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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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dem zweiten bald in Stein umgesetzt werden.
    »Für die unteren Wände des Langhauses fehlen uns derzeit noch Steine«, meldete sich der Steinmetzmeister, und eine Atemwolke stieg aus seinem Mund auf. Maurermeister Joachim nickte zustimmend. »Deswegen pausieren einige meiner Männer. Die Steinmetze können einfach weniger behauen, weil sie keinen Nachschub vom Rödel bekommen.«
    »Betrifft dies beide Brüche dort?«, fragte Tassilo an den Vogt gewandt.
    »Mit Verlaub, Meister«, druckste der Vogt verlegen herum.
    »Es gibt zu viel zu tun. Ich habe es noch nicht geschafft, die Steinvorkommen zu kontrollieren. Die Holzlieferungen aus Balgstädt beschäftigen mich noch immer.«
    »Wir brauchen auch unbedingt weiteres Holz«, fügte der Zimmermeister, der so breit war wie zwei Männer, hinzu. Meister Tassilo kratzte sich den kahlen Schädel. »Es wird hoffentlich zu keinen Verzögerungen kommen. Aber wenn es so weitergeht …« Er hielt inne und blickte zu Uta. »Gräfin, könntet Ihr Euch der Materialbeschaffung für die dritte Bauphase annehmen? Dann würde sich unser Vogt vollends auf die Holzlieferungen und die Soldkasse konzentrieren können.«
    »Und die Zeichnungen?«, fragte sie unschlüssig. Nur äußerst ungern würde sie Blindrillenstift und Reißbrett aufgeben.
    »Vielleicht ist eine Teilung der Aufgaben die richtige Lösung«, fiel Tassilo daraufhin ein. »Wir könnten die Planung auf uns drei – den Markgrafen, Euch und meine Wenigkeit – verteilen. So bliebe Euch immer noch genügend Zeit, die Zeichnungen auszuarbeiten.«
    Meister Tassilo traute ihr also tatsächlich die Materialplanung und -beschaffung zu. Zukünftig würde sie also nicht nur zeichnen, sondern aus den Skizzen auch den Arbeiter- und Materialbedarf ableiten, schlussfolgerte Uta und nickte Tassilo erfreut zu. Im nächsten Augenblick aber überkam sie ein schlechtes Gewissen, weil sie mit der neuen Aufgabe nicht sofort beginnen können würde: weswegen sie mit Meister Tassilo gleich im Anschluss noch unter vier Augen sprechen wollte. Der Vogt atmete erleichtert auf. Seiner Ansicht nach erforderte allein die Verwaltung der Geldmittel die Aufmerksamkeit von zwei Vögten.
    »Gewerkmeister«, wandte sich Tassilo nun wieder an die Runde. »Welche weiteren Anliegen habt Ihr vorzutragen?« Doch Schmied Werner schaute zufrieden drein. Und auch die anderen Meister verneinten und berichteten im Folgenden von den laufenden Arbeiten. Schließlich einigten sie sich noch auf das weitere Vorgehen.
    Die Handwerker stiegen bereits die Treppen des Turmes hinab, als Uta den Werkmeister noch um ein kurzes Gespräch bat und die Tür schloss. »Könnt Ihr es vertreten, wenn ich mit der Materialplanung für den dritten Bauabschnitt erst in ein paar Tagen beginne? Ich muss zuvor dringend ein Kloster aufsuchen.« Aufgeregt rieb sie sich die Hände. »Die Zeichnungen für den Westchor werde ich ebenfalls erst nach meiner Rückkehr vervollständigen können«, meinte sie und prüfte die bisherige Zeitplanung. »Mit dem dritten Bauabschnitt – sollte der Winter doch noch milde ausfallen – beginnen wir zum Ende des nächsten Jahres.«
    »Wenn Ihr wünscht, Gräfin, kann ich Eure Zeichnungen übernehmen.«
    »Nein«, protestierte Uta sofort. »Erlaubt mir, die Aufrisse der Chorwände selber fertigzustellen. Ich werde nicht länger als zehn Tage fort sein. Danach hole ich alles auf. Versprochen!« Bei diesen Worten überlegte Uta bereits, ob die Wege wohl so gut beschaffen waren, dass sie innerhalb von vier Tagen Gernrode erreichen könnte.
    »Natürlich, Gräfin, wenn Ihr es so wünscht.« Tassilo kannte sie inzwischen gut genug. Er wusste, dass sie ihr Wort halten würde. Außerdem konnte er dem Glanz in ihren Augen einfach nichts entgegensetzen.
    »Und meint Ihr, der Markgraf ist ebenfalls einverstanden?«, fragte Uta, die niemanden, und schon gar nicht Hermann, vor den Kopf stoßen wollte.
    »Gewiss ist er damit einverstanden«, erwiderte Meister Tassilo. »Solange sich unser gesamtes Vorhaben dadurch nicht verzögert. Den Rückstand in der Materialplanung vermögt Ihr sicherlich schnell aufzuholen.«
    »Ich danke Euch, Meister«, sagte Uta und verließ die Arbeitskammer.
    Bevor sie sich von Erna verabschiedete, packte sie schnell noch einige Sachen, darunter ein paar Münzen, etwas Verpflegung und einen Wollmantel in ihr Bündel.
    »Du bist verrückt!«, empfing Erna sie in der Schmiede. »Jetzt, wo das kaiserliche Heer erneut nach Polen zieht! Erinnerst du

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