Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
Vom Netzwerk:
Herr wie Esiko von Ballenstedt würde sich gewiss nicht hinabbeugen, um ihr einen Kuss zu geben. Sie fühlte nicht nur ihre Wangen, sondern auch ihren Schoß vor Erregung glühen, als Esiko ihr mit der rechten Hand durch das offene Haar fuhr, kaum merklich ihre Brustspitzen berührte und weiter zu ihrem Hals hinaufstrich. Sie ergriff seine Hand, schloss die Augen und öffnete erwartungsvoll den Mund.
    Esiko blickte auf sie hinab, brachte seinen Mund dann ganz nah an ihren und meinte grinsend: »Herzogin Mathilde wird sich freuen, mir als Weib dienen zu dürfen . « Er schüttelte ihre Hand wie ein lästiges Insekt ab.
    Elisabeth riss die Augen auf: »Mathilde?« Taumelnd griff sie nach Esiko.
    Der aber wich angewidert vor ihr zurück, als ob sie eine Aussätzige wäre. »Die Schwester der Königin!«, sagte er in kühlem Ton. »Ihr dachtet wirklich, ich würde Euch heiraten?« Esiko maß sie mit einem abschätzigen Blick. »Schaut Euch doch nur an. Euer Kleid bedeckt bei weitem nicht genug von dem, was es verbergen sollte! Wahrlich, Ihr seid eine Teigwalze vor Gottes Augen!« Esiko lachte laut auf, als er aufsaß und davonritt.
    Von seinen Worten bis ins Mark getroffen schaute Elisabeth an sich hinab. Ihr Kleid war bis zu den Knien völlig verdreckt – und Esiko verachtete sie.
    Einer der Aufseher kam näher geritten. »Kommt Kind, Ihr verpasst sonst den Anschluss!«
    Der Tross setzte sich in Bewegung. »Bei dem Wetter ist eine Aufholjagd nicht drin«, deutete der Mann noch auf den Himmel, der wolkenverhangen war und Regen ankündigte.
    Am Boden zerstört hievte Elisabeth von Köln sich in den Sattel und setzte ihr Pferd in Bewegung.
    An einem der ersten Frühlingstage erreichte der Königszug im friedlichen Norden Italiens die Stadt Mailand. Dort krönte Erzbischof Aribert von Mailand Konrad zum König der Lombardei. Damit bildeten das lombardische und das ostfränkische Königreich eine Einheit – der Weg zur Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches war geebnet.
    In der darauffolgenden Morgenmesse sprachen Erzbischof und König dem von der Alpenüberquerung geschwächten Tross Mut zu, um bereits wenige Tage später über das lombardische Vercelli weiter in Richtung der heiligen Stadt ziehen zu können.
    Dort würde der Papst König Konrad zum Kaiser krönen.
    Der in Vercelli logierende Bischof Leo war ein treuer Anhänger des Königs und empfing das Herrscherpaar freundschaftlich. Während der Bischof in seinem Palast das mittlerweile auf mehr als fünfhundert Personen angewachsene königliche Gefolge großzügig und erlesen verpflegte, weilte das Panzerreiterheer vor der Stadt. König Konrad sorgte dafür, dass seine Kämpfer auf dem Felde reichlich Nahrung und hundert Fassladungen Bier erhielten.
    Zu Utas Freude gehörte zum bischöflichen Besitz auch eine gut bestückte Bibliothek. Und endlich war der Tag gekommen, den Königin Gisela nach dem heiligen Osterfest ihren Hofdamen zur freien Verfügung gestellt hatte. Uta war inzwischen wieder genesen. Gleich nach der ersten Tagesmahlzeit begab sie sich mit Genehmigung des bischöflichen Bibliothekars in dessen Bücherkammer. Mit weit aufgerissenen Augen schaute sie sich in dem schlauchartigen Raum um. So etwas hatte sie noch nie gesehen. »Eine ganze Wand mit Büchern«, murmelte sie berauscht und schritt die Regale entlang, die dicht an dicht nebeneinanderstanden und bis unter die Decke gebundene Pergamente beherbergten. Nicht einmal ein hochgewachsener Kämpfer würde das oberste Exemplar ohne Steighilfe zu greifen bekommen, dachte Uta aufgeregt. Die mit bunten Edelsteinen und Elfenbeinschnitzereien versehenen Einbände funkelten ihr aus massiven Eichenregalen einladend entgegen. Ehrfürchtig streckte sie die Hand aus und blickte das Regal hinauf. Die einzelnen Motive auf den Buchrücken verschlangen derart miteinander, dass sie zusammen ein durchgehendes, mystisches Muster zu bilden schienen, wie es sonst nur an den Wänden von Gotteshäusern oder in den königlichen Burgsälen zu finden war. Dann fiel ihr der eigentliche Grund ihres Kommens wieder ein. Sie hatte nach Berichten über Kaiser Heinrichs Marsch nach Rom suchen wollen, um auch hier in Italien der Königin mit ihrem Wissen hilfreich zur Seite stehen zu können.
    »Seid gegrüßt, Uta von Ballenstedt.« Kaplan Wipo betrat die Bibliothek, die neben den Wandregalen nur noch einen Tisch nahe dem Fenster beherbergte. »Einen gesegneten Tag, Wipo. Ich freue mich, Euch gesund wiederzusehen.«
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher