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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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Plan, wie sie im Kloster vorgehen wollte. Dazu waren ihr auf dem Ritt hierher einfach zu viele andere Gedanken durch den Kopf gegangen. Doch zumindest hatten sie und Arnold vereinbart, als Eheleute aufzutreten. Das würde am wenigsten Aufsehen erregen. Plötzlich hielt sie erschrocken inne. Was war, wenn Äbtissin Adelheid sie erkannte und ihr den Kontakt zur Schwester erneut untersagte? Wie würde sie die Äbtissin dann nur davon überzeugen, die Schwester trotz des ewigen Gelübdes sprechen zu dürfen?
    Als sich die Klostertür einen Spalt öffnete, zog sich Uta reflexartig die Kapuze ihres wollenen Umhangs tiefer ins Gesicht. Arnold stand hinter ihr. »Wir bitten um eine Übernachtungsmöglichkeit«, sagte sie höflich. Auf diese Weise wären sie wenigstens schon einmal im Kloster. Dort könnte sie immer noch überlegen, wie sie sich Hazecha am besten nähern konnte.
    »Ihr seid Eheleute?«, fragte die Pförtnerin und schaute den Mann hinter der Frau fragend an.
    Unsicher blickte Uta zu Arnold, der immer noch niesen musste. Waren sie etwa nicht überzeugend genug aufgetreten? Doch wenn sie jetzt abgewiesen werden würden, war alles umsonst gewesen. Als Uta die Frage schon stellvertretend für Arnold bestätigen wollte, ergriff dieser das Wort. »Das sind wir, Schwester.«
    »Wartet hier«, sagte die Pförtnerin und erschien eine Weile später mit einer zweiten Schwester. »Der Herrgott scheint mit Euch zu sein. Ich bin Schwester Edda«, grüßte die Frau und winkte sie hinein. »Wir haben die letzte Gästezelle noch frei. Die wollen wir einem gottesfürchtigen Ehepaar wie Euch gerne anbieten.«
    Erleichtert schaute Uta zu Arnold. Sie folgten Schwester Edda, deren Atmung lauter rasselte, als ihre Schritte auf dem Gang hallten. Uta erkannte, dass sie sich in jenem Gebäudeteil befanden, über dem die Zellen der Stiftsdamen lagen. In Erinnerung an Äbtissin Hathui sprach sie ein stummes Gebet. Schwester Edda führte sie in die freie Gästezelle und erklärte ihnen die Hausregeln. Sie durften die Zelle nur zu den Mahlzeiten verlassen und sich nur im Erdgeschoss aufhalten. Das vermeintliche Ehepaar versicherte, die Regeln einhalten zu wollen.
    »Unsere Äbtissin erlaubt, dass gutsituierte Gäste«, dabei schaute Edda auf Utas Gewand, welches unter dem wollenen Umhang hervorlugte, »im Speisesaal der Stiftsdamen an den Mahlzeiten teilnehmen dürfen. Findet Euch nach dem Abendgebet dort hinten ein.« Sie deutete durch die Tür hinaus auf den Eingang zum Saal.
    Hoffentlich trafen sie nicht auf Äbtissin Adelheid, bevor ihr ein Einfall gekommen war, wie sie zu Hazecha gelangen konnte, wünschte sich Uta inständig. »Wir nehmen das Angebot gerne an«, sagte sie schließlich und bemerkte, dass die Schwester Arnold ausgiebig musterte.
    »Sagt«, kam es Uta nun etwas vorsichtiger über die Lippen, »Eure Äbtissin, nimmt sie auch an den Mahlzeiten teil?« Verwundert darüber, dass in dieser Ehe anscheinend die Frau das Wort führte, wandte sich Edda wieder Uta zu, betrachtete diese aber gleichfalls eine Weile, bevor sie schließlich sagte:
    »Sofern sie im Hause weilt, ja. Aber wir erwarten Äbtissin Adelheid erst morgen aus Quedlinburg zurück – sie wollte dem Kaiser auf der Durchreise huldigen. »Wir danken Euch für die Auskunft«, übernahm Arnold und deutete Uta vorsichtig an, zurückzutreten, was diese auch tat.
    Nachdem Schwester Edda die Zelle verlassen hatte, streifte sich Uta die Kapuze vom Kopf. »Ich gebe mir Mühe, mich in Eurer Gegenwart noch weiter zurückzunehmen«, versprach sie. »Ansonsten zweifelt die Schwester noch daran, dass Ihr mein Gatte seid.«
    »Wir spielen ein gefährliches Spiel, Gräfin«, sagte Arnold mit einer Offenheit, die er in dieser Situation durchaus für angebracht hielt.
    »Ich spiele es für meine kleine Schwester«, antwortete Uta überzeugt und begann, in der Zelle auf und ab zu laufen. Hoffentlich würden die Glocken bald zum Abendgebet läuten!
    »Und wenn Euch jemand von früher wiedererkennt, Gräfin?«, gab Arnold, der sich an Ernas besorgtes Gesicht in der Schmiede erinnerte, vorsichtig zu bedenken.
    »Ich werde zum Essen meinen dünneren Umhang tragen und mir die Kapuze tief ins Gesicht ziehen«, sagte Uta und setzte ihren Einfall sofort in die Tat um.
    Als die Glocken zum Abendgebet läuteten, beschleunigte sich Utas Herzschlag. Jeden Moment könnte sie die Schwester wiedersehen. Nach dreizehn Jahren. Während sie nunmehr fünfundzwanzig Jahre zählte, musste Hazecha im

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