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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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sorgenvoll nach.
    Erst nachdem der Großteil der geladenen Gäste – mehr als zwanzig Dutzend – bereits im Obergeschoss der Königshalle den ihm zugewiesenen Platz eingenommen hatte, stieg Uta an der Seite des Gatten die Treppen hinauf. Katrina, deren ungewöhnliche Bitte, Uta zu den Gesprächen begleiten zu dürfen, erhört worden war, folgte ihr in ihrem neuen dunkelblauen Kleid, das feiner war als alle Gewänder, die sie je besessen hatte.
    Als sie die Halle betraten, die sich über die gesamte Länge des Gebäudes erstreckte und damit mindestens viermal so groß wie der Burgsaal in Naumburg war, glitt Utas Blick über die Köpfe der Versammelten hinweg und blieb an den verbleiten Glasscheiben der Fenster zu beiden Längsseiten der Halle hängen. Die sich in ihnen brechenden Lichtstrahlen trafen sich in der Mitte des Saales, wo sie sich wie Schwerter kreuzten. Dann bemerkte sie den edlen Teppich zu ihren Füßen, der vom Eingang bis zur Empore verlief und zu dessen beiden Seiten die Gäste standen. Das schwarze Schuhwerk, das auf dem edlen Gewebe nun auf sie zuhielt, gehörte einem kaiserlichen Kaplan, der ihnen den Weg vor die Empore am Kopfende der Halle wies, von der aus das Kaiserpaar jeden Teilnehmer des Hoftages persönlich begrüßte.
    Ekkehard verbeugte sich zuerst vor König Heinrich und trat danach mit Uta vor das Herrscherpaar, das vor seinem Sohn und Erzbischof Aribo von Mainz auf zwei prächtigen Stühlen thronte.
    Während Kaiser Konrad, der Krone und Szepter trug, Ekkehard zu sich heranwinkte, erhob sich Gisela und trat vor Uta, deren Anblick sie erschreckte. Nichts an der verhärmten Gestalt, an der das dunkelgraue Gewand wie ein Sack herabhing, erinnerte noch an die schöne Gräfin, die zuletzt auf der Chorweihe in Naumburg wie ein Juwel aus der Masse herausgestochen hatte. Nichts an Utas Erscheinung konnte Gisela mehr mit der Tatkraft verbinden, die ihr die Briefe aus Naumburg vermittelt hatten und mit der die Gräfin sie vor kurzer Zeit noch um Eideshilfe gebeten hatte. »Ich freue mich, dass Ihr nach Merseburg gekommen seid«, sagte Gisela mit einem aufmunternden Blick.
    Uta bedankte sich mit einem schwachen Lächeln. »Ich grüße Euch, Kaiserliche Hoheit.«
    »Weicht der Welt nicht aus«, fuhr die Kaiserin leiser und mit vertrauter Stimme fort. »Wir brauchen Euch, Uta.«
    Das Reich brauchte sie? Nein, das Reich brauchte sie nicht, sie brauchte Hermann, die Mutter und Hazecha, deren Briefe sie gut verwahrt in einer Truhe mit nach Merseburg genommen hatte! Als Uta wankte, trat Katrina vor und wich ihr erst wieder von der Seite, als Ekkehard vom Kaiser entlassen wurde und sich Utas annahm. Dann gingen sie zu dem einzigen noch leeren Platz an der linken Längswand der Halle, der ihnen von einem der Kapläne laut Protokoll zugewiesen worden war. Die meisten Teilnehmer hatten bereits am Morgen die Möglichkeit genutzt, den Kaiser zu begrüßen, und warteten seitdem auf den offiziellen Beginn des Hoftages.
    Erleichtert darüber, dass sich niemand an ihrer Anwesenheit zu stören schien, stand Katrina dicht hinter Uta, um sofort zur Stelle zu sein, sollte ihre Herrin straucheln.
    Uta erkannte verschwommen einige ihr bekannte Gesichter, darunter das von Bischof Hildeward, der Notburga von Hildesheim und natürlich das luchsartige von Bischof Aribo von Mainz, das am oberen Ende von einer Mitra begrenzt und von einem Pallium gerahmt wurde.
    »Dank unserer treuen Kämpfer, die von den mutigsten Heerführern unseres Reiches angeführt werden, ist es uns gelungen, die Ostgrenze endlich zu sichern«, leitete Konrad nun die Zusammenkunft ein und schaute dabei zu Esiko von Ballenstedt und den Herzögen von Kärnten und Oberlothringen, die darauf, in der ersten Reihe auf der rechten Seite der Halle stehend, leicht die Köpfe neigten. Nachdem Konrad im nächsten Moment auch wohlwollend auf die linke Seite zu Ekkehard geschaut hatte, fuhr er fort: »Werte Gäste des Merseburger Hoftags, es ist mir ein Angenehmes zu verkünden, dass es uns gelungen ist, die Aufständischen um König Mieszko zu unterwerfen und die Oberherrschaft des Reiches über Polen wieder sicherzustellen.« Mit diesen Worten deutete er auf die Tür, durch die nun Mieszko in Begleitung zweier seiner Heerführer, die die Waffen am Eingang hatten abgeben müssen, die Halle betrat.
    Unter dem Getuschel der Umstehenden sah Uta einen sehnigen Mann über den Teppich schreiten, der ungefähr in Hermanns Alter sein musste. Anstelle einer

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