Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
Vom Netzwerk:
überhaupt nichts an!« Notburga starrte noch immer auf die Missbildung. »Aber deine Herrin ganz gewiss nicht!«
    »Verzeiht, Äbtissin.« Mit einem Knicks trat Katrina von der Kammer des Grafen weg und verließ den Gang.
    »Dass diese Missgeburt von Kammerweib mir nun auch noch über den Weg laufen muss!«, zischte Notburga. Sie spürte den Wein an ihrer Hand kleben und leckte ihn ab. »Gar nicht so übel, Schwester Margit«, stellte sie schon besser gelaunt fest. Nach einem Klopfen und der Aufforderung einzutreten, öffnete Notburga die Tür. »Ich bringe Euch unseren frischen Honigwein«, erklärte sie und trat lächelnd vor Ekkehard, der auf einem Stuhl nahe dem Fenster saß.
    »Frischer Honigwein?«, wiederholte er angetan und bot ihr an, ihm gegenüber Platz zu nehmen.
    »Dieses Mal habe ich ihn noch etwas fruchtiger gemacht. Eine neue Zusammensetzung, der ich viel Zeit geopfert habe, Graf«, ergänzte Notburga, nachdem sie sich gesetzt hatte, und schenkte Ekkehard einen Becher ein.
    »Ungewohnt, wenn auch nicht schlecht«, würdigte Ekkehard den ersten Schluck des ihm gereichten Getränkes. »Die hohe Kunst des Kelterns ist in Eurem Kloster wahrhaft unübertroffen.«
    »Es ist mir eine Ehre, mein Getränk für Euch stets zu veredeln«, entgegnete Notburga mit dem charmantesten Lächeln, das sie aufzusetzen vermochte. »Für einen Grafen, der als Gefährte des Thronfolgers höchstes Ansehen beim Kaiser genießt, ist das Beste gerade gut genug!«
    Ekkehard nickte und nahm einen weiteren tiefen Zug, den er – anstatt ihn hinunterzuschlucken – lange mit der Zunge verkostete. Wer weiß schon, wie lange ich die Gunst des Kaisers noch genieße, grübelte er. Uta war eine Vertraute der Kaiserin; das Christusfest und damit ihre Verstoßung keine zwei Mondumläufe mehr entfernt. Zwar gedachte er, der Gattin morgen an Allerheiligen eine letzte Chance zu geben, indem er sich zu ihr legte. In Wahrheit jedoch war er wenig zuversichtlich, dass der ihm inzwischen lästig gewordene Beischlaf den erhofften Erben hervorbringen würde. Ekkehard schluckte den inzwischen erwärmten Honigwein hinunter und ließ sich mit geistesabwesendem Blick einen zweiten Becher von Notburga füllen, die ihm aufrecht gegenübersaß.
    »Ist es wahr, dass keine Gefahr mehr von König Mieszko ausgeht? Ist Euch dieses Wunder tatsächlich gelungen?« Notburga schenkte ihm einen schmeichlerischen Blick, hatte sie doch nur wiedergegeben, was seit der Ankunft des Heeres auf der Burg in aller Munde war.
    Über Ekkehards Gesicht huschte ein stolzes Lächeln. »Es ist wahr. Wenige Tage nach dem Waffenstillstand hat sich Mieszko ergeben, ihm fehlte der Rückhalt bei seinen Männern. Polnische Adelssippen haben sich gegen seinen Machtanspruch zur Wehr gesetzt – weshalb er nun erst einmal mit denen fertigwerden muss. Seine öffentliche Unterwerfung vor dem Kaiser wird im kommenden Jahr stattfinden.«
    »Gott segne Euch für Euren Mut«, sprach Notburga und fühlte bei dem Gedanken an Esiko ein angenehmes Kribbeln im Schoß. Aber auch darüber hinaus war sie froh, so viele Kämpfer und stattliche Ritter für eine Weile auf der Burg zu haben. »Sicherlich wird mir Kaiser Konrad bald gänzlich die Verantwortung für die ritterliche Erziehung seines Sohnes Heinrich übertragen«, führte Ekkehard weiter aus und überspielte seine Zweifel an der kaiserlichen Treue nach Auslauf des Ultimatums mit einem weiteren kräftigen Schluck Wein.
    »Ungarn, Böhmen und Polen wird Heinrich bald alleine verantworten.« Und wäre der Thronfolger erst einmal Kaiser, stünden ihm noch weitere Tore offen.
    Ein angestrengtes Lächeln ließ die Sehnen an Notburgas Hals hervortreten. »Dann werde ich mir wohl etwas Besonderes einfallen lassen müssen, um den Honigwein Euren gewachsenen Ansprüchen anzupassen«, sagte sie bedeutungsvoll, bevor sie den Becher in seine Richtung hob. Über die Jahre hinweg hatte sie gelernt, dass Zustimmung und Bewunderung der Schlüssel zur Seele eines jeden Menschen waren. Und wenn Graf Ekkehard wie ein König behandelt werden wollte, war sie gern bereit, ihm diesen Gefallen zu tun.
    »Da habt Ihr wahrlich recht!«, erwiderte Ekkehard. »Ich werde dann auch eine größere Burg benötigen. Wahrscheinlich lasse ich das Wohngebäude hier vergrößern oder verlege meinen Sitz gleich ganz auf unsere Burg nach Meißen.«
    Die Vorstellung, wie sich Esiko von Ballenstedt über sie hermachte, ermutigte Notburga, dem Naumburger eine persönlichere Frage zu

Weitere Kostenlose Bücher