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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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einem gutgerüsteten Heer bei Belgern an der Elbe angelangt war, war gerade einmal zwei Tage alt.
    Ekkehard nickte, schwieg aber zunächst.
    »Wünscht Ihr weitere Verpflegung für das Heer?«, erkundigte Uta sich weiter. »Ich habe bereits Brotkarren packen lassen. Ist vom Dörrfleisch nicht genug geladen?«
    »Es geht um Eure Pflichten«, erklärte Ekkehard in strengem Ton und kam dann ohne Umschweife auf den Punkt. »Ich möchte Euch hiermit wissen lassen, dass ich Euch bis zum übernächsten Feste Christi Geburt die letzte Möglichkeit gebe, mir einen Nachkommen zu gebären.«
    »Le… le… letzte Mö… Möglichkeit?« Die Forderung war für Uta wie ein Schlag ins Gesicht. Verunsichert wich sie einen Schritt zurück. Wenn es Ekkehard ernst damit war, blieben ihr gerade einmal noch dreizehn und ein halber Mondumlauf.
    »Aber wie soll ich empfangen, wenn Ihr Euch nur zweimal jedes Jahr für kurze Zeit auf der Burg aufhaltet?«, brachte sie zu ihrer Verteidigung hervor.
    »Gattin, Ihr wagt es, meine Entscheidung anzuzweifeln?«, empörte sich Ekkehard. Mit einer derartigen Erwiderung hatte er nicht gerechnet.
    Entsetzt blickte Uta zu Boden. Sie wusste nicht, was sie noch tun konnte, um endlich ein Kind unter dem Herzen zu tragen. »Und wenn ich bis zum übernächsten Feste Christi Geburt keine Leibesfrucht …?«, setzte sie an.
    Ekkehard straffte die Brust. »Dann muss ich unsere Ehe auflösen, um mir endlich eine fruchtbare Gattin in mein Bett zu holen. Die Mark braucht einen Erben!«
    Stumm betrachtete Uta den Gatten. Er wollte sie tatsächlich fortschicken, obwohl sie doch dabei helfen wollte, die Kathedrale zu bauen. Inzwischen zeichnete sie fast genauso präzise wie Meister Tassilo, hatte Hermann ihr jüngst versichert.
    »Und nun lebt wohl. Der Kaiser und das Heer erwarten mich«, sagte Ekkehard und verließ den Saal.
    Die Dunkelheit und die frühwinterliche Feuchte im Burgsaal ließen Uta plötzlich frieren. Sie lief aus dem Wohngebäude und in die kleine Burgkirche. Dort ließ sie sich in der Krypta nieder und sprach ein Gebet, in dem sie die Mutter, die heilige Plantilla und Äbtissin Hathui um Beistand dafür bat, sie nicht von der Kathedrale zu trennen. Die Krypta war der ruhigste Ort auf der Burg, noch nie hatte sie hier jemanden angetroffen. Uta hielt inne: Wollte ihr der Herr über die Drohung des Gatten etwa zu verstehen geben, dass sie neben der Kathedrale auch noch andere wichtige Pflichten zu erfüllen hatte? Hazecha! Mutter!, schoss es ihr durch den Kopf. Im vergangenen Winter hatte sie ursprünglich zu Hazecha reiten wollen. Doch wie im Flug war der Mond seitdem auf- und wieder untergegangen, und erst Ende dieses Herbstes hatte sie sich ihrer zeichnerischen Fertigkeiten sicher gefühlt. Ob Hazecha sie in den vergangenen Mondumläufen erwartet hatte, auch wenn sie ihr keine Nachricht nach Naumburg geschickt hatte? »Ich komme zu dir, Hazecha, versprochen«, schwor Uta.
    »Gib mir nur noch wenige Tage Zeit, um die Zeichnungen für das Gewölbe des nördlichen Seitenschiffes abzuschließen.« Als die Heerführer Naumburg längst verlassen hatten, erhob sie sich, um an ihre Arbeit zurückzukehren.
    Tassilo hielt die Hände näher an das Kohlebecken, das die Turmkammer nur langsam erwärmte. »Sind alle da?«, fragte er und blickte in die Runde der Gewerkmeister und Bauplaner. Zu seiner Erleichterung war Bischof Hildeward, der gestern sogar einem der Meister den Mund verboten hatte, der ihm nur die Fertigung der Lehrgerüste hatte erklären wollen, heute nicht anwesend.
    »Mit Verlaub, der Markgraf fehlt noch«, bemerkte der Vogt, der sich den Umhang fester um die Schultern zog. »So früh und schon so eisig«, raunte er noch.
    »Markgraf Hermann lässt sich für die heutige Zusammenkunft entschuldigen«, erklärte Tassilo, nachdem er das Kohlebecken in die Mitte der Kammer gezogen hatte, und trat vor die Handwerker. »An der Floßstation am Rödel gibt es Streit, den nur er schlichten kann.«
    Die Gewerkmeister, der Vogt und Uta nickten verständnisvoll.
    »Vogt«, wandte sich Tassilo an den Mann, den Markgraf Hermann zum Schatzmeister ernannt hatte. »Ihr könnt Euch ab sofort mit der Materialplanung für den dritten Bauabschnitt befassen.« Tassilo legte dem Vogt ein großes Bündel Zeichnungen vor, das dieser mit beiden Händen umfassen musste und mit hochgezogenen Augenbrauen an sich nahm.
    Uta hingegen lächelte. Mit dem Beginn des dritten Bauabschnittes würden ihre Fensterzeichnungen aus

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