Die Herrin der Kelten
kann?« Seine Augen leuchteten, und sein Lächeln war strahlend. In vieler Hinsicht war er wie ein Spiegelbild Caradocs, ihm fehlte nur der kochende Zorn.
»Aber sicher doch.« Breaca versuchte, ernst zu bleiben, wie es sich für den größeren Anlass geziemte, und schaffte es doch nicht.
»Caradoc ist von seinem Volk mit einem Geschenk beehrt worden. Wenn du dich ordentlich benimmst und die preisgekrönten Schweine des Sonnenhundes nicht noch einmal beleidigst, überlässt er es dir vielleicht.«
Sie hatten Hail aus einer ganzen Reihe von triftigen Gründen in der Siedlung zurückgelassen, nicht zuletzt auch aus Furcht davor, dass Amminios ihm Schaden zufügen würde, doch die Trennung von seinem Hund war Bán nicht leicht gefallen. Als er jetzt den Welpen sah, wurden seine Augen kreisrund vor Überraschung.
»Es ist ein Weibchen«, sagte Caradoc und hob einen Zipfel seines Umhangs hoch. »Du hast eine neue Gefährtin für den Stammvater deiner zukünftigen Jagdhundzucht.«
Báns Augen wurden riesengroß. »Darf ich sie haben? Wirklich?«
Er ist im Grunde immer noch ein Kind, dachte Breaca; ich vergesse das nur manchmal. »Später«, erklärte sie. »Wenn wir das Treffen überleben. Jetzt haben wir erst einmal etwas Wichtigeres zu tun.« Sie blickte Caradoc an. »Bist du bereit?«
»Natürlich. Wir sind alle bereit.«
»Gut.« Sie hob ihren Arm hoch über den Kopf. Auf ihr Signal hin schwärmten vierzig Reiter zu beiden Seiten von ihr aus und formierten sich zu einer Reihe; Seeleute auf der Linken, Träumer auf der Rechten, Krieger an beiden Enden. Das Ganze ging beinahe lautlos vonstatten. Breaca spürte das Zischen ihres Atems und den Druck der Konzentration. Neue Lederzügel knirschten, und Pferdegeschirr klirrte gedämpft, aber von den Flüchen und Verwünschungen, die während des Übens ertönt waren, war jetzt nichts mehr zu hören. Tagelang hatten sie dieses Manöver geprobt und durchexerziert: auf der Wiese in der Nähe des Rundhauses, auf dem ebenen Gelände jenseite der Pferdekoppeln und später dann auf den freien Flächen vor und hinter den bewaldeten Gebieten, die trinovantisches Territorium kennzeichneten. Breaca hatte die Sache in Erinnerung an Togodubnos’ Ankunft vor dem Rundhaus geplant, Caradoc und der Römer hatten ihr bei der Ausführung geholfen. Gemeinsam hatten sie etwas Bemerkenswertes erreicht: Eine Gruppe von Seeleuten, die keine Reiter waren, hatte gelernt, sich eng mit Männern und Frauen zusammenzuschließen, die schon ihr ganzes Leben lang allein oder im Wettstreit mit anderen geritten waren. Jeder Einzelne von ihnen hatte dabei etwas gelernt, und sei es auch nur, wie man als Teil einer Gruppe mit denjenigen zusammenarbeitete, die man eigentlich verachtete. Selbst Dubornos hatte sich widerspruchslos in die Truppe eingefügt und seine Rolle akzeptiert. Jetzt formierten sie sich mit einer Präzision und einem Stolz, der Breaca in der Seele weh tat und bewirkte, dass sich ihre Hand um die Zügel krampfte.
»Vorwärts!«, rief der Römer leise von seinem Platz weiter unten in der Reihe. Breaca senkte ihren Arm in die Waagerechte, um nach vorn zu zeigen, und trieb die Graue aus dem Stand zum vollen Galopp an. Die gesamte Reihe preschte gemeinsam mit ihr vorwärts und passte sich ihrem Tempo an. Sie spürte, wie der Römer seinen Wallach antrieb, während Bán zur gleichen Zeit die sehr viel schnellere rotbraune Stute etwas zurückhielt und auch Caradoc sein Hengstfohlen zügelte, so dass alle drei auf genau gleicher Höhe mit der Grauen waren und Kopf an Kopf nebeneinander hergaloppierten. Genauso wie Togodubnos es einmal mit einem kleineren Kriegerverband auf der Ebene vor den Toren ihrer Siedlung zu tun versucht hatte, galoppierte Breaca jetzt mit ihren Leuten in einer schnurgeraden Linie auf die Krieger der Trinovanter zu. Erst im letztmöglichen Moment riss sie erneut den Arm hoch und ließ ihre Truppe anhalten.
Das Manöver war gut, wenn nicht sogar perfekt gelungen. Sie zügelte die Graue und brachte sie vor Togodubnos zum Stehen, nicht vor seinem Vater. Der Sonnenhund, Liebhaber aller Dinge, die mit dem Römerreich zu tun hatten, sah sich dem Römer gegenüber. Caradoc blickte von der Höhe seines Hengstfohlens mit einem warmen Lächeln auf Amminios herab. Auf seiner Rechten saß Bán hoch aufgerichtet im Sattel, und die rotbraune Stute glänzte wie die untergehende Sonne, während das Blau seines Eceni-Umhangs den Himmel um sie herum bildete. Zu Anfang war es unmöglich,
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