Die Herrin der Kelten
Hengstfohlen, und er machte eine gute Figur im Sattel. Das Pferd war Báns letztes Geschenk gewesen, bevor sie das Rundhaus verlassen hatten, und falls dieses Geschenk ebenso sehr eine Provokation gegenüber Amminios darstellte, wie es seinen Bruder ehrte, so hatte doch zumindest niemand eine Bemerkung darüber gemacht. Es war inzwischen allgemein bekannt, dass Amminios Báns innig geliebtes Stutenfohlen den Göttern der Römer geopfert hatte und die Seele der kleinen Stute deshalb verloren war, unfähig, den Weg in das Reich der Toten und in die Obhut der Götter zu finden. Selbst diejenigen, die sie nicht gekannt hatten, waren darüber zutiefst entsetzt.
Bán selbst ritt die rotbraune thessalische Stute, ein Reitpferd, das jedes übertraf, das sie jemals gesehen hatten. Aufgrund ihres großen Werts für die Zuchtherde hatten die Ältesten zuerst ihre Erlaubnis erteilen müssen, bevor Bán sie in den Süden mitnehmen durfte, aber die Abstimmung war einstimmig zu seinen Gunsten ausgefallen. Im Laufe der Reise hatte sich die Stute als ungebärdig erwiesen und zu Anfällen von unnötiger Nervosität und Ängstlichkeit geneigt, doch Bán war hoffnungslos in sie verliebt und hatte geschworen, dass er sie bändigen und notfalls auch sicher und unbeschadet durch ein Unwetter bringen könnte, wenn er müsste, und daraufhin hatten sie ihn mit ihr allein gelassen.
Die ebene Fläche vor dem Festungswall wurde von einem Viehmarkt eingenommen. Dahinter warteten die Krieger der Trinovanter in einer langen Reihe, allesamt in ginsterblütengelbe Umhänge gehüllt und mit Helmen aus poliertem Metall bewehrt, die matt im frühmorgendlichen Licht glänzten. Ihre Schilde waren aus Bronze mit kreisförmigen Mustern, und ihre Pferde trugen dazu passendes Geschirr. Keiner der Krieger war mit einem Speer bewaffnet, doch selbst aus dieser Entfernung konnte Breaca das Heft eines Schwerts hinter der Schulter eines jeden Mannes hervorragen sehen. Sie ließ ihren Blick über die Reihe der Trinovanter wandern, auf der Suche nach denjenigen, die sie bereits kannte. Togodubnos war ungefähr in der Mitte der Schar, deutlich erkennbar an seinem üppigen, bis auf die Schultern herabwallenden schwarzen Haarschopf und an der Breite seiner Schultern. Amminios, rothaarig und auf einem auffallenden Pferd sitzend, war neben ihm. Die übrigen Männer sahen alle mehr oder weniger gleich aus.
Caradoc machte sie auf seinen Vater aufmerksam. »Der goldene Schild dort gehört ihm. Links von Amminios.«
Breaca hatte dem Schild keine besondere Beachtung geschenkt, weil sie ihn für Bronze gehalten hatte; im hellen Sonnenlicht wäre er sehr viel beeindruckender gewesen. Sie prägte sich das Muster ein, damit sie es nicht vergessen würde.
Er wies sie auch noch auf einige andere Männer in dem Empfangskomitee hin, die Breaca bisher nur dem Namen nach kannte. Heffydd, Sohn von Eynd, war der Einzige unter ihnen, der von Bedeutung war: der falsche Träumer, der seine Träume vom Sonnenhund bekam und nicht etwa von den Göttern. Airmid beobachtete ihn den ganzen Weg den Abhang hinunter, allerdings mit einer gewissen inneren Distanz, auf eine Art und Weise, die besagte, dass sie geträumt hatte und noch nicht wieder ganz in die Gegenwart zurückgekehrt war. Sie war bereits für die noch längere Reise gekleidet, die sie im Anschluss an diese unternehmen würde; der Schild, der an ihrem Sattel hing, war aus dem schlichten, schmucklosen Leder der Träumer, ihr Umhang von dem Rauchgrau von Mona. Die Brosche an ihrer Schulter war in der Form des Schlangenspeers gegossen, und Breaca trug das Pendant dazu. So viel zumindest verband sie noch miteinander.
Sie ritten durch das Getümmel auf dem Markt, während sie ihr Möglichstes taten, um Disziplin und Ordnung aufrechtzuerhalten. Breaca als Amtsträgerin und Mitglied der königlichen Familie übernahm die Führung, so wie sie es bereits seit dem Moment getan hatte, als sie trinovantisches Territorium betreten hatten. Caradoc als der heimkehrende Sohn ritt an ihrer Seite. Hinter ihnen schlängelte sich eine lange Kolonne von Kriegern, Träumern und Seeleuten, die Reihenfolge anhand komplizierter Rang- und Statusregeln festgelegt. Es hatte lange Zeit gedauert, um eine Begleittruppe zusammenzustellen, die sowohl zuverlässig als auch ausgewogen war. Krieger aus sämtlichen Eceni-Gebieten hatten sich um die Teilnahme an dieser Reise beworben - einige, um Breaca zu ehren, während sie ihre erste offizielle Delegation
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