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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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er gegangen war, um sie geheim zu halten. Nach Caradocs Treffen mit seinem Vater hatte sich die Neuigkeit dann herumgesprochen, und bis zum Einbruch der Dunkelheit hatte anscheinend die gesamte Residenz Bescheid gewusst. Sie hatte sich zweifellos so schnell herumgesprochen, dass Odras, als sie am Abend vor der Abreise der Eceni-Delegation gebeten worden war, dem Jagdhundwelpen einen Namen zu geben, beschlossen hatte, die kleine Hündin Cygfa zu nennen, zu Ehren einer toten Kriegerin der Ordovizer, und niemand war auf den Gedanken gekommen, diese Wahl zu hinterfragen.
    Der Abschied zwischen Caradoc und Odras hatte unter vier Augen stattgefunden, und auch darüber hatte niemand ein Wort verloren. Zwar hatte Caradoc Odras nicht seinen Armreif zurückgegeben, aber dafür hatten sie andere, weniger greifbare Geschenke ausgetauscht, und das hatte den letzten Tag ihres Aufenthalts nicht weniger schwierig gemacht. Es hatte Augenblicke gegeben, da hatte Breaca befürchtet, dass Caradoc vielleicht bleiben würde und es erhebliche Schwierigkeiten zwischen dem jungen Krieger und seinem älteren Bruder geben könnte, doch dazu war es zum Glück nicht gekommen. Genau wie sie vorausgesagt hatte, hatte Luain Caradoc von der Blutschuld freigesprochen, wonach es dem jungen Mann frei gestanden hatte, entweder mit Segoventos an Bord des Schiffes zu gehen, in der Residenz seines Vaters zu bleiben oder aber nach Westen zum Volk seiner Mutter zu reiten. Seine Bitte, wieder mit den Eceni nach Norden reiten zu dürfen, war unerwartet gewesen, aber ganz und gar nicht unwillkommen. Bei dem seltsamen Gefühl der Enttäuschung, das das Ende ihres Besuchs kennzeichnete, war Breaca für das Angebot seiner Begleitung nur zu dankbar gewesen.
    Caradoc hatte sein Pferd als Letzter von den Ställen heraufgebracht. Mit seinem Erscheinen war die Gruppe nun vollzählig. Eburovic und Macha reihten sich hinter Breaca in die Kolonne ein, dicht gefolgt von Airmid. Dubornos, ausnahmsweise einmal schweigsam, ritt an der Seite der Träumerin. Zwei Tage lang würden sie alle gemeinsam reisen; dann, an der Grenze zu den Eceni-Ländern, würde Airmid die Gruppe verlassen und sich nach Westen wenden, um nach Mona zu reiten. Keiner wusste, wann sie wieder zurückkehren würde. Es war eine Vorstellung, die Breaca sehr bedrückte, doch sie entschied, dass es das Beste war, erst einmal nicht daran zu denken. Die letzten Reiter schlossen sich der Kolonne an. Tagos und Sinochos bildeten die Nachhut und führten eine Reihe von reiterlosen Pferden, beladen mit Geschenken des Sonnenhunds, und dann war es Zeit zum Aufbruch.
    Cunobelin kehrte an Breacas Seite zurück und legte seine Hand abermals auf den Zaum der grauen Stute. Er hatte die vergangene Nacht mit einem Festgelage verbracht und sich dabei lange und ausführlich mit Eburovic unterhalten, wirkte jedoch in keiner Weise übernächtigt. Sein Atem roch nach Wein, überlagert von Rossminze, aber beide Gerüche waren nicht übermäßig stark. Seine Augen waren genauso, wie Breaca sie bei ihrer allerersten Begegnung gesehen hatte: voll trockenen Humors und von einem tief gehenden Verständnis erfüllt, das sowohl alarmierend als auch seltsam tröstlich war. Ihr kam der Gedanke, dass dieser Mann ein unvergleichlicher Verbündeter gewesen wäre, wenn sie hätte lernen können, ihm zu vertrauen. Doch dafür war es jetzt zu spät; sie versuchte, sich ihn als Verbündeten vorzustellen, und konnte es doch nicht. Nach dem Vorfall in der Schmiede war es einfach unmöglich, ihn als irgendetwas anderes als gefährlich zu betrachten.
    Mit einem Nicken, als ob Breaca gesprochen hätte, hob Cunobelin den Arm und umfasste ihren Ellenbogen in dem schlichten Abschiedsgruß der Krieger. »Bist du bereit?«, fragte er.
    »Nein. Und daran wird sich auch nichts ändern, wenn wir noch länger hier warten. Ich denke, wir sollten jetzt aufbrechen.«
    »Gut. Dann werde ich den Weg für euch freimachen.« Er gab ein Handzeichen, und acht Männer schoben die schweren Balken zurück, die das Tor geschlossen hielten. Mit einem Ächzen wie von einem umstürzenden Baum schwangen die beiden Torflügel nach außen auf. Die Wiese unterhalb des Tores war still und leer. Man hatte es also nicht für nötig gehalten, auch für ihre Abreise einen Viehmarkt anzuordnen.
    Cunobelin ging neben Breaca her, als sie ihre Stute durch die Öffnung in der Festungsmauer trieb. »Du wirst zurückkehren?«, fragte er. Wie bei allem, was er sagte, war es sowohl eine Frage

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