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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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Dokument auf einer Bank nahe dem Feuer bequem gemacht hatte. »Der Abschrift konnte ich bereits entnehmen, dass seine Exzellenz Erzbischof Aribo von Mainz die Synode einberufen hat, um ein endgültiges Urteil über die Nah-Ehe zwischen Irmingard von Verdun und Graf Otto von Hammerstein zu fällen.«
    »Sagtet Ihr nicht, dass sich der Graf mit der Bitte um eine Sondergenehmigung an den Papst gewandt hat?«, fragte Uta verwundert.
    »Gräfin Irmingard war begeistert von unserem Vorschlag, eine Sondergenehmigung direkt beim Papst zu erwirken«, erklärte Gisela. »Im vergangenen Winter hat Graf Otto sogleich einen Boten mit einem Schreiben nach Rom geschickt. Daraufhin hat sich der Heilige Vater das endgültige Urteil zur Nah-Ehe ausbedungen«.
    »Dann obliegt dem Papst der Richterspruch in dieser Angelegenheit«, schlussfolgerte Uta. »Und nicht mehr dem Erzbischof.«
    Die Herzogin nickte und wies mit der Hand neben sich.
    »Setzt Euch doch zu mir an den Kamin!«
    Uta ließ sich auf der Bank nieder. »Wie ist die Entscheidung des Erzbischofs in Seligenstadt ausgefallen?«
    »Er hat die Untersagung der Ehe bekräftigt.« Mit ausdruckslosem Gesicht reichte die Herzogin Uta das Protokoll.
    Uta überflog den Inhalt. »Herzogin!« Sie schaute entsetzt auf, um gleich daraufhin die Namen der Beurkundenden ein zweites Mal zu studieren. »Die Gästeliste führt seine Heiligkeit – den höchsten Richter und Entscheidungsträger – nicht mit auf.«
    Zufrieden nickte die Herzogin. »Exzellenz Erzbischof Aribo hat die Synode einberufen, ohne den Papst einzuladen, der in dieser Sache abschließend urteilt!«
    Uta erschauderte. Aribo von Mainz hatte laut Protokoll, das sie in Händen hielt, seine bisherigen Beschlüsse zur Untersagung der Hammersteiner Ehe von den geistlichen Fürsten bestätigen lassen, eine Rücksprache mit dem Oberhaupt der heiligen katholischen Kirche aber nicht für nötig gehalten.
    »Ich vermute, dass sich unsere Heiligkeit Papst Benedikt dies kaum gefallen lassen wird«, fuhr Gisela fort. »Wir können zumindest den Sieg einer kleinen Schlacht feiern, Uta, denn der Mainzer hat sein Urteil durch diese unlautere Vorgehensweise anfechtbarer denn je gemacht. Ich werde Gräfin Irmingard unverzüglich Nachricht darüber zukommen lassen. Würdet Ihr mir eine weitere Abschrift des Dokuments anfertigen?«
    »Natürlich, Hoheit.« Uta war viel daran gelegen, die Abschriftensammlung nicht nur zu pflegen, sondern auch beständig zu erweitern. Sie fasste sich nachdenklich mit der Hand an die Stirn. »Damit könnte sich die Anrufung des Papstes durch die Hammersteiner Grafen zu einer Machtfrage zwischen Erzbischof und Papst entwickeln.«
    Die Herzogin erhob sich und trat gedankenverloren vor den Kamin. »Ich bin gespannt, was unsere Heiligkeit auf diesen Affront zu erwidern gedenkt. Vielleicht wird seine Antwort Aribo von Mainz ja dazu bringen, sich zukünftig mit seinen Nah-Ehe-Vorwürfen zurückzuhalten.« Giselas Blick verlor sich im Spiel der Flammen.
    Da klopfte es an die Tür, und Herzog Konrad trat ein. Ein kalter Luftzug drang mit ihm vom Gang in die warme Stube und ließ Uta unter ihrem Umhang frösteln.
    Giselas Augen leuchteten beim Anblick des Gatten auf: Konrad hatte dunkles Haar und einen langen Bart. Hochgewachsen überragte er jeden Ritter um mindestens einen Kopf. Mehr aber, als dass sie Konrad körperlich begehrte, war Gisela ihm dankbar für das Vertrauen, das er ihr auch in politischen Angelegenheiten entgegenbrachte. Ihren Dank dafür entgalt sie ihm, indem sie ihn bedingungslos unterstützte und ihm die notwendigen Stammhalter schenkte. Der kleine Heinrich zählte inzwischen zwei Jahre. Dieses Frühjahr war noch Beatrix hinzugekommen. In ihren beiden vorangegangenen Ehen hatte Gisela bereits die Söhne Liudolf, Ernst und Hermann geboren, die fern der mütterlichen Burg ausgebildet wurden. Herzog Konrad trat vor den Kamin und zog sein Weib geschmeidig an sich. »Ich würde Euch gerne auf ein vertrauliches Gespräch entführen«, sagte er mit tiefer Stimme. Die Herzogin streckte beide Hände nach dem Gatten aus.
    Uta errötete beim Anblick dieser offensichtlichen Zuneigungsbezeugung. Wenn sich zwei Menschen in ehrlicher Liebe zugetan sind, erinnerte sie sich wieder an Giselas einstige Worte im Garten.
    »Uta«, wandte sich die Herzogin an ihre Hofdame. »Würdet Ihr mich entschuldigen?«
    »Natürlich, Hoheit.« Uta faltete die Abschrift aus Seligenstadt zusammen und schickte sich an, die Kemenate zu

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