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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Nebel. Die Pusteblume erzitterte. Ein einzelner flaumiger Same riss sich von der Federkrone des Löwenzahns los und schwang sich in die Luft empor, von der Brise erfasst. Andere wippten ruckartig vor und zurück, kurz davor, sich ebenfalls aus ihrer Befestigung zu lösen. Breaca lag bäuchlings im Gras und beobachtete sie. Das Vibrieren der Federkrone nahm jetzt einen eigenen Rhythmus an, ähnlich wie winzige Wellen auf einem stillen Gewässer. In den Bäumen kreischte warnend eine Elster. Hinter ihr schrie eine Eule, obwohl es heller Tag war. Als Hail den Eulenruf hörte, wedelte er freudig mit dem Schwanz und drehte ein Ohr nach hinten. Breaca wischte ihre Hand im Gras sauber und gab dem Buchenwald links von ihr ein Zeichen. Eine dunkle, schattenhafte Masse aus mit Grasflecken übersäter Lammwolle und schlammbeschmierter Haut sprintete vorwärts, um sich keuchend und nach Luft schnappend auf Breacas andere Seite zu werfen: Braint.
    »Sie kommen.« Die Stimme des Mädchens war rau vor Aufregung und Hast und der dringenden Notwendigkeit, unentdeckt zu bleiben.
    »Ich weiß. Ich kann sie hören. Wie viele?«
    »Zwanzig Reiter mit Speeren und Schwertern und großen Schilden. Sie sind in Begleitung von ebenso vielen anderen Männern, die zu Fuß gehen und nur mit Speeren bewaffnet sind.«
    »Ein Jagdtrupp?«
    »Höchstwahrscheinlich. Du hast ihnen ja nichts mehr zu essen übrig gelassen.«
    »Sie können ja Fisch essen.«
    »Genau.« Das Mädchen grinste, und ihre Zähne blitzten weiß in dem mit Schlamm dunkel gefärbten Gesicht. Sie war vom Stamm der Briganter, die nur Fleisch und Getreide aßen, und sie verabscheute den Geschmack von Fisch. Sie kroch wieder rückwärts unter den Vorsprung des Abhangs und erhob sich auf die Knie. »Hunde und Steinschleuderschützen waren keine dabei«, sagte sie. »Kann ich jetzt gehen?«
    »Ja. Nimm Ardacos mit. Er erwartet dich.«
    Das Mädchen verschmolz wieder mit dem Gebüsch. Bald darauf erzitterte die Federkrone des Löwenzahns erneut. Breaca versetzte Hail einen leichten Klaps auf die Schulter, und sie bewegten sich lautlos seitwärts und abwärts zu der Stelle, wo die graue Stute zusammen mit den anderen Pferden angepflockt war, ihre Hufe mit geräuschdämpfendem Schaffell umhüllt, Geschirr und Mäuler mit Lappen umwickelt. Breaca riss die Lappen herunter und schwang sich in den Sattel. Hail rannte auf ihrer einen Seite, Gwyddhien, ruhig und unaufdringlich, nahm die andere. Die Ehrengarde von Mona folgte ihnen. Sie waren insgesamt dreißig - zweiundzwanzig von ihnen hatten gemeinsam mit Breaca an dem Auswahlverfahren auf Mona teilgenommen; die übrigen acht kamen von der Kriegerschule, sorgfältig ausgewählt, um die Palette von Fähigkeiten innerhalb der Truppe zu erweitern und zu verstärken.
    Sie formierten sich zu einer langen Kolonne: in graue Umhänge gehüllte Geistergestalten, die auf lautlos trottenden Pferden hügelaufwärts durch einen stillen Wald ritten. In dem Monat, der seit der Versammlung auf den Salzwiesen vergangen war, hatten sie sich ausschließlich von dem ernährt, was das Land abwarf, um ihren Gastgebern, den Cantiaci, nicht länger zur Last zu fallen. In dieser Zeit, sogar mehr noch als im vorangegangenen Sommer, hatten die Sonne und der Wind sie gestählt und braun gebrannt und ihren Gesichtern eine ledrige Einheitlichkeit verliehen, die alle gleich aussehen ließ, abgesehen von ihrer Größe und ihrer Haarfarbe. Sie waren gut bewaffnet mit frisch geschliffenen Speeren und guten Schwertern und Schilden aus Bullenleder, bemalt mit dem Symbol des Schlangenspeers. Fast alle außer Breaca trugen Eisenhelme. Seit Beginn der Schlacht gegen Berikos hatte sie gewusst, dass ihr Haar ihre beste Standarte war und dass ihre Krieger am entschlossensten kämpfen würden, wenn sie sie deutlich auf dem Schlachtfeld sehen konnten. Ihr Haar war jetzt noch auffallender und eindrucksvoller als damals; die Sommersonne hatte es zu einem feurigen, von goldenen Strähnen durchzogenen Kupferrot poliert, das selbst bei bewölktem Himmel weithin leuchtete. In der kurzen Zeit seit ihrer Landung hatten die Römer es bereits kennen und fürchten gelernt.
    Die Kriegerinnen und Krieger erreichten den Rand des Buchenwalds und schwärmten fächerförmig aus, um sich nebeneinander aufzustellen und so eine Reihe zu bilden. Sie schwangen sich aus dem Sattel und wickelten die dämpfenden Polster aus Schafwolle von den Hufen ihrer Pferde ab, um den Vorteil der Lautlosigkeit zu Gunsten

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