Die Herren von Telkor - Die Trollhöhle (German Edition)
Kerzen verzichteten die Sieben fast gänzlich. Nur eine einzige ließen sie brennen. Sie wollten nicht unnötig Aufmerksamkeit err e gen. R e gan, der die erste Wache übernahm, postierte sich zunächst vor dem Westfenster, und Tado übermannte eine so schwere M ü digkeit, dass er auf der Stelle einschlief und e r neut ins Reich der schwarzen Träume eintauchte...
Er stand mal wieder auf einem Felsplateau. Die Nacht hatte sich wie ein dunkler Schatten über die Sonne gelegt, die sich gerade durch den Mond am finsteren Himmel ablösen ließ. In Form einer Sichel prangte er am Firmament, eingerahmt von dem größten Sternbild Gordoniens, dem Eichenblatt. Sein Blick glitt über die felsige Ebene vor ihm. Er befand sich a n scheinend auf der Spitze eines Berges. Ein zischender Laut riss ihn aus seinen Gedanken. Mit einem Ruck dre h te er sich um und starrte in ein dunkles, im blassen Schein des Mo n des nicht genau zu erkennendes Gesicht. Gelb-grün leuchtende Augen starrten ihn vo l ler Hass und Bosheit an. In diesen Augen schlummerte eine gewalt i ge Kraft, größer als alles, was er bisher sah. Diese Kraft schien plötzlich losgelöst zu werden von ihren Stahlke t ten, die sie zurückhielten, befreit zu we r den, und auf ihn zuzurasen. Er hatte selten ein solches Gefühl von Angst gehabt, er glaubte, allein von diesem Blick, und nicht erst von der bösen Macht, die darin schlummerte, sterben zu müssen. In dem Bruchteil einer S e kunde würde diese tödliche Macht bei ihm sein, ihn wie eine riesige Faust umhüllen, und schließlich ohne die geringste Anstrengung erque t schen. Er...
...erwachte. Sein Rücken tat weh, und das morsche Holzbett äch z te hörbar, als er sich umdrehte. Etos schien gerade Nachtwache zu haben. Dies bedeutete jedoch, dass noch ungefähr vier Stunden Schlaf vor ihm lagen. Unter anderen Umständen sicherlich ein verl o ckendes Angebot. Aber er verspürte nur wenig Lust, e r neut in einen Alptraum zu geraten. Andererseits hatte er bisher noch nie mehr als einen pro Nacht erleben müssen. Also schloss er letztendlich, se i nem erschöpften Körper zu Liebe, und nicht auf seinen Verstand hörend, die Augen. Es dauerte eine Weile, bis er endlich wieder ei n schlief.
* * *
Tado spürte, dass die Sonne noch nicht aufgegangen war, als er u n sanft von Spiffi geweckt wurde. Ihm blieb noch nicht einmal Zeit, sich nach dem Grund für die Unterbrechung seines Schlafes zu e r kundigen, denn der Bogenschütze bedeutete ihm mit einer fahrigen Geste, still zu sein. Die beiden gingen hinüber zu Etos, der am Westfenster stand und konzentriert nach draußen blickte. Auch die anderen waren bereits wach. Der König schien seine Anw e senheit zu bemerken, machte aber keine Anstalten, seinen Blick von der Schneelandschaft jenseits der Hütte zu lösen. Endlich konnte auch Tado einen Blick nach draußen werfen; und sehen, was die Au f merksamkeit des Aonariers so sehr auf sich zog. Es war glückliche r weise kein Schneesturm, sondern eine Wolke, ein paar hundert M e ter entfernt, die unaufhaltsam über die Ei s wüste donnerte.
„Was ist das?“, fragte Tado. Etos schien mit dieser Frage übe r haupt nicht gerechnet zu haben, sie schien ihn so sehr zu verwi r ren, dass er seinen Blick von der ungeheuerlichen Erscheinung losriss und ihn auf einen Punkt hinter dem Fragenden heftete. Als Tado seine Frage wiederholte, und wieder etliche Sekunden des Schwe i gens vergingen, sodass er schon damit rechnete, überhaupt keine Antwort mehr zu bekommen, da sagte der König endlich mit leicht unsicherer Sti m me: „Schatteneiswölfe. Sie kommen näher. Der Wolke des aufgewi r belten Schnees zur Folge sind es Hunderte. Wir müssen weg.“
Er lief zum Ostfenster, Tado folgte ihm. Auch hier bot sich ein b e unruhigendes Bild, wenn es auch weit weniger bedrohlich au s sah: Ein paar Dutzend Schneespinnen bewegten sich schnellen Schrittes auf ihre Notunterkunft zu. Und dahinter kam eine Gestalt zum Vo r schein. Sie war in grün-schwarze Gewänder gehüllt, und stand auf e i nem Schlitten, der von sechs Wölfen gezogen wurde. In weniger als einer Minute würden die beiden Heere z u sammentreffen. Dann wäre es um die Sieben geschehen. Allerdings unterschätzte Tado die Aonarier. Diesmal war es Tengal, der a n scheinend eine rettende Idee hatte. Er lief zu einem der von Holzwürmern heimgesuchten Schränke zur Linken und versuchte, ihn ein Stück zur Seite zu schi e ben. Nachdem auch die anderen mit anfassten, gelang es ihnen
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