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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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ihrem Gatten kein Wort mehr über den Hammersteiner Ehestreit verloren hatte – weil sie sich wegen der Hoffnung auf die Königskrone mit ihrer Kritik gegenüber dem Mainzer Erzbischof hatte zurückhalten müssen. Uta freute sich aufrichtig für das Herrscherpaar, das sich ihrer mit so viel Wärme angenommen hatte. Würde Herzog Konrad tatsächlich gewählt werden, durfte sie vielleicht sogar eines dieser neuartigen Holzregale für die Aufbewahrung von Büchern anschaffen – schließlich fielen an einem Königshof noch mehr Archiviertätigkeiten an als am Hof eines Herzogs. Anders als dies bei Truhen der Fall war, würde sie die Pergamente in Regale einordnen können und auf diese Weise stets griffbereit haben. Die zweite Erkenntnis angesichts der Aussicht auf die Königswürde ließ sie erwartungsvoll zusammenfahren: Bald könnte Herzog Konrad als König der oberste Richter des Landes sein, und sie würde ihre Anklage an ihn herantragen können! Begeistert fiel sie in den Applaus ein, der inzwischen den Burgsaal bis in die hintersten Reihen erfasst hatte.
    Während die Musikanten erneut aufspielten, befassten sich die Tischgespräche mit den Veränderungen, die die Königswürde mit sich brächte. Die Burg müsste dann sicherlich vergrößert und ein Hofstaat gebildet werden. Außerdem würden noch mehr Reisen anstehen. Zumindest hatte Uta gelesen, dass Kaiser Heinrich auf seiner heimatlichen Burg nur wenige Winter verbracht hatte. Zuerst stünde der Umritt an, mit dem sich das neue Königspaar vor Ort der Fürsprache der Großen des Reiches versichern würde. Während Uta das Königspaar mit leuchtenden Augen beobachtete, gaben sich die anderen Hofdamen wieder den Darbietungen der Akrobaten, dem Wein und den Gaumenfreuden hin.
    »Dieses Instrument dort«, Grete zeigte auf ein einer Drehleier ähnliches Holzinstrument in den Händen eines Spielmanns, »sieht aus wie eine Fidel mit seltsamen Tasten.«
    Sie schauten zu dem kleinwüchsigen Mann hinüber, der gerade eine kurze Pause nutzte, um sein Instrument von Weinspritzern zu reinigen. Uta wischte ihre Überlegungen beiseite, sie wollte an diesem Abend einfach unbeschwert mit den Hofdamen und dem Herzogpaar feiern. »Habt Ihr dieses Instrument schon einmal gesehen, Elisabeth?«, fragte sie.
    Die Angesprochene kniff die Augen zusammen. »Das ist eine Schlüsselfidel.«
    »Eine was?«, fragte Grete belustigt. »Was kann man denn damit aufschließen?«
    »Vielleicht das Herz einer Dame«, unkte Mechthild und stieß Grete in die Seite.
    »Aber meine Damen«, mahnte Elisabeth. »Die Schlüsselfidel wird mit dem Bogen, den der Spielmann gerade unter den Arm geklemmt hat, angestrichen. Die Tonhöhe wird durch eine Tastatur – ähnlich einer Drehleier – verändert, ganz anders als bei meiner Harfe.«
    Uta trank einen Schluck vom roten Wein, dann schaute sie Elisabeth an. »Habt Ihr je auf einem solchen Instrument gespielt?«
    »Natürlich«, bestätigte die. »Es ist ganz einfach, man muss nur …« Elisabeths Ausführungen wurden unterbrochen: Das Herzogpaar erhob sich.
    »Lasst den neuen Küchenmeister kommen!«, befahl der Herzog und blickte auf die Speisen, die fast vollständig vertilgt worden waren. Der neue Küchenmeister betrat, gefolgt von vier Gehilfen – drei Männern und einer Frau –, den Burgsaal. Sie trugen ausufernde Hauben und fleckige Schürzen.
    »Wir laden Euch ein, nun – da Ihr Eure Arbeit in guter Manier erledigt habt – mit uns zu feiern«, sagte die Herzogin und bot dem jungen Küchenmeister die Hand zur Huldigung dar. Der war von gedrungener Statur und stammelte Worte des Dankes, während er sich tief verneigte.
    »Nehmt dort unten an der Tafel Platz und genießt mit uns das Fest«, sagte Herzogin Gisela und wies gleich darauf einen Pagen an, weitere Hocker an das Ende der Tafel schaffen zu lassen.
    Uta beobachtete, wie die vier aus der Küche ganz unten an der Tafel Platz nahmen. Als der Küchenmeister seine Haube abnahm, zuckte Uta zusammen. Rote Haare, Sommersprossen sind des Teufels Artgenossen!, erklangen Esikos Worte wieder in ihren Ohren. Der neue Küchenmeister besaß das gleiche glutrote Haar wie Volkard aus dem Hardagau. Uta spürte einen bitteren Geschmack in ihrer Kehle aufsteigen.
    Sie war nie wieder jemandem mit dieser Haarfarbe, die das Feuer in sich aufgenommen hatte, begegnet. Bis heute. Uta schluckte schwer und beobachtete dann weiter, wie den Küchenleuten Fleischreste gereicht wurden. Ihr Blick blieb an der Frau

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