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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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links, fort von den spitzen, geschwungenen Hörnern. Der Bulle beäugte sie bösartig. Die Stute tänzelte vorwärts, ängstlich schnaubend. Ein brüllendes Kalb, mutterseelenallein gelassen in einem Pferch, der für viele gebaut worden war, hob den Schwanz und machte seinen Gefühlen mit einem flüssigen Strahl heißen, übel riechenden Kots Luft. In dem Pferch nebenan wühlte eine Sau mit ihrer Schnauze in dem Zaun aus Weidengeflecht, angestrengt darum bemüht, sich einen Weg nach draußen zu bahnen, und mit augenscheinlichem Erfolg. Der Gestank war überwältigend und der Lärm noch schlimmer, aber die Pferde hielten sich wacker, und dann hatten sie die Viehpferche hinter sich gelassen, und keiner von ihnen war von Bullenhörnern aufgespießt oder zu ungehörigem Handeln angestachelt worden.
    Mit unbeweglicher Miene, den Blick fest auf Cunobelin geheftet, trieb Breaca ihre Stute an und zählte dabei die Schritte, während sie über die ebene Fläche ritt - drei Schritte vorwärts: Macha und Eburovic waren an dem Bullen vorbeigekommen und in Sicherheit; sechs Schritte: Luain mac Calma und Segoventos kamen in Reichweite des Tieres. Der Letztere war kein guter Reiter, sie hörte seinen erbitterten Fluch und das laute Schnauben seines Pferdes, aber weiter nichts; neun Schritte: Airmid und - möge Nemain ihnen allen beistehen! - Dubornos mit seinem Übermaß an klirrenden Armreifen und seinem auffällig bunten Gewand kamen jetzt in Reichweite des Bullen. Seit sie das Herzland der Eceni verlassen hatten, hatte er sich wie eine Klette an Airmids linke Seite geheftet, als ob dies sein rechtmäßiger Platz wäre. Wenn Breaca zu lange darüber nachdachte, würde sie zu wütend werden, um noch an irgendetwas anderes denken zu können.
    Nervös strich sie mit einer Hand das Vorderteil ihrer Tunika glatt, um irgendetwas zu tun zu haben. Bis zu diesem Moment war ihr gar nicht bewusst gewesen, wie sehr sie noch immer an dem Menschen hing, der drei Reihen hinter ihr ritt. Sie zählte im Geist den zwölften Schritt, und dann war Airmid sicher und unverletzt an dem Kalb, dem eingepferchten Schwein und dem gereizten Bullen vorbei und ritt über freies Gelände. Ein überwältigendes Gefühl der Erleichterung stieg in Breaca auf und ließ einen Moment lang alles vor ihren Augen verschwimmen. Sie kam prompt mit dem Zählen der Schritte durcheinander und musste stattdessen die Lücken zwischen den Grasbüscheln oder den dicken, weichen Kuhfladen messen. Die restlichen Seeleute und Krieger waren alle kräftig genug, um ihre Pferde wieder in den Griff zu bekommen, falls sie in Panik gerieten. Es war Bán, der ganz am Ende der Kolonne ritt, um den sie jetzt mit angehaltenem Atem bangte.
    Caradoc spürte ihre Angst. Ohne sich zu ihr umzudrehen, sagte er: »Die Stute benimmt sich jetzt besser als vorhin im Wald. Er braucht nur noch einen oder zwei Speerwürfe weit zu reiten. Ich sage dir Bescheid, wenn er durchgekommen ist. Sieh nach rechts, da ist jemand, der dir ein Geschenk überreichen möchte.«
    Breaca blickte hinunter. Eine Frau schritt neben der Flanke ihres Pferdes her. Ein dunkler wollener Umhang bedeckte ihr Haar und den größten Teil ihres Gesichts. Der Körper darunter verriet, dass sie noch ziemlich jung war und erst kürzlich ein Kind geboren hatte. Milchflecken verdunkelten den Stoff ihrer Tunika über beiden Brüsten, obwohl von einem Kind keine Spur zu sehen war. Das Geschenk, das sie Breaca darbot, war ein schiefergrauer Welpe, so klein, dass er noch nicht einmal entwöhnt war. Er wand sich blind in ihren emporgehobenen Handflächen. Breaca warf einen Blick hinter sich, um zu sehen, wo ihre Begleiter blieben. Es wäre eine Beleidigung, das Geschenk abzulehnen, aber sie hatte ganz bestimmt nicht die Absicht, mit einem winselnden, spuckenden Winzling von einem Hundewelpen im Schoß vorwärtszureiten, um dem mächtigsten Herrscher und Heerführer dieses Landes zu begegnen. Airmid hätte den Hund sicherlich in ihre Obhut genommen, doch sie war noch zu weit entfernt und gerade damit beschäftigt, ihr Pferd an einem Mann vorbeizumanövrieren, der eine Herde von Mutterschafen und Lämmern trieb. Auch von den anderen war noch niemand in Reichweite.
    Breaca beugte sich zu der Frau hinunter. »Vielen Dank. Ich fühle mich sehr geehrt, aber ich kann ein solches Geschenk im Moment nicht mit mir herumtragen. Wenn du den Welpen vielleicht vorläufig jemand anderem...«
    »Ich werde ihn nehmen.«
    Überraschenderweise zügelte Caradoc

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