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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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die Früchte und Gemüsesorten, Soßen und Gewürze eines fremden Kontinents zu essen. Sie hatte die protzige Geschmacklosigkeit des Schmucks aus dem Süden gesehen und sich darauf gefasst gemacht, diese in den Wandbehängen und Schnitzereien, in dem Geschirr und der Kleidung derjenigen wiederzufinden, die sie begrüßten.
    Was Breaca jedoch stattdessen bekam, war so etwas wie ein Stück Heimat in der Fremde, eine hervorragende, geschmackvolle, perfekt nachgebildete Version von daheim.
    Das Große Versammlungshaus des Sonnenhundes hätte auch das der Eceni sein können, hätten sie beschlossen, es mit dem Eingang nach Süden zu bauen, die Wände mit gelben Wandbehängen zu schmücken und nur das Zeichen eines einzigen Träumers in die Türpfosten einschnitzen zu lassen. Da Breaca aber das Bedürfnis hatte, irgendetwas zu finden, was sie beanstanden konnte, entschied sie, dass die geschnitzten Darstellungen von Bären erdrückend, merkwürdig ungeschickt und seelenlos waren, als ob sie von jemandem gezeichnet worden wären, der überhaupt keinen inneren Bezug zu dem Symbol hatte und sich vor dem fürchtete, was er sah, statt mit dem Einfühlungsvermögen und dem tief gehenden Verständnis desjenigen, dem der Bär im Traum erschienen war. Sie blickte zu Airmid hinüber, sah den missbilligenden Ausdruck auf ihrem Gesicht, als sie die Schnitzereien betrachtete, und beobachtete dann, wie auch sie in ihrem Essen herumstocherte und kritisch davon kostete, auf der Suche nach weiteren Mängeln. Es waren aber keine mehr zu finden. Alles andere war in Ordnung, und sogar mehr als das. Der Sonnenhund offenbarte seinen Reichtum auf eine zurückhaltende, von gutem Geschmack geprägte Art und Weise und ließ die Qualität und Quantität der Kost für ihn sprechen. Am Ende einer guten Erntesaison hätten auch die Eceni ein Festmahl dieses Umfangs für eine ebensolch große Anzahl von Gästen wie diese zubereiten können, aber nicht zu Beginn des Frühjahrs, nach dem härtesten Winter seit Menschengedenken. Sie wurden mit süßen Hafermehlkuchen und Honig bewirtet - Honig , im Frühling! -, mit Malzbier und frischem Ale, das nicht durch lange Lagerung sauer und schal geworden war, mit einem ganzen gebratenen Wildschwein und einem am Spieß gebratenen Bullenkalb für diejenigen, die dieses Fleisch bevorzugten, und mit gepökeltem Schinken, der noch saftig und rosig war. Es gab sehr viel mehr Fleisch, als Breaca mochte, aber es wurde aus Höflichkeit serviert, und die Eceni hätten das Gleiche getan, wenn der Sonnenhund dem Rundhaus einen Besuch abgestattet hätte und sie zu einer solch üppigen Bewirtung in der Lage gewesen wären. Der einzige augenfällige Unterschied war der Umstand, dass die Gesellschaft fast ausschließlich aus Männern bestand. Togodubnos’ Mutter war da; eine ruhige, wachsam wirkende Frau, ebenso hoch gewachsen und dunkelhaarig wie ihr Sohn, und eine jüngere Frau, die um Amminios herumscharwenzelte; aber keine anderen Frauen.
    Sie beendeten das Mahl mit noch mehr Ale und einer Geschichte von Heffydd, dem Träumer, die von einem jungen Helden handelte, der als Schiffbrüchiger an fremde Gestade angeschwemmt wurde und später mit neuen Gefährten in die Heimat zurückkehrte. Den Seeleuten gefiel die Geschichte, besonders die anschauliche, ziemlich schwülstige Beschreibung des neuen Schiffes, das der überglückliche Vater zur Verfügung stellte. Caradoc harrte die ganze Zeit über mit teilnahmsloser, unbewegter Miene aus, bis die Geschichte zu Ende war. Dann stand er auf und verließ den Raum, während die anderen dem Sänger noch immer Komplimente machten. Bald darauf wurden die Seeleute eingeladen, die Tafelrunde zu verlassen und sich in kleinen Gruppen mit einigen der Händler zusammenzusetzen, um mit ihnen über Geschäfte und Handelsbeziehungen zu sprechen. Segoventos blühte sichtlich auf, und seine Stimme schwoll an, um bis zum Dachgebälk hinaufzuschallen. Für diejenigen, die nicht direkt an den Verhandlungen beteiligt waren, wurden Würfel und eine Hand voll Spielbretter herbeigebracht. Breaca wandte sich um und fand Cunobelin direkt neben sich.
    »Sie werden hier noch für eine Weile gut aufgehoben sein. Wir werden das Schiff später besichtigen, wenn die Trägheit nach dem Essen nachgelassen hat. Inwischen haben die Götter das schöne Wetter für uns bewahrt. Es herrscht zwar Wind, aber es sieht nicht nach Regen aus. Vielleicht würdest du gerne unsere Marktstände und Werkstätten besichtigen?

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