Die Herrin der Kelten
anführte, andere um des Römers willen, die meisten aber deshalb, weil sie Cunobelins Residenz sehen wollten und dies die beste Gelegenheit dazu sein würde. Am Ende hatten die Ältesten die Entscheidungen getroffen und diejenigen ausgewählt, die in Zeiten der Gefahr gute Arbeit leisten, die ihrem Volk aber zugleich auch Ehre machen würden, falls Frieden herrschen sollte.
Es war keine Friedensdelegation. Macha, Airmid und Luain waren die einzigen Träumer in der Abordnung, Bán das einzige Kind. Die Übrigen waren erwachsene Krieger, und die meisten von ihnen hatten schon in etlichen Schlachten gekämpft. Cunobelins Männer warteten ein Stück weit vor ihnen. Bei einer Konfrontation hat man es stets leichter, wenn man den Feind auf sich zukommen lässt, und besser noch ist es, wenn man gut organisiert und vorbereitet ist, der Gegner aber nicht. Breaca blickte auf die Kälberpferche und die Zäune aus Weidengeflecht, die sie auf beiden Seiten einengten, und fluchte lästerlich.
»Wir können uns zu einer Reihe formieren, wenn wir das Marktgelände hinter uns gelassen haben. Cunobelin hat dir genügend Platz dafür gelassen.« Caradoc ritt gelassen neben ihr her, eine Hand auf seinem Schenkel ruhend. Er hatte sich von Breaca abgewandt, um die gedämpften Ausrufe des Wiedererkennens aus der Menschenmenge mit einem grüßenden Nicken zu quittieren, und er sprach, ohne den Kopf zu Breaca herumzudrehen. Wer die Szene aus einiger Entfernung beobachtete, hätte den Eindruck gewinnen können, dass er mit der kleinen Gruppe von Schafhändlern sprach, die sich um die Flanken seines Pferdes drängte.
Breaca folgte Caradocs Beispiel, während sie nach rechts und links blickte und denjenigen zunickte, die sie mit Beifall begrüßten. »Ich werde die anderen zusammenrufen, sobald wir alle durch dieses Gewühl durchgekommen sind. Falls überhaupt einer von uns durchkommt. Die Pest über diese Leute! Warum müssen sie uns alle im Weg stehen?«
Caradoc grinste einem Mann zu, der Ale verkaufte, und bedeutete ihm durch Zeichen, dass er nichts zum Tausch dafür anzubieten hatte. »Es kann sein, dass sie die ausdrückliche Anweisung bekommen haben, uns zu behindern. Meines Wissens nach ist dies das erste Mal, dass noch vor dem ersten Tag des Sommers ein Viehmarkt abgehalten wird.« Ein Ziegenbock attackierte wütend die Einzäunung seines Pferchs und zersplitterte dabei das Holz, und das graubraune Hengstfohlen scheute vor dem Lärm. Caradoc hatte Mühe, sein Pferd wieder unter Kontrolle zu bekommen.
»Es wird nicht gut aussehen, wenn unsere Pferde in Panik geraten und durchgehen«, meinte Breaca.
»Wenn unsere Pferde durchgehen, werden die Krieger meines Vaters das als Vorwand zum Angreifen auffassen.« Caradoc lachte atemlos. Der Gedanke an einen Kampf schien ihm durchaus zu gefallen. Als er Breacas Miene sah, wurde er wieder ernst und biss sich auf die Lippen. »Wir können nur hoffen, dass dein Bruder seine Stute gut unter Kontrolle hat.«
»Ich bete darum.« Breaca wandte sich nach einer kleinen Auseinandersetzung mit einem Töpfer wieder nach vorn um und fand heraus, warum ihr eigenes Pferd zögerte. »Wenn er sie nicht bändigen kann, werden wir das nur zu bald erfahren. Dieser Bulle da mag keine Pferde.«
Zwei Männer standen breitbeinig vor ihr auf dem schmalen Weg und stritten sich über den Preis eines großen, rötlich grauen Bullen. Das Tier war nicht allzu gut durch den Winter gekommen; Rippen und Hüftknochen zeichneten sich scharfkantig unter seiner Haut ab, ohne jedes schützende Polster aus Fett oder Muskeln, und die weißlichen Narbenspuren ließen erkennen, wo es gekämpft und, vielleicht, verloren hatte. Seine Hörner hatten die Länge von Breacas Unterarm und waren elegant geschwungen. Die Enden der Hörner verjüngten sich zu scharfen Spitzen und waren mit Kappen aus Silber bedeckt. Es war ein Schmuck, den Breaca bisher noch nie gesehen hatte, aber sie hatte gehört, dass die Römer ihre Tiere auf diese Weise für Festtage herausputzten.
»Betet dein Vater den Bullen an?«, wollte sie von Caradoc wissen.
»Mein Vater betet die Macht an. Wenn er glaubte, ein Bulle würde ihm Macht verleihen, würde er ihn sich aneignen, aber dieser da ist keines von seinen Tieren. Sag irgendetwas Freundliches. Sie glauben, du wärst wütend.«
»Da haben sie auch vollkommen Recht. Aber ich bin nicht wütend auf sie.« Breaca grüßte die beiden Viehhändler mit einem unaufrichtigen Lächeln und lenkte die Stute nach
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