Die Herren von Telkor - Die Trollhöhle (German Edition)
Pelzmäntel. Ihre Gliedmaßen waren fast blau und schmerzten bei jeder Bewegung. Nach zwei Stu n den Fußmarsch durch die endlosen Weiten dieser Eiswüste glaubte Tado schon, dass ihr Weg niemals enden würde. Nur ganz selten kamen sie an einem einzelnen, meist schon abgestorbenen, Baum vorbei. Um die Mi t tagszeit herum gesellte sich zu der mörderischen Kälte auch noch ein beißender Wind, der den teils losen Schnee aufwirbelte und die Sieben mit einer dünnen Eisschicht bedeckte. Die vier Aonarier schienen seit einer ganzen Weile schon beunruhigt zu sein. Tado sprach sie darauf an.
„Es ist der Wind“, gab Etos zu verstehen. „Er währt schon ziemlich lange. Meist kündigt sich dadurch ein Schneesturm hier im Tal an.“ Die Antwort gefiel ihm überhaupt nicht. Das letzte, was fehlte, um ihre Reise endgültig in eine tödliche Tortur zu verwandeln, war ein Schneesturm. Der König der Aonarier drängte sie zur Eile. Er hof f te, i r gendwo einen Unterschlupf zu finden, in dessen Schutz sie die K a tastrophe abwarten konnten. Leider war ein solches Versteck bisher nicht auszum a chen.
Der Wind nahm weiter zu. Die Sieben mussten nun mehr als leicht nach vorne gebeugt gehen, um nicht den Halt zu verlieren. Atmen konnten sie seit einer geraumen Zeit schon nur noch durch den Mund, da sie zum einen keine Luft mehr durch die Nase bekamen und ihnen außerdem gelegentlich eine Ladung Eis ins Gesicht g e pustet wurde.
Schließlich brach der Sturm aus. Zumindest glaubte das T a do, er hatte zwar noch nie einen miterlebt, aber so stellte er ihn sich z u mindest vor. Auf allen Vieren schleppten sich die Sieben, kaum e i nen Meter weit sehend, durch die eisige Kälte. Zu dem orkanart i gen Wind gesellten sich Hagel und jede Menge Neuschnee. Der Sturm donnerte mit einer solchen Gewalt auf die Gefährten, dass sie trotz größter Kraf t anstrengungen kaum vorwärts kamen. Tado geriet in Panik, als er plötzlich keinen der anderen mehr sehen konnte, o b wohl sich diese nur ein paar Schritte entfernt durch den Schnee quä l ten. Er versuc h te, nach den anderen zu schreien, musste sich dafür allerdings u m drehen, um sich nicht an dem Wind und dem Eis zu verschlucken. Seine Versuche waren vergebens. Nicht einmal er selbst hörte seine Worte, der Sturm pfiff mit einer solchen Lautstä r ke um seine Ohren, dass sie ihm schon nach wenigen Minuten schmerzten. Er spürte seine Beine nicht mehr. Se i ne nackten, blau gefrorenen Hände zogen seinen beinahe lebl o sen Körper durch die endlose Eiswüste. Der Wind drehte. Er wehte nun von Norden, und prallte mit aller Kraft in Tados Seite, denn er krauchte immer noch starr nach Osten. Seinen Mund bekam er allerdings weite r hin kaum mehr als einen Spalt breit auf, und auch di e sen versuchten Schnee und Eis sofort zu füllen. Er würde keine Minute mehr in diesem Schne e sturm überleben, das wusste er. Trotzdem schleppte er sich mit automatisiert wirkenden Bewegungen immer weiter vorwärts, bis er schlie ß lich kraftlos zusammenbrach. Der Schnee hüllte ihn im Bruchteil einer Sekunde fast vollständig ein. Obwohl sein Geist schon aufg e geben hatte, versuchte sein Körper immer noch, die bis eben vollführten Bewegungen we i terhin zu vollbringen. Sein linker Arm streckte sich langsam nach vorne, die Hand verschwand bereits nach wenigen Zentimetern im weißen Gewirr aus Hagel und Fl o cken, bis sie plötzliche gegen einen Widerstand stieß. Dieser en t puppte sich als mannshoher Felsbrocken, der sich mit einigen and e ren zu einer kle i nen Überdachung vereinigte. In Tado machte sich Hoffnung breit, als er sich bei der Berührung die steif gefr o renen Finger brach. Er spürte weder den Schmerz, noch konnte er sagen, auf was er g e stoßen war, er wusste nur, dass dies seine letzte Chance zum Übe r leben darstellte. Blind tastend suchten seine Hände nach einer Öf f nung im Fels. In Wirklichkeit war das gesamte Gebilde nach Osten und S ü den hin offen, und auch Tado merkte bald, dass seine schneebedec k ten Arme (denn der Frost schien tatsächlich bis unter seinen Pelzmantel g e krochen zu sein) nicht mehr von Schneesturm angegriffen wurden. In einer verzweifelten letzten B e wegung zog er seinen Körper vollends unter den rettenden Felsvo r sprung. Seine Augen klarten sich etwas auf und trotz der auch hier herrschenden mindestens zweistelligen M i nusgrade breitete sich eine wohlige Wärme in ihm aus. Zu seiner großen Überraschung und Erleichterung hatten es auch die anderen
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