Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
Vom Netzwerk:
worauf Uta betreten den Kopf senkte.
    »Graf Ekkehard weilt die meiste Zeit fern der Burg.«
    Die Kaiserin sagte darauf nichts, aber Uta wusste, dass sie sich deren Vertrauen nur mit Ehrlichkeit bewahren konnte. »Wir sind uns nicht in Liebe zugetan«, ergänzte sie leise.
    Gisela erhob sich und begann, ihrer einstigen Hofdame über den Kopf zu streichen. »Das sind die wenigsten«, gab sie mit gleichfalls leiser Stimme zurück. »Unterschätzt aber auf keinen Fall die Erwartung, die in Euch, als Gattin des Grafen, gesetzt wird.«
    Nun war Uta diejenige, die schwieg.
    »Ihr seid die beste Frau, die die Mark Meißen bekommen konnte.« Gisela nahm wieder Platz, ohne den Blick jedoch von Uta zu nehmen. »Nutzt diese Chance. Als Mutter eines Erben öffnen sich Euch noch einige Türen mehr.«
    Uta schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter und nickte dann entschlossen. Türen öffnen, sinnierte sie und spürte, dass der Augenblick nicht passender sein konnte. »Erlaubt mir ein Anliegen vorzutragen, Kaiserliche Hoheit.«
    Gisela lächelte sie aufmunternd an. »Wie kann ich Euch helfen?« Unentschlossen, wie sie beginnen sollte, meinte Uta nach einer Weile: »Vor vielen Jahren wurde in meiner Familie ein schweres Unrecht begangen. Mein Vater hat meine Mutter umgebracht, und ich möchte ihn deshalb von einem Gericht verurteilen lassen. Seit nunmehr zwölf Jahren bin ich auf der Suche nach Gerechtigkeit. Doch da ich weder Zeugen noch aussagekräftige Urkunden besitze, sind Eideshelfer der einzige Weg. Ich denke, dass Eideshilfe auch bei Totschlag möglich ist. Eideshelfer allein vermögen die Richtigkeit meiner anklagenden Worte zu bestätigen. Graf Hannes aus dem Hassegau trat einst mit zweiundvierzig Eideshelfern auf, und ihm wurde Recht zugesprochen.«
    »Eideshilfe ist durchaus auch bei einer Anklage auf Totschlag anwendbar«, entgegnete Gisela nach langem Schweigen und erinnerte sich an das bereits viele Jahre zurückliegende Gespräch mit Uta, in dem diese ihr gegenüber das Verbrechen zwar angedeutet, aber nicht ausgesprochen hatte. »Ihr gedenkt, vor das kaiserliche Gericht zu treten?«
    Uta schluckte. »Ich muss den Tod der Mutter sühnen. Der Vater darf nicht ungestraft davonkommen.«
    »Aber wie könnt Ihr sicher sein, dass Euer Vater tatsächlich für den Tod Eurer Mutter verantwortlich ist?«
    Uta rang aufgeregt die Hände. »Er hat sie geprügelt, wie er uns alle geprügelt hat. Keinen ganzen Tag später starb sie an ihren Verletzungen, berichtete mir eine enge Vertraute.«
    »Hat Eure Vertraute den Hergang gesehen?«
    Uta schüttelte den Kopf. »Nicht gesehen, aber mitangehört.«
    »Eine Anklage wegen Mordes ist sehr ernst und Falschanklagen bittere Sünde. Ihr solltet nicht anklagen, bevor Ihr nicht jeden Zweifel auszuräumen wisst«, gab die Kaiserin zu bedenken.
    Uta senkte den Kopf. Dass der Vater ein Mörder war, hatte ihr das eigene Gefühl bisher stets bestätigt. Und die Eideshelfer ersetzten doch Beweise, oder etwa nicht?
    »Uta!«, sagte die Kaiserin nun ernster und umfasste Utas kalte Hände. »Beseitigt erst jeden Zweifel. Dann will ich den Eid für Eure Worte sprechen.«
    Überrascht hob Uta den Kopf. »Das wollt Ihr tun?«
    Gisela schaute Uta tief in die Augen und nickte. »Und nun lasst mich Euch von meinen neuen Hofdamen erzählen.«
    Uta strahlte die Kaiserin an. »Danke, Kaiserliche Hoheit!«
    »Da ist zunächst Annabella aus dem Französischen …«
    Des Weiteren berichtete die Kaiserin von ihrer jüngsten Reise nach Dänemark. Knapp vor Mitternacht verließ Uta die Gästekammer.
    Im Flur wartete bereits Katrina auf sie. Uta ergriff ihre Hand und zog sie mit sich. In ihrer Kemenate angekommen, lief Uta rasch zum Bett, um sich mit einem Aufguss der Herrgottsgnade zu stärken, der für die körperliche Vereinigung mit dem Gatten unverzichtbar geworden war. Sie zog erleichtert die Kräuterschale unter dem Bett hervor, während sie erneut über die Worte der Kaiserin nachdachte. »Katrina, bitte lass heißes Wasser für den Aufguss bereiten.« Als sie keine Antwort erhielt, drehte sie sich um und sah, dass das Mädchen noch immer in der Tür stand und mit aufgerissenen Augen zum Fenster starrte. Als sich Uta dorthin wandte, sah sie eine Gestalt in der Fensternische stehen. »Was sucht Ihr hier?«, fragte sie und schob die Kräuterschale unter das Bett zurück. Katrina stand noch immer in der Tür, als die Gestalt aus der Nische in den Raum trat.
    »Sei gegrüßt, Schwesterlein.«
    »Esiko?« Uta

Weitere Kostenlose Bücher