Die Herrin der Kathedrale
Gliedes wandte Uta sich abrupt ab. Hatten Mechthild, Adriana und Grete einst tatsächlich behauptet, dass es Stellen am Körper gab, an denen eine Frau berührt werden wollte? Selbst wenn der Gatte weniger grob als einst Volkard aus dem Hardagau mit ihr umgehen würde, fand Uta die Vorstellung in diesem Moment absurd. Erna, die sie mit auf die neue Burg hatte nehmen dürfen, hatte ihr geraten, den Beischlaf einfach geschehen zu lassen.
Aber offenkundig besaß sie nicht die dafür notwendige Gleichgültigkeit, sondern spürte nur den Drang, Ekkehard weit von sich fortzustoßen.
»Ziert Euch nicht so!«, meinte Ekkehard und drückte Uta im nächsten Moment auf das Bett hinab, spreizte ihre Beine auseinander und drang mit einem wuchtigen Stoß in sie ein. Berührt werden wollen? Niemals! Ein brennender Schmerz durchzog Utas Unterleib. Als sie eine Ewigkeit später ausatmete, stieß er erneut zu und presste sie mit seinem ganzen Gewicht tief in die Strohmatratze. Diesmal brannte es nicht nur tief im Inneren, auch ihre äußere Scham tat ihr weh.
»Bewegt Euer Becken, Gattin!«, keuchte Ekkehard, den Blick auf sein immer wieder auftauchendes Glied gerichtet.
Uta versuchte, seiner Anweisung nachzukommen, doch ihr zitternder Körper gehorchte ihr nicht. Sie schloss die Augen und ließ es einfach nur geschehen. Rote Haare, Sommersprossen …, meinte sie dabei zu hören, bis Ekkehard nach vielen weiteren Stößen schließlich geräuschlos über ihr zusammensackte. Schwer atmend rang Uta nach Luft. Doch im nächsten Moment rollte sich Ekkehard auch schon von ihr herunter und keuchte: »Mädchen!« Dann sprang er auf und zerrte das blutbefleckte Bettlaken unter Uta hervor.
Mit aufgerissenen Augen blickte Katrina auf Ekkehard, der völlig nackt vor sie getreten war. »Lauf zum Brautgeleit und verkünde meinen Vollzug!«, wies er sie an und hielt ihr dabei den Beweis seiner Manneskraft vor die Nase. Katrina griff nach dem Laken, das zwei kleine Blutflecken aufwies, und stürzte aus dem Gemach.
»Ich hoffe, bereits an diesem Abend einen Knaben gezeugt zu haben«, erklärte Ekkehard, stieg in seine Kleider und verließ das Ehegemach.
Nur in ihr seidenes Hemdchen gekleidet und mit starrem Blick setzte Uta sich in der Bettstatt auf. Noch immer fühlte es sich an, als ob eine Glut ihren Leib von innen heraus verbrennen würde.
An der dem Ehevollzug folgenden Morgentafel vermachte Ekkehard ihr die nach seinem Vater benannte Eckartsburg als Witwengut. Während er stolz die zur Burg gehörenden Hufen Land aufzählte, bemerkte Uta, dass der Schmerz in ihrem Unterleib nun langsam nachzulassen begann. Sie strich sich über den kaiserlichen Brautschleier. Dann wanderten ihre Gedanken zurück zur Trauung in der Marien-Pfarrkirche, und erneut erklangen die zeremoniellen Worte des Burggeistlichen in ihrem Kopf: »Gott, der am Anfang den Menschen geschaffen hat, schuf ihn als Mann und Frau und sprach:
›Darum wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und an seinem Ehegatten hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch‹.« Pflichtbewusst wandte sich Uta dem Gatten zu. Seine Gesichtszüge besitzen so wenig von der Ausdrucksstärke und der warmen Ausstrahlung seines älteren Bruders, dachte sie und presste ihre ausgekühlten Beine fester aneinander.
»Ich bin voller Hoffnung, bald einen Erben vorweisen zu können«, verkündete Ekkehard an Uta vorbei der Tafelrunde. Mit dem Ehepaar speiste das Brautgeleit, darunter auch einige von Ekkehards Gefolgsleuten, die ihm daraufhin zuprosteten. Der Burggeistliche trat seinerseits mit ausgestreckten Armen und dem Symbol ihrer Ehe vor Uta hin und meinte salbungsvoll: »Und nehmt nun diesen Schleier als Zeichen der Treue und Verbundenheit zu Eurem Gatten.«
Auf sein Zeichen hin erhoben sich die Eheleute. Uta betrachtete den ihr gereichten Schleier und presste die Lippen zusammen. Ich tue es für dich, Mutter! Als Gräfin hören sie mir eher zu, als Gräfin vermag ich weitere Pergamente einzusehen und dadurch Beweise für des Vaters Schuld zu finden. Im nächsten Moment dachte sie an ihren Bruder, der dem König kaum mehr von der Seite wich. Zu der angekündigten Doppelhochzeit war es glücklicherweise nicht gekommen, denn Esiko hatte seine Ehe mit Mathilde von Schwaben noch im alten Jahr vollzogen, und seine Frau befand sich allen Zweiflern zum Trotz schon in anderen Umständen.
»Von nun an sollt Ihr nicht mehr ohne den Ehe-Schleier
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