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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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atmete erleichtert auf, als sie im Mondschein das Gesicht des Bruders ausmachte und keinen Trunkenen oder Unsittlichen vom Fest. »Warum dringst du heimlich in meine Kemenate ein?«
    Esiko griff nach einem brennenden Talglicht und leuchtete zuerst dem Kammermädchen und dann Uta ins Gesicht.
    »Darf ein Bruder das nicht? Früher hast du nie gezögert, mich einzulassen.«
    »Früher waren wir Kinder«, entgegnete Uta. »Da war so manches anders.« Sie dachte an das zurückliegende Gespräch mit der Kaiserin, das ihr ihren Einfall, auch Esiko um Eideshilfe zu bitten, nunmehr absurd erscheinen ließ. Sie gab Katrina ein Zeichen, die Kammer zu verlassen.
    »Apropos Kinder«, entgegnete Esiko, nachdem er Katrina grübelnd nachgeschaut hatte, und hielt das Talglicht vor Utas Bauch. »Wie man sieht, bist du noch immer nicht in anderen Umständen.« Ausgezeichnet!, dachte er insgeheim, denn die Kinderlosigkeit seiner Schwester kam ihm mehr als gelegen. Sollte den Meißener Markgrafen der Tod ereilen, und das sollte bei Kämpfern ja vorkommen, würde die Markgrafenwürde sicherlich nicht an den kinderlosen Bruder und dessen Gattin übergehen. Er, Esiko von Ballenstedt, Heerführer des Kaisers, konnte hingegen bereits Nachkommen vorweisen. Wer, wenn nicht er, wäre dann geeigneter, die Mark Meißen zu übernehmen? Die inselartigen Ländereien des Vaters im Schwabengau hatte er inzwischen durch neu übertragene Herrschaftsrechte zu einem einzigen, zusammenhängenden Gebiet verbunden. Erhielte er nun auch noch die Mark Meißen, würden sich die Ballenstedter Besitzungen mehr als vervierfachen und sein Besitzstand ihn auch formal auf eine Stufe mit den engsten Beratern des Kaisers setzen.
    Der verbale Angriff des Bruders hatte Uta aufgeregt. »Was geht dich meine Mutterschaft an?« Sie griff nach dem Talglicht, stellte es auf den Kamin und wandte sich ab. Unwillkürlich hörte sie wieder die Worte von Gisela von Schwaben, dass sich ihr als Mutter eines Erben noch mehr Türen öffnen würden. Esiko trat hinter sie. »Vielleicht musst du erst ein bisschen gehorsamer werden«, sagte er dicht an ihrem Nacken. »Beim Kirchenbau willst du helfen? Als Sünderin ein Gotteshaus bauen?«, wiederholte er mit vor Spott triefender Stimme. Utas Puls raste. Warum nur vermochte ihr Bruder nie, ein nettes Wort für sie zu finden?
    Esiko beugte den Kopf zu ihrer rechten Schulter hinab. »Du musst dich einfach geschmeidiger geben, Wildkätzchen, glaub mir«, raunte er ihr ins Ohr. »Das hilft dir und deinem Ekkehard viel mehr, als eine Kirche bauen zu wollen. Und dann auch noch in zehn Jahren! Nicht einmal der Kaiser selbst glaubt daran.«
    »Du lügst«, wandte Uta sich ruckartig um, und ihr Gesicht tauchte aus dem Schatten ins Licht. Vor Wut waren ihre Lippen ganz weiß und schmal geworden. »Ganz gewiss werden wir die Kathedrale in zehn Jahren erbauen. So wie du spricht kein Bruder und kein Gottesgläubiger!«, entgegnete sie scharf, weil sie mit eigenen Augen gesehen hatte, wie der Glaube an die Kathedrale das Heer während der Messe wieder aufgebaut hatte. Und Esiko war ebenfalls bei der Chorweihe gewesen!
    »Und so heftig entgegnet niemand, der ohne Schuld ist«, gab Esiko kühl zurück und ergriff ihre Handgelenke. »Und das bist du auch noch nie gewesen, denn die Mutter ist deinetwegen gestorben.«
    Uta fühlte sich wie von einem übermächtigen Geschoss getroffen. Sie sah den Sarg der Mutter vor sich und vernahm Ernas Worte über deren letzte Momente. Dann öffnete sie den Mund zur Erwiderung: »Sie fiel unserem gottlosen Vater zum Opfer«, antwortete Uta ruhig, ballte jedoch die Hände zu Fäusten.
    »Wie arm du im Geiste bist, wenn du noch immer an die Macht unseres Vaters glaubst«, antwortete Esiko gelassen.
    »Der Herr gibt und der Herr nimmt, nicht unser Vater. Der Herrgott war es, der die Mutter für dein Vergehen bestraft und elendiglich hat verrecken lassen!«
    Uta schüttelte den Kopf. »Die Mu… Mu… Mutter ist nicht meinetwegen gestorben!«
    »Jetzt stottert mein Schwesterlein wieder«, sagte Esiko gespielt mitleidig.
    Mit einem kraftvollen Ruck entriss Uta ihm ihre Handgelenke und meinte dann mit fester Stimme. »Der Vater hat sie umgebracht, nicht ich!«
    »Schwesterlein, du musst wahrlich blind sein, wenn du nicht siehst, dass du mit deiner Überzeugung alle um dich herum ins Verderben ziehst.«
    Uta starrte den Bruder nur verständnislos an.
    »Den Markgrafen, den Werkmeister und alle Arbeiter«, fuhr Esiko fort. »Und

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