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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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zu viele Monate im Land der Catuvellauner verbracht?«
    »Ja, und außerdem wusste sie, dass mein Herz einer anderen gehört.«
    Die Regungen erstickten schlagartig, wie in eiskaltem Wasser ertränkt. Gepresst sagte sie: »Odras. Es tut mir so Leid. Wenn ich eher gewusst hätte, dass sie in Gefahr war...«
    »Nicht Odras. Sie war schon immer Togodubnos versprochen, schon von frühester Jugend an. Wir waren nichts weiter als gute Freunde; sie war die Schwester, die ich nie hatte. Sie war nie meine Geliebte.«
    »Aber du hättest sie gerne zur Geliebten gehabt.«
    »Vielleicht, als ich noch sehr viel jünger war, aber sie wollte es nicht. Sie war sehr freundlich, aber auch sehr bestimmt. So etwas muss von beiden kommen, sonst ist es wertlos. Du weißt das doch.«
    Sie hob mit einem Ruck den Kopf. Die Veränderung war in seiner Stimme und in seinen leuchtenden, vom Licht des Feuers erhellten Augen. Er sagte es abermals, um jeden Zweifel auszuräumen. »Das Verlangen muss von beiden kommen, Breaca. Es reicht nicht, wenn der eine nicht mit dem Herzen dabei ist. Das weißt du doch.«
    »Ja.« Ihre Kehle war noch immer zu trocken. Sie fühlte sich genauso wie in Augenblicken tödlicher Gefahr, wenn die Zeit im Schneckentempo verrann und sich ein Herzschlag über eine halbe Ewigkeit hinzog. Sie hätte über das Feuer hinweggreifen und ihn berühren können. Er hätte das Gleiche tun können. Doch keiner von ihnen rührte sich.
    »Lanis war Ardacos’ Geliebte«, sagte sie. »Das ist der Grund, weshalb ich losgegangen war, um nach ihr zu suchen. Er kümmert sich um Cunomar und kann nicht allein losgehen. Außerdem glaube ich, er möchte seine Kräfte für morgen schonen. Ich hätte Airmid darum gebeten, aber sie kann die Träumer nicht verlassen, nicht in einer Nacht, in der sie die Götter um Beistand für ihr Volk bitten...« Sie sprach nur, um die Stille auszufüllen. Caradoc erwiderte nichts. Das Schweigen zwischen ihnen dehnte sich, bis Breaca es nicht mehr ertragen konnte.
    »Caradoc...«
    Er zog seinen Umhang von dem Bärenfell fort. Der Pelz schimmerte bernsteingelb im Schein des Feuers. »Der Bär hat Platz für zwei«, sagte er, und er war plötzlich so schüchtern wie ein Kind. »Wenn du auf das Fell kommen würdest, wüsste ich, dass das Verlangen nicht nur einseitig ist, sondern von uns beiden empfunden wird.«
    Sie hatte sich von ihrem Platz erhoben und stand jetzt reglos da, unfähig, sich ihm zu nähern. »Weißt du das denn nicht schon längst? Wie konntest du das nicht wissen? Hast du Mona vergessen?«
    »Nein, wie könnte ich das jemals vergessen? Aber ich habe auch nicht dein Verhalten in der Grabkammer meines Vaters vergessen oder auf einem gewissen Hügel, als wir den Atrebatern gegenüber standen. Du kannst einem wirklich Angst einjagen, wenn du wütend bist.« Er lächelte schwach, um zu zeigen, dass seine Worte nicht wirklich ernst gemeint waren. »Und außerdem hasst Airmid mich. Wie könnte ich Marocs Lieblings-Träumerin beleidigen?«
    »Airmid?« Das Gelächter, das in ihrer Kehle aufstieg, löste ihre innere Erstarrung und trieb sie vorwärts. Sie trat um das Feuer herum. »Airmid hasst dich nicht. Sie sagt mir schon seit Jahren, dass die Götter dich und mich zu einem bestimmten Zweck zusammengeführt hätten. Ich dachte, sie sagte das nur, weil es das war, was ich hören wollte.«
    »War es tatsächlich das, was du hören wolltest?«
    »O ja.« Sie beugte sich vor und berührte seine Handfläche, und seine Finger schlossen sich um die ihren. Hitze schoss wie ein Blitz ihren Arm hinauf, raubte ihr den Atem. »Von Anfang an, ja.«
    »Dann ist es ja gut, dass wir das jetzt wissen, wo es noch nicht zu spät ist.«
    Der Tod und die Schrecken des Tages waren vergessen. Sein Lächeln war wieder das übermütige Grinsen eines Jungen an einem Fluss, der die Götter herausforderte. Es verlieh ihrem Herzen Flügel und hob es in den siebten Himmel empor; es zog die Haut von ihrem Körper, so dass jedes Nervenende sich schmerzlich nach seiner Berührung sehnte; es sprengte die letzten Fesseln selbst auferlegter Zurückhaltung, so wie die ersten Überschwemmungen des Frühjahrs den Damm eines Kindes aus Stöcken und Stroh sprengen und mit sich reißen.
    Zitternd streckte sie die Hand aus und zeichnete die Linie seiner Lippen mit ihren Fingern nach, von dem Bedürfnis getrieben, den Augenblick zu verlängern und bis zur Neige auszukosten, eine Ewigkeit der Freude an ihren Fingerspitzen zu spüren, so wie sie

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