle nicht! Doch dieser hier, der hatte eine Zunge, um die Vögel aus der Luft und die Bienen von den Glockenblumen zu locken. Liebe Zeit, liebe Zeit, ist das lang her! Die Leut' sind seither gestorben und begraben und vergessen worden, und Kinder sind zur Welt gekommen und haben geheiratet und haben selbst Kinder bekommen. Und Wälder sind gepflanzt worden seither und sind gewachsen und zu stattlichen Bäumen geworden, und die Mädels mit ihren Schätzen sitzen jetzt darunter im Schatten; und alte Güterhaben die Herren gewechselt, und es hat Krieg und den Lärm des Krieges hier auf der Erde Angesicht gegeben. Und ich bin immer noch hier – eine alte, elende Krähe, die zuguckt und krächzt! Aber Ihr müßt nicht denken, Mr. Archie, daß ich mich nicht noch gut an alles erinnere! Ich lebte damals in meines Vaters Haus; und recht sonderbar ist, daß wir uns im Teufelsmoor trafen. Und glaubt ja nicht, daß ich die schönen Sommertage und die langen Meilen blutroter Heide, das Schreien der Brachvögel und das Mädel bei jenem Stelldichein vergessen habe! Wißt Ihr, daß ich jetzt noch die Süße der Berge spüre, die damals um mein Herze rann? Ach, Mr. Archie, ich weiß ja, wie's ist – ich weiß es genau –, wie Gott in seiner Gnade die beiden nimmt, gleich Paulus von Tarsus, grad wenn sie sich's am wenigsten versehen, und in ein Land treibt, das wie ein Traum ist; und die Welt und die Leute darinnen sind für das arme Mädel nicht mehr als die Wolken, und die Himmel selbst sind nur ein paar Grashalme, wenn sie ihm nur gefällt! Bis Tom starb – ja, das ist meine Geschichte«, brach sie ab; »er starb, und ich war nicht einmal bei dem Begräbnis. Doch solang er am Leben war, hatte ich mich fest in der Hand. Aber kann jenes arme Mädel das?«
    Und Kirstie streckte, die Augen hellschimmernd von ungeweinten Tränen, ihm flehend die Hand hin; das leuchtende Gold und das matte Gold ihres Haares flammte und glomm in Windungen um ihr schönes Haupt gleich den Strahlen der ewigen Jugend selbst; reine Röte war ihr in die Wangen gestiegen, und Archie war bestürzt und betreten angesichts ihrer Schönheit und ihrer Geschichte. Er trat vom Fenster auf sie zu, ergriff ihre Hand und küßte sie.
    »Kirstie«, sagte er heiser, »du hast mir bitter unrecht getan. Der Gedanke an sie hat mich nie verlassen; ich würde ihr um die Welt nicht schaden, Liebe!«
    »Ach Junge, das ist leicht gesagt«, rief Kirstie, »aber nicht so leicht getan! Junge, verstehst du denn nicht? Es ist Gottes Wille, daß wir geblendet und betäubt sein sollen und keine Gewalt mehr haben über unsere eigenen Glieder in jener Zeit. Mein Kind«, rief sie, immer noch seine Hand haltend, »denk an die arme Dirn! Hab Mitleid mit ihr, Archie! Oh, sei klug für zwei! Denk an die Gefahr, die sie läuft! Ich habe euch beide gesehen – und wer hindert es, daß andere euch gleichfalls sehen? Ich sah euch das erste Mal im Teufelsmoor, in meinem eigenen Tal, und schrecklich war mir zumute – teils wegen der Vorbedeutung, denn es ist etwas Unheimliches um den Ort, und teils aus schierer, nackter Mißgunst und Bitterkeit des Herzens. Sonderbar ist, daß ihr beide euch gleichfalls dort trefft! Gott! Und wenn auch der arme, alte, querköpfige Puritaner bei Lebzeiten nichts von der menschlichen Natur wußte – seit er in seinem Todesstündlein in die Musketenrohre geschaut, hat er eine gehörige Portion davon gesehen!« Dies fügte sie hinzu mit einer Art Verwunderung in ihren Augen.
    »Ich schwöre bei meiner Ehre, daß ich ihr nie unrecht getan«, sagte Archie. »Und ich schwöre bei meiner Ehre und bei meiner Seele Seligkeit, daß ich ihr auch in Zukunft keins tun werde. Ich habe das alles schon einmal gehört. Ich bin töricht gewesen, Kirstie, aber nicht ungut, und vor allen Dingen nicht gemein.«
    »Da spricht mein Kind«, sagte Kirstie, sich erhebend.
    »Ich kann dir jetzt vertrauen, ich gehe leichten Herzens schlafen.« Und dann erkannte sie

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