Die Herrin der Flammen
aus der Küche und gab diesem Mädchen das ganze Geld, das der Geheimnisvolle ihm dagelassen hatte. »Hab keine Angst«, sagte er. »Schnapper beschützt dich. Schnapper sorgt für dich. Du sorgst auch für Schnapper, später, ja?« Der Dämon schenkte dem Mädchen, das ihm gefiel, ein breites, lüsternes Lächeln, während die Schankdirne ihr Schaudern unterdrückte, das Geld einsteckte, das soviel war wie ihr Lohn für eine ganze Woche, und dem Dämon versprach, daß sie ihm seine einsame Nacht versüßen würde.
Das Leben in Freistatt war so hart geworden, daß man nahm, was man kriegen konnte.
»Ihr wollt, daß wir was tun?« Crits ungläubiges Schnauben ärgerte Tempus.
Die Söldnerherberge im Norden der Stadt weckte mit ihren fast blutroten Wänden und den daran hängenden Waffen, die so manchen Sieg errungen hatten, Erinnerungen in Tempus. Hier hatte er mit Crit den Plan ausgearbeitet, eine Hexe loszuwerden, ohne die Folgen zu bedenken. Hier hatte Tempus noch vor Crits Rekrutierung den Kader der Stiefsöhne zusammengestellt und den Befehl über des Schlächterpriester Abarsis’ Heilige Trupps übernommen.
Hier, und das lag noch weiter zurück, hatte er einen Schal verbrannt, der einer Frau, seinem schlimmsten Fluch, gehörte – ein Schal, der ihm auf magische Weise unversehrt zurückgegeben wurde und den er nun wieder unter seiner Rüstung trug, als wäre alles zwischen seinen ersten Tagen in Freistatt und der Gegenwart nur ein schlimmer Traum.
»Ich will, daß ihr Zip nicht jagt, sondern beschützt, eine Woche lang!« wiederholte Tempus. »Wenn es bis zum Ende der Woche noch keine Waffenstillstandsverhandlungen gibt und die Lage sich nicht verbessert hat, könnt ihr euch wieder daranmachen, Blutschulden einzutreiben.«
Crit war der gescheiteste der Stiefsöhne, ein syresischer Kämpfer, der den Heiligen-Trupp-Eid mehr als einmal geleistet hatte und nun mit Straton gepaart war, der wiederum ein Verhältnis mit Ischade hatte, der Vampirfrau aus der Schlachthausgegend.
Niemand wünschte sich mehr als Crit, daß die Heiligen Trupps Freistatt verließen. Und niemand kannte Tempus’ Gefühle besser und die Einzelheiten des Kaiserbesuchs in Freistatt.
Crit zupfte an seiner langen Nase und rührte mit einem Finger in seinem heißen Trank, in den er starrte, als wäre es die Kristallkugel einer Hexe. »Ihr – Ihr habt doch nicht…« sagte er zu dem Becher, dann blickte er zu Tempus auf. »Ihr habt doch nicht vor, Zips Bande als Schutzkräfte für Freistatt einzusetzen? Bitte, sagt mir, daß dies nicht Eure Absicht ist!«
»Das kann ich dir nicht sagen. Warum sollte ich sie nicht einsetzen? Bei den Göttern, sie sind gut ausgebildet – jedenfalls gut genug für diese Stadt, sie haben Mumm und Durchhaltevermögen, sie sind nicht schlechter, als die meisten, die wir ausgebildet haben. Niko hat sogar eine Zeitlang mit dem VFBF-Führer gearbeitet. Und es sollte dir doch egal sein, wem wir die Kaserne übergeben, solange es nicht Jubal ist. Wir dürfen nicht zulassen, daß Herrscher aus der Unterwelt die Dinge in die Hand nehmen und das Sagen haben – in dieser Beziehung war Theron überdeutlich. Für Ordnung müssen hier schon Einheimische sorgen oder wir.«
»Das meine ich ja. Keiner von uns wird hierbleiben wollen, um diese Meute von Schlächtern zu beaufsichtigen – ich nicht und keiner von meinen Männern. Versprecht mir, daß Ihr mir das nicht noch einmal antun werdet: mich mit einer unmöglichen Aufgabe und einer störrischen Schar unzufriedener Krieger zurückzulassen. Die Trupps wollen Euch folgen. Ich werde nicht imstande sein, sie hierzuhalten. Und Syncs Kommando hört nicht auf meinen Befehl.«
Ausreden sahen Crit gar nicht ähnlich, also waren es wohl auch keine: die Heiligen Trupps wollten, daß Tempus diese Dinge unbedingt beachtete.
»Keine Angst. Ihr sollt nur einsehen, daß Zip lebendig nützlicher ist als tot, und ich will sichergehen, daß ihr das auch tut – eine Woche lang einstweilen. Und was immer zwischen dir und meiner Tochter ist«, Tempus hob die Hand, als Crit den Mund öffnete, »sie ist jetzt mit Fackelhalter liiert, der ein Nisi ist – ein Feind. Wir lassen sie hier! Wir nehmen Jihan und Randal mit, selbst wenn wir sie betäuben müssen, und wir verlassen die Stadt – du, ich, Strat, die Stiefsöhne, die Dritten – und das wär’s. Wenn wir Kadakithis mit irgendeiner Schutzmacht helfen können, kann niemand uns etwas vorwerfen.«
»Deshalb seid Ihr persönlich
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