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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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weniger Wasser und ist härter und robuster.« Unbekümmert lachte Uta auf. »Wir sollten uns mit den Wänden des Ostchores beeilen, dann können wir ihn bald nutzen, Meister!«
    »Wir brauchen nur noch einige geschmiedete Verstrebungen, um das Gewinde am Hebearm zu stärken«, fuhr Tassilo beim Anblick der Maschine fort, die zu konstruieren ihn unzählige Nächte gekostet hatte.
    »Dann eile ich gleich zu den Schmieden, um sie zu Euch zu schicken«, schlug Uta vor. Ohne die Antwort des Meisters abzuwarten, der wahrscheinlich einen Gesellen damit beauftragt hätte, hielt Uta auf die Schmiede zu, in der neben Schmied Werner inzwischen noch weitere fünf Schmiede arbeiteten. Werner wie auch Maurermeister Joachim und dessen Weib waren Uta das vergangene Jahr über ans Herz gewachsen. Nur wenige Schritte von der Zugbrücke entfernt, erkannte sie die Gruppe von Karrendienstlern um den einarmigen Michel und nickte ihnen anerkennend zu.
    In diesem Moment ertönte ein Signal von der Zugbrücke, und kurz darauf ritt ein Knappe mit dem Banner des Meißener Markgrafen in den Hof. Uta blieb vor der Tür zur Schmiede stehen und erkannte nun auch Ekkehard und Hermann von Naumburg hoch zu Ross. Überrascht hielt sie inne. Der Gatte hatte seine Ankunft nicht angekündigt. War etwas Unerwartetes geschehen?
    Zwischen Schüttgut und Steinquadern ritt der Zug des Markgrafen ein. Er bestand lediglich aus dem Brüderpaar selbst, einem halben Dutzend bewaffneter Reiter, dem Bannerträger und zwei weiteren Knappen. »Der Feldzug gegen König Mieszko ist missglückt, und der Kaiser wird eine Wiederholung befehlen.« Ekkehard hielt den Blick trübselig auf den Bruder gerichtet.
    »Wenn Bezprym unseren Vorschlag annimmt – als rechtmäßig vom Kaiser ernannter Herzog Polen zu regieren –, kann ein erneuter Feldzug umgangen werden«, entgegnete Hermann und schaute sich müde in der Vorburg um.
    »Schwager Esiko ist bereits nach Nordpolen unterwegs, wo Bezprym sich aufhalten soll«, sagte Hermann und hob die Hand – das Zeichen für den Zug anzuhalten, als er nur wenige Fuß von sich entfernt Uta erblickte. Sein Gesicht hellte sich schlagartig auf. »Bezprym hin oder her, wir sollten es dem verdammten Mieszko dennoch so richtig vergelten«, begann Ekkehard sich zu ereifern. »Vierhundert Tote allein bei der Belagerung von Bautzen und dann auch noch der schnelle Rückzug.«
    Doch Hermann hörte ihm schon nicht mehr zu. »Seid gegrüßt, Gräfin Uta.« Als er Uta in Lederschürze, Holzpantoffeln und das Haar nur notdürftig mit dem angestaubten Schleier bedeckt vor sich stehen sah, vermochte er ein Schmunzeln nicht zu unterdrücken.
    »Seid willkommen!«, begrüßte Uta die Reitergruppe und wischte sich den Staub von den Wangen. »Ihr seht enttäuscht aus. Ist der Feldzug nicht nach Euren Wünschen verlaufen?« Ekkehard wandte, durch diese Frage gedemütigt, den Kopf ab, während Herrmann erklärte: »Rechts der Elbe zogen wir nur durch entvölkertes Land, kaum eine bewohnte Siedlung gab es dort noch. Lebensmittelvorräte konnten deswegen nicht ergänzt werden. Sümpfe zogen uns und die Tiere wie Steine nach unten. So manch einen verschlangen sie sogar. Nirgends zeigte sich der Gegner. Wir gerieten immer tiefer in diese unwirtlichen Gebiete. Um nicht erfolglos, ja kampflos zurückzukehren, beschloss der Kaiser, an der oberen Spree Bautzen anzugreifen. Wir belagerten die Burg, aber unsere Leute starben. An Vergiftungen, am Sumpffieber und an Angriffen aus dem Hinterland. Deshalb zogen wir uns zurück.« Betreten senkte Uta den Kopf. »Das tut mir leid. Ich werde den Herrgott um die Aufnahme der verstorbenen Seelen bitten.« Hermann nickte und ließ seinen Blick über die Baustelle gleiten. »Wie mir scheint, gibt es von hier Erfreulicheres zu berichten.«
    »Inzwischen packen mehr als dreihundertfünfzig Hände zu.« Uta hob den Kopf. »Auch die Karrendienstler leisten wertvolle Arbeit.«
    Ekkehard betrachtete sie, während ihr Blick erneut von der Baustelle gefesselt war. Der Bischof hat mich also korrekt informiert!, dachte er. Von einer Burgherrin mit Schürze, die im Staub der Baustelle auf dem Boden hockte und arbeitete, die in die Behausungen der Handwerker ging, um deren schmutzige Arbeit zu begutachten, hatte er geschrieben. Ekkehard schaute aufmerksam an Utas flachem Leib hinab und schluckte. Hildeward hatte ihn gewarnt, dass das sündige Treiben seines Weibes verhindere, dass jemals eine Leibesfrucht in ihm heranwüchse, und er hatte

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