Die Herrin der Kelten
als er sie zum Schmieden machte, und die Knochenkohle in der Mitte glühte weiß und bröckelte in Form von weißer Asche und kleinen Rauchwölkchen ab. Im Herzen des Feuers stand eine Gussform, keine von seinen. Breaca hockte davor, mit dem Rücken zu ihm. Das Licht, das von den Flammen ausstrahlte, schimmerte auf ihrem Haar und ließ es wie geschmolzenes Kupfer aussehen, das in einer Woge über ihre Schultern herabfloss. Als sie aufstand und nach dem Blasebalg griff, sah Eburovic, dass sie ihre alte Tunika trug, diejenige mit den schon uralten Brandflecken auf der Vorderseite, und darüber die Schürze aus gekochtem Ochsenleder, die er im vergangenen Sommer für sie gemacht hatte. Die Schürze war ihr inzwischen zu klein geworden, wie ihm jetzt auffiel. In den sechs Monaten des Winters war seine Tochter vor seinen Augen, aber ohne dass er etwas davon wahrgenommen hätte, zur Frau herangewachsen. Er fragte sich, wie nahe ihre erste Monatsblutung bevorstand, und wusste plötzlich, dass das der Grund war, weshalb Breaca hier war. Sie konnte noch nicht eingesetzt haben, sonst wäre Breaca jetzt in der Obhut der Großmütter gewesen, aber sie würde ganz sicherlich bald anfangen.
Der Blasebalg seufzte, als sie zu pumpen begann. Das Feuer knisterte und prasselte, und die Gussform in seiner Mitte glühte weiß. Eburovic beobachtete, wie seine Tocher seine längste Zange ergriff, diejenige, die er selbst angefertigt hatte, um auch mit dem heißesten Eisen arbeiten zu können. Vorsichtig schob sie die Zange in das Feuer hinein, vorbei an der Gussform zu einem Tiegel mit geschmolzenem Metall. Er hatte sie das noch nie zuvor tun sehen. Er hielt den Atem an, während er auf die Oberfläche der flüssigen Bronze blickte und stumm betete, dass er Breaca richtig unterwiesen hatte - dass sie wusste, wie wichtig es war, ihre Hände dabei ganz ruhig zu halten. Doch selbst wenn sie es wusste, war er sich nicht sicher, ob sie es auch konnte. Ihre linke Hand war noch immer schwächer als die rechte. Die Schwertverletzung, die sie beim Tod ihrer Mutter davongetragen hatte, war den Winter über nur schlecht verheilt. Die ältere Großmutter hatte in den dunklen Nächten in der Mitte des Winters einige Zeit darauf verwandt, indem sie die Wunde wieder geöffnet und mit einer frisch geschmiedeten Silbernadel darin herumgestochert hatte, bis sie einen losen Knochensplitter im Fleisch fand. Seine Tochter hatte währenddessen auf der Bank gesessen, die sie für sie aufgestellt hatten, ihr Gesicht kreidebleich und ihre Lippen fest zusammengepresst, so dass kein Laut herausdringen konnte. Ihre grünen Augen hatten seinen Blick festgehalten, so ruhig und reglos wie gefrorenes Wasser, und er war stolz auf seine Tochter gewesen, dass ihre Augen trocken blieben, als die Nadel in die Wunde geglitten war. Ihre freie Hand hatte seinen Arm gepackt, während die Großmutter ihre Untersuchung fortsetzte, und er hatte erst später bemerkt, wie hart Breacas Griff gewesen war. Es hatte fünf Tage gedauert, bis die blauen Flecken auf seinem Arm verblasst waren.
Danach war die Wunde allmählich sauber zusammengewachsen, der Heilungsprozess unterstützt durch Breiumschläge und sorgfältige Pflege; aber durch die Mitte ihrer Handfläche zog sich eine Narbe, die ein Leben lang bleiben würde, und zwischen dem Daumen und den übrigen Fingern klaffte eine Lücke, die breiter als normal war. Und mehr noch, die Hand war nicht mehr so funktionstüchtig wie früher, und Breaca war nicht der Typ, der Unfähigkeit gelassen hinnahm. Sie hatte sich täglich darüber geärgert, wenn sie sich von der Großmutter helfen lassen musste, und verzweifelt versucht, mit einer Hand die Dinge zu bewerkstelligen, die sie selbst mit zwei Händen nie so recht zu Stande gebracht hatte.
Als der Verband abgenommen worden war, hatte sie ernsthaft zu üben begonnen. Es hatte Eburovic in der Seele weh getan, als er beobachtet hatte, wie sie durch die Felder ging oder um den Schutzwall herum und dabei immer wieder ihre Finger um ein Knäuel aus altem Leder krümmte, während sie verbissen den Schmerz zurückdrängte, bis alle Farbe aus ihrem Gesicht wich und ihre Augen in Tränen schwammen. Als er sie einmal gebeten hatte, damit aufzuhören, hatte sie ihn wütend angefahren und ihren Tränen freien Lauf gelassen und geschrien, wenn die Götter wollten, dass sie eine Kriegerin war, dann sei es ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit, dafür zu sorgen, dass sie ihren eigenen Schild halten
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