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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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gegenüber von den anderen. Ein zierlicher blonder Junge mit erstaunlich blauen Augen stand schon bereit, um die Zügel der Pferde zu nehmen.
    Cunobelin saß ab und warf ihm die Zügel zu, als ob er nicht mehr als ein Pfosten zum Anbinden wäre. Zu Breaca gewandt sagte er: »Dies ist die Münzstätte. Hier prägen wir unsere Münzen. Würdest du so freundlich sein, mir nach drinnen zu folgen? Ich glaube, du würdest es interessant finden.«
    Mein Erzeuger ist derjenige, den man beobachten sollte. Er ist der Meister, aber er spielt nicht mit einem Brett.
    »Danke. Ich würde mich geehrt fühlen.« Breaca glitt vom Rücken der Grauen und übergab die Zügel mit einem dankenden Nicken dem Pferdeburschen. Die Stute scheute bei der fremden Hand an ihrem Zaum und musste erst beruhigt werden. Cunobelin wartete neben Breaca, seine Hand auf ihren Arm gelegt. Seine Gesichtszüge waren klar umrissen, sein Blick fast treuherzig und ohne jeden Falsch, und Breaca konnte jetzt verstehen, wie er ein ganzes Königreich allein mit Charme erobert hatte. Sie waren bereits an der Tür, als er sich zu seinem Sohn umwandte.
    »Caratacos? Du würdest es ebenfalls interessant finden.«
    Caradoc schüttelte lächelnd den Kopf. Mit vollendeter Höflichkeit erwiderte er: »Das bezweifle ich, Vater. Ich bin noch nie für den Gebrauch von Münzen gewesen. Sie verlieren nur zu leicht ihren Wert.«
    »Dennoch versichert Heffydd mir, dass diese hier anders sind.«
    »Heffydd? Ein Mann, der mich gut kennt.« Caradoc zog seine Brauen fast bis zu seinem Haaransatz hinauf. »Trotzdem, in diesem Fall hat er Unrecht.«
    »Das denke ich nicht. Und es würde ihn sehr kränken, wenn er erführe, dass du so darüber denkst.«
    »Ach, tatsächlich?«
    Breaca hatte das Gefühl, Hunde bei einem Kampf um die Rudelherrschaft zu beobachten, oder Hirsche in der Brunft, die einander mit ihren Geweihen rammten, außer dass das gegenseitige Umkreisen, Knurren und Hufscharren hier in Form kleiner Abwandlungen im Ton und mit dem Heben oder Senken einer Augenbraue geschah. Der Sonnenhund, so schien es, hatte diese Runde gewonnen, obwohl Breaca nicht hätte sagen können, warum. Nach einem kurzen Moment des Zögerns schwang Caradoc sein Bein über den Hals des Hengstfohlens und sprang leichtfüßig zu Boden. Bán kam eilig herbei, um das Fohlen zu übernehmen, ehe der Pferdebursche nach den Zügeln greifen konnte.
    Cunobelin duckte sich unter dem Türsturz hindurch und führte seine Begleiter in die Schmiedewerkstatt. Nach der Helligkeit der Nachmittagssonne war es im Inneren beinahe stockfinster. Breaca ließ ihren Blick auf den rötlichen Rändern des Feuers ruhen, bis sich ihre Augen an das trübe Halbdunkel gewöhnt hatten, dann sah sie sich blinzelnd im Raum um. Der Schmied stand in der Nähe der hinteren Wand, eine gesichtslose, schattenhafte Gestalt in der Düsterkeit, fast unsichtbar, wäre seine versengte, vom Feuer runzlig gewordene Lederschürze nicht gewesen. Das Schmiedefeuer selbst war in der Mitte weiß glühend; der Mann hatte die Flammen mit seinem Blasebalg angefacht und erst vor kurzem damit aufgehört. Eine Gussform stand bereit, doch Breaca konnte keinen Tiegel mit geschmolzenem Metall entdecken. Der Schmied trat vor.
    »Jetzt, Mylord?«
    »Wenn ich darum bitten darf.«
    Fertig abgewogene Goldkörnchen lagen bereits in der Gussform. Breaca hatte das Verfahren des Münzengießens noch nie gesehen und hielt es auch nicht für sonderlich nutzbringend, diese Technik zu erlernen. Erfahrene Händler kannten den Wert ihrer Waren, ohne Gold als Vermittler zu benötigen. Der Form halber und weil es der Grund war, weshalb sie zur Besichtigung der Schmiede eingeladen worden war, gab sie sich jedoch den Anschein, als betrachtete sie interessiert die Eisenzangen und die Art, wie der Schmied jetzt den Blasebalg schräg hielt, um die Hitze des Feuers über die Spitze der Gussform zu lenken. Währenddessen nutzte sie die Zeit, um Caradoc und seinen Vater verstohlen zu beobachten und die wachsende feindselige Spannung zwischen ihnen zu spüren. Sie war nicht entwaffnet worden, und der Schmied machte nicht den Eindruck eines kriegerischen Mannes. Falls es zu einem Kampf kam, würden sie also zwei gegen einen sein - drei, wenn sie Bán mitzählte -, und ihre Pferde würden mit ihnen kämpfen. Der Schmied zog seine Gussform vom Feuer. Breaca wich unauffällig einen Schritt rückwärts, näher zur Tür hin.
    »Der Gussvorgang ist abgeschlossen«, erklärte der Mann.

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