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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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feingliedrigen Händen der jungen Frau. »Ihr besitzt Von der Materie der Medizin des Dioskurides?«
    »Ein Geschenk meiner …«, sofort unterbrach sich Hazecha und senkte betreten den Kopf.
    »Ein Geschenk Eurer Schwester?«, fragte Margit vorsichtig, beinahe flüsternd.
    Ruckartig hob Hazecha den Kopf. »Woher wisst Ihr …?« Sie blickte wieder auf das Buch.
    »Eure Schwester sorgt sich um Euch«, entgegnete Margit und suchte mit den Augen dabei die Gestalt der jungen Frau unauffällig nach Anzeichen einer wie auch immer gearteten Erkrankung ab.
    Hazecha stiegen Tränen in die Augen, die sie aber mit aller Kraft zurückdrängte. »Geht es ihr gut?«
    Margit sah, dass die Hände des Mädchens zu zittern begannen. »Sie vermisst Euch. Euch und Eure Briefe.«
    »Heute ist der fünfhundertsiebenundsiebzigste«, sagte Hazecha leise. Sie zählte die Tage, seitdem Esiko bei ihr gewesen war und ihr jeden Kontakt mit Uta verboten hatte.
    Mit einem zuversichtlichen Blick trat Margit näher. »Gebt mir ein paar Worte für Eure Schwester mit.«
    Hazechas Hände verkrampften sich. Esikos drohendes Gesicht erschien ihr, und im nächsten Augenblick spürte sie seine Hände um ihren Hals. »Ich kann nicht!«
    »Habt Mut, Schwester.« Beruhigend legte Margit ihre rechte Hand auf die Hazechas. »Ich spüre, dass Gräfin Uta Euch genauso fehlt wie Ihr der Gräfin!«
    Unsicher zog Hazecha ihre Hand zurück.
    »Eure Schwester ist wahrhaftig ein Segen für unsere Stadt«, berichtete Margit und versuchte erneut, Hazecha Mut zu machen. »Sie unterstützt den Bau unserer Kathedrale für die kaiserlichen Kämpfer. Sie hat ein so gutes Herz.«
    Hazecha lächelte. Sie sah sich und Uta in ihrer Kammer in Ballenstedt wieder von Bettstatt zu Bettstatt hüpfen und im Stall die Sprache der Pferde deuten. Dabei wurde ihr so warm ums Herz, wie dies sonst nur der Fall war, wenn sie einem Sterbenskranken doch noch zur Heilung verhelfen konnte.
    »Ihr seid ihr sehr ähnlich, Schwester Hazecha«, fügte Margit hinzu.
    Hazechas Gesicht hellte sich weiter auf. »Sagt ihr meine innigen Grüße und dass ich den Inhalt Von der Materie der Medizin inzwischen auswendig aufzusagen weiß.«
    »Das tue ich gerne«, bestätigte Margit.
    »Welche Fragen zur Heilkunde kann ich Euch nun beantworten?«
    Margit lächelte beinahe verschmitzt. »Die Fragen beantwortet Ihr mir ein anderes Mal, Schwester. Abgemacht?«
    Hazecha blickte die Benediktinerin vor sich lange an. »Danke, Schwester.«
    »Ich schließe Euch und Gräfin Uta in meine Gebete mit ein«, versicherte Margit und verließ die Kammer.
    »Uta«, sprach Hazecha den Namen der Schwester seit langem wieder aus. Dann lief sie in ihre Zelle, um Utas Briefe zum wiederholten Mal zu lesen. Ihren Inhalt vermochte sie bereits seit dem fünfundzwanzigsten Tag frei vorzutragen.
    »Der zweihundertfünfzigste!« Uta wandte sich freudig Meister Tassilo zu, mit dem sie seit dem frühen Morgen am Tor zur Vorburg stand, um die Neuankömmlinge zu begrüßen, und übergab einem angereisten Steinmetz Werkzeug. »Meister, der neu ausgeschriebene Lohn hat Wunder gewirkt.«
    In jedem der vergangenen fünf Mondumläufe waren vierzig weitere Handwerker auf die Baustelle gekommen. Die Arbeiten zogen sich nun von den Wäldern bei Balgstädt bis zur Burg hinauf. Tagelöhner dünnten den Baumbestand aus, um Baugerüste, Schablonen und Werkzeug herzustellen. Manchmal meinte Uta sogar, die Hammerschläge in den Steinbrüchen am Rödel zu vernehmen. Noch im Bruch wurden die Steine mit Hilfe von Schablonen grob in Form gehauen. Danach wurden sie von den Karrendienstlern je nach Größe und Schwere entweder mittels Lasttieren zur Unstrut auf einen Lastkahn gebracht oder auf einem Karren direkt zur Baustelle gefahren. Uta und Tassilo gingen vom Tor der Vorburg zur Baustelle hinüber. Inzwischen zogen die Tagelöhner die unteren Wände des Ostchores und der Westkrypta hoch, während parallel dazu mit dem Ausheben der Fundamente für das Lang- und das Querhaus begonnen worden war.
    »Fünfzehn Fuß tief ist der Bau im Boden verankert. Überdies sind die Fundamente breiter als das Mauerwerk oberhalb der Bodenkante, damit das Gebäude hinreichend gestützt wird«, meinte der Werkmeister.
    »Für die Krypta unter dem Westchor haben wir doppelt so tief ausgehoben«, ergänzte Uta und wischte sich die von der Werkzeugübergabe schmutzig gewordenen Hände an der ledernen Schürze ab. Seitdem die Handwerker nach Naumburg strömten, fühlte sie eine

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