Die Herrin der Kathedrale
der zum Brautgeleit gehörte.
»Nun gut«, beschied der Burggeistliche darauf und wurde unruhig, als der Graf bereits begann, sich seines Gürtels und der Beinlinge zu entledigen. Hastig besprenkelte er zuerst den Bräutigam und dann die Braut mit geheiligtem Wasser aus dem Mausabach, obwohl die Tradition es verlangt hätte, dass sich die Ehepartner zuvor aus der Entfernung voreinander verbeugten. »Gott möge Euch bei all Euren Taten jeden Tag aufs Neue beschützen und segnen. Er möge Euch reich mit Kindern beschenken, auf dass Ihr ihm dafür dankbar und verbunden seid.«
»War’s das nun?«, fragte Ekkehard.
»Amen!«, setzte der Geistliche nach und segnete das Brautpaar. »Nun sind die Weihehandlungen vollendet, Graf. Die Brautleute sollten sich jetzt auf der Bettstatt niederlassen.« Das Brautgeleit drängte Uta zur Bettstatt. Der Burggeistliche reichte zunächst Ekkehard und dann Uta einen Becher süßen Weines und ein Stück Brot. Für dieses erste gemeinsame Mahl hatte Ekkehard entgegen der Tradition nicht sauren, sondern süßen Honigwein aus dem nahen Moritzkloster befohlen. Auch an diesem Tag wollte er diese ihm über die Jahre vertraut gewordene Angewohnheit nicht ablegen. Selbst der Vater hatte einst so manchen Tag mit einem Kelch edelsten Honigweins abgeschlossen, dem die Benediktinerinnen mit Eichenspänen eine weithin einzigartige Note zu verleihen vermochten.
Uta trank und aß wie befohlen, obwohl der Nahrungsbrei nur schwer seinen Weg in ihren Magen finden wollte. Währenddessen wiederholte das Brautgeleit die vorgetragenen Glückwünsche und schickte sich dann an, das Gemach zu verlassen.
»Ihr bleibt hier!«, wies der Geistliche beim Hinausgehen das einzige Weib im Brautgeleit an.
Das Mädchen, gerade zwölf Jahre und als Tochter eines Landadligen in die Dienste des Grafen auf die neue Burg gegeben, starrte den Geistlichen erschrocken an.
»Wie heißt du?«, fragte der streng.
»Katrina«, antwortete das Mädchen schüchtern, dessen schmale Oberlippe von einer breiten Scharte gespalten war. Sich der Aufmerksamkeit der Brautleute versichernd, erklärte der Geistliche daraufhin: »Falls deine neue Herrin einen Wunsch verspürt, musst du ihn unverzüglich erfüllen!«
Scheu blickte das Mädchen zu Uta.
»Hast du verstanden?«, wiederholte der Burggeistliche ungehalten, bevor auch er die Kammer verließ.
Das Mädchen nickte hastig.
Während Ekkehards Blick prüfend an seinem Weibe hinabglitt, war Uta gefesselt vom Antlitz des Mädchens. Es erinnerte sie an das eines jungen Kätzchens, das man vor einen kläffenden Hund geworfen hatte. »Katrina«, sagte sie mit sanfter Stimme, »warte doch vor dem Gemach auf Anweisung. Ich denke nicht, dass ich so schnell Unterstützung benötige.«
»Gattin«, widersprach Ekkehard, »mit dieser Forderung verstoßt Ihr gegen die Gepflogenheiten. Das Kammermädchen muss dem Beischlaf im Brautgemach beiwohnen, um den Vollzug der Ehe sofort verkünden zu können!«
»Dann nimm doch in der Nische Platz«, lächelte Uta Katrina an und wies in Richtung des Fensters.
Ekkehard – inzwischen lediglich noch mit der Bruche bekleidet – baute sich mit breiter Brust vor dem zierlichen Mädchen auf. »Wenn ich dir Bescheid gebe«, er hob mahnend seinen Finger, »rennst du sofort zum Brautgeleit und verkündest, dass ich die Ehe vollzogen habe.«
Katrina presste sich erschrocken gegen die Wand, an die sie ängstlich zurückgewichen war, und schaute an Ekkehard vorbei zu Uta, die ihr ermutigend zunickte.
»Und nun zu Euch Gattin.« Er nahm ihr den Weinbecher aus der Hand und schob den Pelzumhang von ihren Schultern.
»Wie gesagt«, räusperte er sich, »lasst es uns hinter uns bringen! Ich möchte die Erfüllung des Auftrags von Kaiser und Erzbischof nicht hinauszögern.« Zielstrebig entledigte sich Ekkehard nun seines letzten Gewandstückes, derweil Uta sich mit zitternden Beinen auf die Bettstatt setzte. Er fixierte ihre Brüste unter dem Seidenhemdchen. »Sie sind klein«, stellte er fest, »aber wenn erst mal Milch drin ist, werden sie noch etwas üppiger.« Er packte sein schlaffes Glied und hielt es ihr hin: »Unser Erbenspender, Gattin.« Nicht nur dem älteren Bruder, auch den restlichen Reichsgroßen wollte er beweisen, dass er, der nachgeborene Ekkehard, ebenso wichtig für die Familie war – denn er würde die ersehnten Stammhalter zeugen und der Familie dadurch weiterhin die Meißener Markgrafenwürde sichern.
Beim Anblick des sich aufrichtenden
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