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Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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um ihm diese oder jene abscheuliche Untat zu befehlen.
    Daß Schnapper sein früheres Dasein als Diener einer Hexe als unwürdig ansah, war bezeichnend für des Dämons neue Lebensanschauung. Hier unter den Windern, Bettlern und Dirnen bemühte er sich verzweifelt um Anerkennung.
    Und er schaffte es. Niemand zog ihn seines Aussehens wegen auf oder zuckte furchterfüllt vor ihm zurück. Sie waren höflich, wie Menschen es waren, und sie behandelten ihn als Gleichgestellten, jedenfalls soweit hier irgend jemand irgend jemand anderen so behandelte.
    Und aus tiefstem Herzen wünschte Schnapper Jo sich, von den Menschen anerkannt zu werden – vielleicht eines Tages sogar als Mensch. Denn war Menschlichkeit nicht etwas im Herzen und nicht an der Oberfläche?
    Das wollte Schnapper Jo glauben, hier in dieser verrufenen Schenke, wo glotzäugige Beysiber noch ein bißchen verhaßter waren als blonde und gutaussehende Rankaner; wo dunkle Haut und krumme Glieder und Zahnstummel keine Verunstaltung waren; wo jeder gleichermaßen von den Hexern der Magiergilde und den Priestern der Oberstadt tyrannisiert wurde.
    Als der hochgewachsene heroische Mann mit dem furchteinflößenden Gesicht hereinkam, dem Blut aus jeder Pore zu sickern schien, mit rauher Stimme sagte: »Schnapper, tut mir einen Gefallen«, richtete der Tagesschankwirt sich zur vollen Größe auf und erwiderte: »Jeden, hoher Herr – außer Kredit.«
    Auch das gehörte zum Menschsein: sich etwas aus kleinen geprägten Scheiben aus Kupfer, Silber oder Gold zu machen, obwohl ihr Wert nur so groß war wie das Verlangen der Menschen, die um sie kämpften oder ihretwegens starben.
    Doch dieser große Mensch wollte nur Auskunft, und er war deshalb extra zu Schnapper Jo gekommen.
    Während zu beiden Seiten neben ihm mindestens eine Mannslänge Platz gemacht wurde, sich hinter ihm bestimmte Gäste in das Unwetter hinausstahlen und zwei Schankmaiden auf Zehenspitzen in die Hinterstube hasteten, sagte der Fremde: »Ich muß etwas über Eure frühere Herrin wissen – ist es Roxane gelungen, aus Tasfalens Haus in der Oberstadt zu kommen? Hat irgend jemand sie gesehen? Ihr von allen müßtet wissen, ob sie in der Gegend ist.«
    »Nein, Freund«, antwortete Schnapper, der sich des Wortes Freund zu gern bediente, seit er vor kurzem seine Bedeutung erfahren hatte. »Seit die Feuersäule gelöscht wurde, hat niemand sie mehr gesehen oder von ihr gehört.«
    Der große Mann nickte und lehnte sich über den Schanktisch.
    Schnapper lehnte sich ihm entgegen. Er fühlte sich als etwas Besonderes, weil dieser so respekteinflößende Mensch ihn vor allen Gästen des Einhorns mit einem Gespräch auszeichnete. Als sie sich gegenüberstanden, fiel ihm durch sein nach rechts blickendes Auge so allerlei Bekanntes an diesem Mann auf: die zusammengekniffenen Augen, die ihn durchdringend beobachteten, der wie ein Schlitz geöffnete Mund, dessen Lippen leicht zu einem verstohlenen Lächeln verzogen waren. Dann fragte der Mann: »Und Ischade, die Vampirfrau – geht es ihr gut? Unten am Schlachthof? Hält sie hof unter ihren Schatten?«
    »Es…« Eine Erinnerung fügte sich an die andere, und eine Gänsehaut umwogte Schnapper Jos Warzen. Das war der Schlaflose! Der legendäre Krieger, gegen den seine ehemalige Gebieterin so lange gekämpft hatte. »Es – es geht ihr gut, hoher Herr. Ischade – geht es gut. Es wird ihr immer gutgehen…«
    Schnapper Jo hatte Freunde unter den Einsttoten, den im Nichts Harrenden. Ischade gehörte nicht zu ihnen, genausowenig wie dieser Mann, von dem er nun wußte, wer er war.
    Jetzt wußte er auch, weshalb die Gäste sich zurückgezogen hatten, dieser Pöbel, der die Drahtzieher eines Spieles kannte, in dem sie nur als Figuren bewegt wurden, ohne die Freiheit einer eigenen Entscheidung zu haben.
    Schnapper versuchte, seine Angst nicht zu zeigen, doch ohne sein Zutun barsten ihm Worte über die Lippen: »Mord und Totschlag, oh, überall wird es zum Blutvergießen kommen, aber Schnapper Jo ist doch so glücklich, wenn es friedlich ist…«
    »Wenn das nächste Mal ein Stiefsohn oder jemand vom 3. Kommando hierherkommt, dann sagt ihm, er soll mich in der Söldnerherberge aufsuchen. Und vergeßt es nicht!« Der Mann, der auch Tempus genannt wurde, legte Münzen auf den Schanktisch.
    Mit dem nach links blickenden Auge konnte Schnapper sie glitzern sehen, aber er griff nicht danach, ehe der hünenhafte Mann nicht gegangen war.
    Dann rief der Dämon eine der Schankdirnen

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