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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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wird bestimmt nicht froh darüber sein.«
    »Nein. Ganz und gar nicht, aber du bist noch immer ein Gast. Wenn er dich tötet, dann ist das Mord, was auch den Tod des Träumers nach sich ziehen wird, und dieses Risiko wird er ganz sicher nicht eingehen. Du hast jetzt das Recht, ein Schwert zu tragen, aber ich schlage vor, du tust es besser nicht, wenn du nicht willst, dass er dich herausfordert. Das würde die Lage unnötig... komplizieren.«
    »Allerdings. Ich danke dir.«
    In dem daraufhin einsetzenden Schweigen hob der Römer eine Hand an sein Gesicht und kniff sich in den Nasenrücken. Er hatte das früher, zu Beginn seiner ersten Gespräche mit Bán, sehr häufig getan, wenn er vergeblich nach Worten gesucht hatte und sie sich auch nicht mehr durch Handzeichen hatten verständigen können. Er sagte: »Und nun? Gibst du mir jetzt ein Pferd und sagst mir, wohin ich reiten soll?«
    »Wenn du das möchtest, sicher.« Caradoc stand auf. »Andererseits, wenn du Wert darauf legst, wieder zu Hause zu sein, bevor deine Töchter Enkeltöchter gebären, dann solltest du uns besser gestatten, dich nach Süden zu dem Hafen jenseits der Residenz meines Vaters zu geleiten, damit du dort ein Handelsschiff Richtung Heimat nehmen kannst.«
    Der Römer lachte; es war ein lautes und ziemlich unkontrolliertes Lachen, Anzeichen für die ersten Wogen überwältigender Erleichterung. »Könntest du das noch einmal auf Lateinisch sagen?«, bat er. »Ich fürchte, mein Gallisch lässt mich im Stich. Ich hätte zwar nichts gegen deinen Vorschlag einzuwenden, auch wenn ich bisher weder Töchter noch Söhne habe - aber willst du mir etwa sagen, dass du in die Stadt deines Vaters und deiner Brüder reiten wirst? Ich dachte, du führtest Krieg gegen ihn?«
    »Noch nicht. Ich kämpfe erst dann, wenn ich auch eine gute Chance habe, den Kampf zu gewinnen.«
    Caradoc wiederholte es auf Lateinisch, was etwas mehr Zeit in Anspruch nahm, und äußerte sich dann noch ausführlicher, als Corvus Fragen stellte. Bán beobachtete, wie sich das Gesicht seines Freundes veränderte, als sich ganz neue Horizonte vor ihm auftaten.
    Nachdem alle seine Fragen beantwortet waren, stand Corvus auf, wandte sich zu Bán um und verbeugte sich vor ihm. Auf Gallisch sagte er: »Verzeih mir, es geschieht schließlich nicht alle Tage, dass einem das Leben neu geschenkt wird. Aber wenn es keine zu große Unhöflichkeit dir gegenüber ist, würde ich mich jetzt gerne zurückziehen, um eine Weile allein mit den Göttern zu verbringen. Ich danke dir, dass du mir Gesellschaft geleistet hast.«
    Bán ertappte sich dabei, dass er wie ein Idiot von einem Ohr zum anderen grinste. Tränen strömten über seine Wangen, doch das kümmerte ihn nicht. »Du brauchst mir nicht zu danken.«
    »Nein. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich irgendeine andere Möglichkeit habe, um mich dafür zu revanchieren.«
    Er sagte dies zögernd und mit den falschen Worten, aber das tat nichts zur Sache; die Rückzahlung einer Schuld an einen Freund war in jeder Sprache ohnehin eine viel zu komplizierte Angelegenheit, um die richtigen Worte dafür zu finden.
    Bán stand auf und reichte Corvus die Hand zum Händedruck nach römischer Art. Dann legte er dem Mann seinen Arm um die Schultern. »Geh ruhig«, sagte er lächelnd. »Hail und ich werden jetzt jagen. Heute Abend wird es Fleisch zu essen geben. Achte aber darauf, dass du rechtzeitig zum Essen wieder zurück bist, sonst wird Camma tödlich beleidigt sein. Sie ist noch weitaus schlimmer als die Träumer, wenn sie wütend ist.«
    »Das kann ich mir lebhaft vorstellen.« Corvus lachte abermals übermütig. »Ich werde nicht lange fortbleiben.«
     
    »Dir wäre es lieber gewesen, wenn er sich bereit erklärt hätte, hier zu bleiben?«
    Bán saß auf dem Hügel unter der Buche. Der Römer war eine kleine Gestalt in der Ferne, die am Horizont entlang wanderte. Caradoc legte sich ins Gras zurück und spähte durch die Äste des Baums hinauf, so wie es der Römer vor ihm getan hatte. Er überlegte gründlich, bevor er antwortete.
    »Ich denke, es wäre besser gewesen, an seiner Seite zu kämpfen, statt gegen ihn zu kämpfen.«
    Bán rollte sich auf den Bauch und stützte sein Kinn auf seine Fäuste. Es schien, als wären weitaus mehr Dinge geschehen als der Tanz eines Römers mit dem Tod. Er fand eine vertrocknete Buchecker, die noch vom Winter übrig geblieben war, und brach die Schale auf. Die Mast im Inneren war winzig klein und verschrumpelt. Er hielt

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