Die Herrin der Flammen
Körper in ein Instrument, das er meisterhaft spielen konnte.
Und etwas dieser Art geschah auch, doch wer wen vergewaltigte, hätte er nicht mit Sicherheit zu sagen vermocht, während sie halb nackt in den Trümmern herumrollten, ohne sich um irgend etwas um sie herum zu kümmern, während eine Hexe ihre Zauber wirkte, Soldaten ein uraltes Ritual sprachen und Randal, der tysianische Hasard, eine feurige Opferhandlung vornahm, die das, was immer in Tasfalens Haus lauerte, endlich freisetzen sollte.
Da Tempus auf seine Weise Opfer Sturmbringers, des Vaters Jihans, war und Jihans Beine ihn umklammerten, während ihre Zähne sich in seinen Hals gruben, und da der Gott in ihm dieses Vergewaltigungsspiel liebte und Jihan ebenfalls, entging ihm das Schauspiel, das sich gegenüber in Tasfalens Haus abspielte.
Tatsächlich löschte das Feuerwerk in seinem Schädel, als der Gott und er und Jihan und ihr Vater zusammenkamen, das Scheinbild der Flammensäule des vergangenen Winters, die zum Himmel aufstieg aus Tasfalens Haus.
Später erfuhr er, daß die Türen und Fenster von Tasfalens Haus von selbst aufschwangen und ein Feuerwesen hinausflog und flatternd hoch über dem Haus kreiste.
Und in den Rauch verschwand, der überall wallte, Rauch, der von Tasfalens Schornstein aufstieg oder zu ihm hinunterwogte, als käme das Licht, das aus jedem Fenster loderte, von etwas, das weißglühend im Haus brannte.
Aber was in Tempus brannte, war das Licht als solches.
Jihan war ihm in allen körperlichen Dingen ebenbürtig. Als sie schließlich still beisammenlagen und mehr als nur ihren eigenen Atem hören und mehr als nur ihre eigenen Seelen sehen konnten, flüsterte sie ihm zu, das Gesicht an seinem Hals vergraben: »O Geheimnisvoller, weshalb hast du so lange gebraucht, zurückzukommen und mich wieder zu nehmen? Wie konntest du mir das antun? Und Randal?«
»Ich kümmere mich um Randal. Er wird verstehen. Ich will dich, Jihan – ich will dich bei mir. Ich…« Es fiel ihm schwer, das zu sagen, aber er mußte es, nicht nur Randais wegen, sondern um aller willen, die ihm vertrauten. »Ich – brauche dich, Jihan! Wir alle brauchen dich! Komm nach Norden und Osten und überallhin mit mir – schau dir die ganze Welt an.«
»Aber mein Vater…« Die Augen der Gischttochter glühten so rot wie das Feuer auf der anderen Straßenseite, das er jetzt erst bemerkte.
»Wird er den Wunsch seiner Tochter nicht respektieren?«
Jihans Arme schlangen sich um seinen Hals in einer Umklammerung, die weder Tempus noch der Tod brechen könnte, und sie zog ihn zu sich hinab. »Gut, Geheimnisvoller, dann zeigen wir ihm, daß es mein Wunsch ist.«
Er war nicht sicher, ob er es selbst mit Hilfe des Kriegsgottes so schnell schon wieder fertigbrächte. Aber der Gott war ebenso unersättlich wie sie, und obwohl Sturmbringer vor Ärger grollte und die Erde erschütterte, daß sie sich bald in einem Wolkenbruch herumwälzten, der das Feuer auf dem Altar und in Tasfalens Haus löschte, war es zu spät, als daß Jihans Vater sie noch hätte abhalten können.
Tempus hatte um Jihan gefreit und sie bekommen, und nun gab es nichts mehr, das etwas am Entschluß der Gischttochter hätte ändern können, jetzt, da sie ihn gefaßt hatte.
Zip konnte sich die Schwierigkeiten gar nicht vorstellen, in denen er sich nun befand, da er zu einem Bündnis mit so vielen gezwungen war, die guten Grund hatten, ihm den Tod zu wünschen.
Jubals Falkenmasken geleiteten ihn hinaus zur Stiefsohnkaserne, um ihm dort alles zu zeigen. Nun, wenigstens mußte er hier nicht leben – noch nicht.
Die Abmachung sah so aus, daß er den Anführer eines verrückten Zusammenschlusses aller seiner bekannten Feinde machte – und einiger, von denen er gar nichts gewußt hatte: beispielsweise eine Frau namens Chenaya, die mehr Mumm hatte als die meisten Söldner, die auf dem weißgetünchten Übungsplatz herumlungerten – und sie hatte ihm klargemacht, daß die Hackordnung nicht von Dauer sein würde, solange sie nicht der Kopf war.
Mit einer übertriebenen Verbeugung und spöttisch galant ausgestreckter Hand bedeutete er ihr, daß sie gern jederzeit und überall den Vortritt in ein Grab haben könnte, und machte ihr klar, daß in Freistatt Köpfe dazu neigten, schnell zu rollen.
Aber Chenaya, die anscheinend eine rankanische Edle war, begriff nicht, daß er es spöttisch meinte. Sie nahm an, daß er sich aus Gewohnheit verbeugte und Kratzfüße machte wie andere Winder, und sie
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