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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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Hofdamen krochen noch tiefer unter die Pelzdecken und schmiegten sich eng aneinander.
    Bald merkte Uta, dass Elisabeth schlief, und gab sich ihren eigenen Gedanken hin. »Ich brauche Beweise«, murmelte sie. Ohne Beweise keine Anklage, so stand es in der Schrift des Namenlosen über die Gesetze König Clothars I., und auch Wipo hatte ihr die Notwendigkeit von Beweisen vor Gericht bestätigt.
    »Geliebte Mutter«, flüsterte Uta, »ich werde nach Beweisen suchen und ich werde sie finden, vertraut mir.«
    »Lasst ihn durch. Er soll an meiner Seite reiten«, instruierte Königin Gisela ihre Leibwache, die sie und den König wie einen schützenden Mantel umgab.
    »Ihr wollt Euch nach Eurer Schwester erkundigen, Graf?«, fragte Gisela. »Sie reitet mit den anderen Hofdamen hinter der Hofkanzlei.«
    »Königliche Hoheit«, entgegnete Esiko freundlich und verneigte sich im Sattel, »ich gedachte, mich zunächst bei Euch und seiner königlichen Hoheit für die Übertragung einer der zwanzig Unterheerführerschaften zu bedanken.«
    Gisela nickte. »Wir setzen großes Vertrauen in Euch, Graf.«
    »Das tun Eure Königliche Hoheit mit Recht«, bestätigte Esiko und beobachtete, wie die Königin ihrer Stute liebevoll den Hals tätschelte.
    Sie ist in entspannter Stimmung, dachte er. Zumindest war es seine Schwester stets gewesen, wenn sie irgendwelche Tiere hatte streicheln können. »Zudem hatte ich die Gelegenheit«, setzte er an, »Eure Schwester Mathilde auf Burg Magdeburg kennenzulernen. Sie ist eine schöne und kluge Frau.« Esiko pausierte kurz. »Ich gedenke, bei Euch um ihre Hand anzuhalten.«
    Der Blick der Königin glitt über Esikos Antlitz. Im nächsten Moment erinnerte sie sich an die jüngste Lesung mit Uta, in der sich diese vorsichtig, wie es ihre Art war, nach den Eheplänen des Bruders erkundigt hatte. Eine ihrer Hofdamen dauerhaft und vertraut als Gattin an der Seite des aufsteigenden Ballenstedter Grafen zu wissen wäre sicherlich nicht schlecht. »Mathilde ist zweifache Herzogin, Graf«, entgegnete sie schließlich.
    »Dessen bin ich mir bewusst«, versicherte Esiko. »Sie ist zweifache Herzogin und Euch nicht mehr in schwesterlicher Eintracht verbunden, seitdem ihr Sohn Konrad bei der Königswahl eine Niederlage gegen Euren Gatten erlitten hat.«
    Gisela lächelte. »Ihr seid sehr forsch in Eurer Rede, Graf.« Der Gedanke, über den Bruder ihrer Hofdame eine entspanntere Beziehung zur eigenen Schwester zu finden, gefiel ihr.
    »Ihr wisst sicherlich, dass Herzogin Mathilde nach dem Tode des Herzogs von Oberlothringen noch fast das ganze Trauerjahr vor sich hat.«
    »Diese Eheschließung«, sagte Esiko, »würde den Sieg des königlichen Heeres in Italien krönen.«
    »Ihr wisst ebenfalls«, fuhr die Königin ruhig fort und dachte dabei, dass allein die Kaiserkrone und nichts anderes den Sieg krönen würde, »dass meine Schwester bereits im siebenunddreißigsten Jahr steht.«
    Esiko nickte. Natürlich hatte er sich zutragen lassen, dass Mathilde von Schwaben ihren vorangegangenen Gatten bereits drei Knaben und zwei Mädchen geschenkte hatte. »Ich bin zuversichtlich, dass Herzogin Mathilde in eine derart fruchtbare Familie hineingeboren wurde, dass sie auch mir noch Erben schenken wird.«
    Königin Gisela schmunzelte über diese offensichtliche Schmeichelei. »Ich habe Euer Anliegen hiermit zur Kenntnis genommen, Graf«, sagte sie und schaute zum König hinüber, der mit dem Kölner Erzbischof in ein Gespräch vertieft war.
    »Ihr würdet auch diesen Schritt nicht bereuen, Königliche Hoheit«, versicherte ihr Esiko und verneigte sich.
    Gisela bedeutete ihm, sich aufzurichten. »Dann, Graf Esiko, gebt uns die Freiheit, auch ein anderes Weib für Euch in Betracht zu ziehen.«
    Esiko schwieg verdutzt. Damit hatte er nicht gerechnet. Ihm fiel keine andere Frau ein, die ihm in gleichem Maße Zugang zur Macht liefern könnte wie die Schwester der zukünftigen Kaiserin. »An wen denken Eure Königliche Hoheit?«
    »Wir werden Euch zu gegebener Zeit davon in Kenntnis setzen, Graf«, sagte Gisela und lächelte freundlich.
    »So sei es«, Esiko verneigte sich ein weiteres Mal und ritt davon.
    Als der Schnee in den nördlichen Voralpen taute, brachen Hof und Heer ins Hochgebirge auf. Um auf den wenigen mit Karren befahrbaren Zuwegen zum Pass Halt zu finden, wurden Fahrrinnen in den Fels gehauen. Bergführer, die den Tross begleiteten, warnten vor weiteren Übernachtungen in Zelten und verwiesen auf Pilgerhospitäler,

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