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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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mit sich zog.
    »Das ist mein Mann Arnold«, stellte Erna ihn vor.
    »Arnold!« Hazecha erkannte ihn augenblicklich wieder und stützte sich mühsam auf beiden Ellbogen auf. »Schön, Euch wiederzusehen.«
    »Stimmt!«, erinnerte sich jetzt auch Erna. »Ihr kennt Euch ja bereits aus Ballenstedt.«
    »Geht es Euch gut?«, wollte Hazecha an Arnold gewandt wissen.
    »Sicher«, bestätigte der, »aber Ihr, konntet Ihr …?« Arnold überlegte, wie er es am besten ausdrücken sollte. »Konntet Ihr Eure Mutter friedlich unter die Erde bringen?«
    »Sie ist in Sicherheit.« Hazecha schaute gedrückt zu Boden.
    »Das sind Luise und Selmina. Vier Jahre sind sie bereits«, wollte Arnold Hazecha auf andere Gedanken bringen und deutete auf die beiden Mädchen, die sich schüchtern hinter den Beinen der Eltern versteckten.
    Nach einem liebevollen Blick zu den Kindern hielt Hazecha inne. »Sagt, wie komme ich eigentlich in Euer Haus?«
    »Als ich gestern Abend über die Baustelle ging, habe ich einen Menschen reglos auf dem Boden liegen sehen und wollte helfen. Eure Augen waren geschlossen, aber ich erkannte Euch sofort wieder«, erklärte Arnold und strich dabei den Mädchen über die Köpfe.
    »Als ich Arnold mitten in der Nacht mit Eurem reglosen Körper in den Armen durch die Tür traten sah«, meinte Erna besorgt, »habe ich Euch sofort die Bettstatt hergerichtet. Und gleich nach Sonnenaufgang habe ich einen Boten in die Hauptburg geschickt«, fuhr Erna aufgeregter fort. »Er überbringt Uta die Nachricht, dass Ihr erschöpft bei uns liegt, und bittet sie herzukommen.«
    »Das war sehr umsichtig von Euch, Erna.« Als Hazecha dankbar nickte, lugte Selmina neugierig zwischen Arnolds Beinen zu ihr hinüber, während sich Luise nun unsicher hinter Erna hervortraute, sich aber am nächsten Stuhl festkrallte.
    »Habt Dank, Arnold. Ohne Euch wäre mir gar noch am Ziel meiner Reise Schlimmes widerfahren«, sagte Hazecha, setzte sich auf und streckte den Arm nach Luise aus. Die hielt sich noch immer an der Stuhllehne fest und war, befand Hazecha, mit ihren frechen abstehenden Löckchen ein wahrer Blickfang. »Hast du gewusst, dass Pferde reden können?«, fragte sie das Mädchen und spürte, dass ihre Stimme mit jedem Wort mehr Kraft gewann.
    Luise schüttelte den Kopf, löste aber einen Arm von der Stuhllehne.
    »Soll ich es dir erklären?« Die Sprache der Pferde war eine der wenigen Erinnerungen, die Hazecha an die gemeinsame Kindheit mit Uta besaß.
    Luise schaute zum Vater auf, der ihr einen Schubs gab, woraufhin das Mädchen zögernd auf Hazecha zutrat. Die zog sie langsam zu sich heran und begann, ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Dabei hellte sich Luises Gesicht mehr und mehr auf. Mit vor Staunen geweiteten Augen schaute sie immer wieder kurz zu Selmina hinüber, die nun ebenfalls hören wollte, was Hazecha ihrer Schwester erzählte. Ihre Spannung wuchs noch, als Hazecha zusätzlich auch noch Bewegungen mit der Hand machte.
    »Pferde erzählen uns etwas, Mama!«, erklärte Luise nach einer Weile stolz. »Sie sagen uns, wenn sie spielen und essen wollen, sieh mal!« Die Kleine tänzelte von einem Bein aufs andere, dann drehte sie sich, während sie gleichzeitig versuchte zu wiehern. Daraufhin kam auch Selmina hinter Arnolds Beinen hervor und drehte sich hüpfend im Kreis.
    »Nun ist aber gut ihr zwei«, ging Erna amüsiert dazwischen und warf Arnold einen auffordernden Blick zu.
    »Bevor ihr uns das Haus noch zum Einstürzen bringt, wollen wir Tante Hazecha lieber gesund pflegen«, übernahm Arnold daraufhin. »Kommt ihr beiden, wir machen unserem Gast jetzt erst einmal eine kräftige Suppe zum Abendbrot. Tante Hazecha ist noch schwach und muss sich stärken.«
    Als sich Erna mit Hazecha alleine wusste, setzte sie sich neben die Bettstatt und ergriff Hazechas Hände. »Wie schön zu sehen, dass es Euch gut ergangen ist.« Mütterlich strich sie Hazecha eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. »Als ich Euch das letzte Mal sah, wart Ihr sieben Jahre alt – es war der Tag, an dem sie Euch nach Gernrode schickten.« Betreten senkte Erna den Kopf. »Der Heimgang der Gräfin tut mir leid. Ich habe es nicht verhindern können.«
    »Ich auch nicht«, sagte Hazecha traurig. Nach einem Moment der Stille deutete sie dann in Richtung der Baustelle.
    »Mutter wäre stolz auf Uta gewesen – genauso wie ich es bin.« Sogar in Gernrode hatten die vorbeiziehenden Handelsleute von der Kathedrale in Naumburg gesprochen. »Uta hat mir

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